Wein und Architektur - Traben-Trarbach an der Mittelmosel

Traben-Trarbach (dpa/tmn) - Mondäne Stadtvillen und ein „Bellevue“ im Jugendstil: der 6000-Einwohner-Ort Traben-Trarbach an der Mosel kann mit architektonischen Highlights aufwarten. Das Thema Wein ist hier allgegenwärtig und hat auch die Architektur belebt.

Ulla Schnitzius übertreibt nicht: „Die Villen an der Uferpromenade sind so pompös wie in Berlin-Dahlem“, sagt die Kultur- und Weinbotschafterin von Traben-Trarbach. Wenn man sich als Besucher etwas in die Geschichte der Stadt einliest, überrascht das wenig: Traben-Trarbach war vor dem Ersten Weltkrieg nach Bordeaux das wichtigste Weinhandelszentrum der Welt. Als protestantische Enklave an der ansonsten katholischen Mosel ergaben sich aus den engen Verbindungen zu Preußen ideale Voraussetzungen für einen florierenden Weinhandel. Der Export in europäische Länder und nach Übersee bescherte der Region enorme Reichtümer.

Die Goldmark saß locker und entsprechend aufwendig wurde im Jugendstil, im Wiener Sezessionsstil und im Neobarock gebaut. „Schauen Sie hier, das ist ein Gedenkstein für Bruno Möhring“, sagt Schnitzius und zeigt auf ein unscheinbares Denkmal am Moselufer.

Der Berliner Architekturprofessor gewann den zum Brückenbau ausgeschriebenen Wettbewerb, der die bis 1904 eigenständigen Gemeinden Traben und Trarbach verbinden sollte. Und er war es auch, der mit dem „Hotel Bellevue“ das wohl schönste Jugendstilhotel Deutschlands entwarf. Dabei hat er viele Gestaltungselemente rund um das Thema Wein eingebaut. Wer genauer hinschaut, erkennt im Turm die Form einer Sektflasche. Im Inneren beeindruckt das von Kriegszerstörung und Modernisierungseifer verschonte Gebäude bis heute mit Jugendstil vom Feinsten. Von den Lampen bis zur Wendeltreppe, von den Nippesfiguren bis zu den bunten Ornamenten an Fenstern und Türen - der Jugendstil lebt im „Bellevue“.

Die reichen Winzer wollten mithalten und ließen sich ebenfalls prächtige Villen vom Berliner Baumeister errichten, die ganz dem neuen Stil verpflichtet waren. Sie sind bis heute erhalten und prägen maßgeblich das Stadtbild. Da sind das Haus Huesgen, das sogar über einen eigenen Theatersaal verfügte, und die Villa Nollen, ein verschachtelter Bau, der für den Weinhändler Gustav Becker errichtet wurde.

Wer mag, taucht mit Ulla Schnitzius auch in die Unterwelt von Traben-Trarbach ein. „In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden große Flächen des Stadtkerns unterkellert“, erklärt sie und führt ins dunkle Labyrinth. Teilweise sind die Keller mehrstöckig angelegt und die Gewölbe über 100 Meter lang.

Der Einstieg in die Unterwelt liegt am Moselufer. Dann werden verschiedene Bauwerke und sogar eine Bundesstraße unterquert, um schließlich an ganz anderer Stelle in einem Garten oder Winzerhof wieder an das Tageslicht zu gelangen. Während der rund anderthalb Stunden dauernden Tour erfahren die Teilnehmer auch viel Wissenswertes über die wechselvolle Geschichte des Weinbaus. Und natürlich gibt es zum Abschluss auch ein Gläschen Riesling zum Probieren.

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