Kunst im Teufelsmoor - Winterausflug nach Worpswede

Worpswede (dpa/tmn) - Worpswede war vor einem Jahrhundert ein Kaff im Teufelsmoor. Viele Künstler zog diese Einsamkeit an. Längst ist es damit vorbei. Im Sommer drängen sich Touristen durch Galerien und Museen.

Im Winter ist es ruhiger. Viel zu sehen gibt es dennoch.

An einem klaren Wintertag reicht der Blick vom Weyerberg bis weit über die Hamme-Niederung und das Teufelsmoor. Eichen und Buchen, die im Sommer mit ihrem dichten Blätterdach den Blick verstellen, recken nur kahle Äste in den Himmel. In den kalten Monaten präsentiert sich der Künstlerort Worpswede nordöstlich von Bremen weniger behaglich als im Sommer. Dafür bietet er neben den Museen und Kunstschauen andere Ein- und Ausblicke.

Die verschiedenen Ausstellungen locken nicht nur bei schlechtem Wetter unter feste Dächer. Die Große Kunstschau wurde nach Erweiterung und Umgestaltung 2011 wieder eröffnet. „Wir haben auch im Winter ein ansprechendes Programm.“ Worpswede durchläuft gerade eine Art Generalüberholung. Besonders zu sehen ist das in der Bergstraße, im Zentrum des Ortes. Links und rechts liegen Galerien, Museen, Cafés und Geschäfte. Der Weg führt von der Zionskirche bis zur großen Kunstschau. Die Bergstraße ist eine Baustelle. Mit roten Klinkersteinen gepflastert wird aus der früher eher autofreundlichen Straße eine Flaniermeile.

Renovierungs- und Umbauarbeiten laufen allerorten in Worpswede, zum Beispiel am Barkenhoff, in dem der Maler Heinrich Vogeler zwischen 1895 und 1923 lebte und arbeitete. Wer schon einmal in Worpswede ist, sollte einen Besuch im Teufelsmoor anschließen, zumindest in der Hamme-Niederung. Spätestens am Lokal „Hammehütte Neu-Helgoland“ lässt man das Auto stehen und schlendert über die alte Fußgänger-Klappbrücke zum anderen Ufer des Flüsschens, das im Winter oft bis an den Rand mit Wasser gefüllt ist. Die Wiesen links und rechts des Weges sind weitgehend überflutet und lassen bei gutem Wetter einen tollen Ausblick über die Ebene zu.

Generationen hatten sich daran kaputt gearbeitet, das moorige Land urbar zu machen. Dafür legten sie Entwässerungsgräben und Kanäle an, auf denen Torf nach Bremen geschippert wurde. Was damals für die wachsende Bevölkerung notwendig erschien, erwies sich als großer ökologischer Fehler. Mit dem Wasser verschwand die Artenvielfalt. Inzwischen durfte das Wasser in Teile der Niederung zurückkehren.

Armin Kannning, der Leiter vom Worpsweder Tourismus- und Kulturmarketing, empfiehlt gerade im Winter einen Spaziergang durch die Hamme-Niederung: „Es ist ein Naturschauspiel, das man gesehen haben muss.“ Ziel eines Spaziergangs könne einer von mehreren Aussichtstürmen sein, von denen aus sich die weite der Landschaft noch besser erschließt.

Nach dem Marsch lässt sich in einem der zahlreichen Cafés in Worpswede die nächste Etappe der Ortserkundung planen: Die Zionskirche und der Friedhof sind sehenswert. Schilder auf dem Gelände weisen den Weg zu den Gräbern bedeutender Worpsweder Künstler - zum Beispiel von Fritz Mackensen und Paula Modersohn-Becker. „Viele Gräber sind künstlerisch gestaltet“, erzählt Pastor Kurt Liedtke. Ein Spaziergang lohne sich immer, weil man auf dem Friedhof viel über die Menschen von Worpswede erfahren könne.

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