Auf Fossiliensuche in der Grube Messel

Messel (dpa/tmn) − Man könnte glauben, dass Yvonne Roeper einen langweiligen Beruf hat: 360 Mal im Jahr führt sie Besucher in die Grube Messel bei Darmstadt. Aber diese Annahme wäre falsch. „Ich zeige immer neuen Gästen, dass tote Steine eine ereignisreiche Geschichte erzählen können“, sagt Roeper.

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Die Senke, in der sie so viel Zeit verbringt, ist 60 Meter tief, hat einen Durchmesser von 800 Metern und zählt zum Weltnaturerbe der Unesco. Nicht umsonst.

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Eine Führung durch die Grube Messel, dieses uralte Fossilienlager, ist wie eine kleine Forschungsreise. Roeper und ihre zwei Kolleginnen gehen von Frühjahr bis Herbst fast täglich durchs Gelände. Manchmal sehen sie Rehe und Wildschweine und scheuchen Gänse auf. Doch die spannendsten Tiere sind hier schon lange tot.

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Denn ab und an finden Besucher in der Grube Fossilien. „In meiner Führung hat schon mal eine Schülerin eine Fledermaus im Ölschiefer entdeckt“, erzählt Roeper. Und eine Kollegin habe einmal eine Platte aufgehoben und nur so zur Demonstration gespalten. „Da kam das Fossil eines kleinen Krokodils zum Vorschein.“ Wie kommt ein Krokodil an den Rand des Odenwaldes? Das Urzeittier ist aus dem Eozän. In dieser Erdzeit lag Mitteleuropa viel näher am Äquator.

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Die Grube Messel ist ein wichtiges Zeitfenster in die Urgeschichte der Erde. Fast 120 Jahre wurde hier Tagebau betrieben, der Mensch kam so gut an tiefes Sedimentgestein, das Fossilien enthält. Und weil in dem sauerstoffarmen Wasser einst nichts verweste, findet man darin heute Tiere, die wie Mumien noch Haut und Haare haben. Die Stars der Grube sind das Urpferdchen, das so groß wie ein Fuchs war, das Uräffchen Ida und der 2013 entdeckte Riesennager, der aussieht wie ein gigantisches Eichhörnchen.

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Roeper führt ihre Gäste zu einer Grabungsstelle. „Hier graben sich die Paläontologen an einem Tag durch tausende von Jahren.“ Ein Zentimeter Gestein entspricht 100 Jahren, und mittendrin befinden sich noch vollständige fossile Tiere. Sogar die bunten Flügel von Insekten schillern noch. Schlussendlich dürfen auch die Besucher Indiana Jones spielen. Aber sie dürfen nichts mit nach Hause nehmen. Die Funde sind für die Allgemeinheit und die Wissenschaft da.

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Aus der Forscher-Abraumhalde sucht die Geologin vielversprechende größere Stücke und verteilt sie. Durch den Kontakt mit der Luft ist der dunkle Ölschiefer so bröselig geworden, dass er sich leicht mit der Hand spalten lässt. Was bedeuten die hellen Flecken? „Kot kleiner Fische“, antwortet Roeper. Bald entdeckt ein Kind ein vollständig erhaltenes Blatt, das nächste eine Fischschuppe. Der tollste Fund des Nachmittags ist aber ein vollständig erhaltenes Fossil eines etwa drei Zentimeter kleinen Fisches. „Ein Thaumaturus, die waren damals zahlreich“, erklärt Roeper.

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