Wo der Hobbit herkommt: Mit J.R.R. Tolkien durch Oxford

Oxford (dpa/tmn) - Am 12. Dezember kommt der neue „Hobbit“-Film in die Kinos. Gedreht wurde in Neuseeland, aber eigentlich stammt Bilbo Beutlin aus Oxford. Dort lebte sein Erfinder J.R.R. Tolkien. Allerdings nicht gerade in einer gemütlichen Hobbithöhle.

Der Entstehungsort von Mittelerde liegt hinter einem verkommenen Bretterzaun. Asphaltierter Vorgarten, verwilderter Randbewuchs, Mülltonnen. Das dahinter aufragende schwarzgraue Haus hat „Psycho“-Ausstrahlung. Nein, 20 Northmoor Road in Oxford ist eigentlich keine Adresse, die man als Tourist ansteuern müsste.

Und doch kommen sie nahezu täglich, die Leute, die sich neugierig umsehen, ein paar Bilder machen und dann wieder verschwinden. Den Grund dafür verrät eine blaue Plakette am Giebel: „J.R.R. Tolkien lived here 1930-1947“. Hinter den dunklen Fensterscheiben verfasste der englische Schriftsteller sowohl seinen „Hobbit“ als auch die Trilogie „Der Herr der Ringe“.

Viele seiner Leser pilgern heute nach Oxford, um dort nach Vorbildern für seine Fantasie-Welt Mittelerde zu suchen. Insgeheim hoffen sie wohl, ein Elbenschloss oder eine Hobbithöhle zu finden.

Alle Häuser, in denen der verschrobene Professor wohnte, stehen noch. Es sind so einige, denn er zog in seinem Leben 20 Mal um. Entscheidend ist neben der Adresse in der Northmoor Road das Haus 76 Sandfield Road, das Tolkien und seine Frau Edith von 1953 bis 1968 bewohnten.

Tolkien, ein renommierter Experte für Altenglisch, hatte drei Lieblingsplätze in Oxford. Seine spirituelle Heimat war die spröde Kirche St. Anthony of Padua, deren Besuch wirklich nur hartgesottenen Fans zu empfehlen ist. Der Bilderbuch-Engländer mit Pfeife und Tweedjacke war ein tiefgläubiger Katholik.

Der Ort, an dem er sich am besten entspannen konnte, war der 300 Jahre alte Pub „The Eagle and Child“, Spitzname „The Bird and the Baby“. Der Pub ist noch in der Original-Einrichtung von damals erhalten. Man kann auf Tolkiens altem Platz ein Pint trinken und ein Sandwich essen. Der Pubwirt weiß viel über ihn zu erzählen: Tolkien war in der Kneipe bekannt für seine Lautstärke und sein explosives Gelächter.

Der Botanische Garten war Tolkiens dritter Lieblingsplatz. Es gibt ein berühmtes Farbbild aus seinem letzten Sommer vor 40 Jahren. Darauf sitzt er im Botanischen Garten unter einer Schwarzkiefer, die er besonders geschätzt haben soll. Die über 200 Jahre alte Kiefer ist leicht zu finden, denn es ist der größte Baum des ganzen Gartens.

Vom Botanischen Garten sind es nur wenige Schritte bis in die Altstadt von Oxford mit ihren berühmten Colleges. Tolkien lehrte am Pembroke und am Merton College, C.S. Lewis am besonders schönen Magdalen College, das dem Botanischen Garten direkt gegenüberliegt.

Der echte Fan aber wird sich unwillkürlich fragen: Wo sind die wildromantischen Landschaften, die Tolkien beschreibt und die man aus den Verfilmungen kennt? Tja, die gab es alle nur in Tolkiens Kopf - das Umland von Oxford ist ähnlich flach wie die norddeutsche Tiefebene, aus der seine Vorfahren stammten. Seine einzige Inspiration war eine kurze Alpenwanderung, die er mit 19 Jahren unternommen hatte.

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