Wenn der Urlaub eine Zeitreise ist

Die Malediveninsel Finolhu hat ein außergewöhnliches Konzept: Sie bringt ihre Gäste zurück in die 1960er- und 70er-Jahre.

Musik ist überall. Am Strand, am Pool, in Bars, Restaurants und natürlich im Cove Club. Und es herrscht eine so ganz andere Atmosphäre auf dieser Insel: extrem entspannt, außergewöhnlich leger. „Wir nennen es Club anstatt Spa, weil alle Gäste eingeladen sind, hierher zu kommen, zu sitzen und zu plaudern“, sagt Spa-Managerin Sofiya. Wer will, kann den ganzen Tag dort verbringen — zum Beispiel morgens an einer Yoga-Stunde teilnehmen, danach dort essen und trinken und später zur Massage gehen.

Für die Behandlung sucht sich der Gast einen der zehn Bungalows aus, die rund um einen hübschen Garten mit blühenden Blumen stehen. Die Holzhütten mit Miniveranda am Eingang sind zartrosa, hellblau oder in zartem Orange gestrichen und tragen die Namen großer Stars der 60er- und 70er-Jahre, wie „Janis“, „Barbra“ oder „Aretha“. Und passend zum Namen wählt man seine Lieblingsmusik zur Massage: Jazz, Rock oder Entspannendes. Die typische Dauerschleifen-Panflötendudelei gibt es nicht — das sorgt für gute Laune.

Wenn der Urlaub eine Zeitreise ist
Foto: Daniela Kebel

Wie überhaupt alles, dem der Besucher auf Finolhu begegnet. Denn wo gibt es schon „Straßennamen“ auf den kleinen Eilanden mitten im Indischen Ozean? Wer auf dieser Malediveninsel im Baa Atoll von seiner Wasser- oder Strandvilla Richtung „Mission Control“, also der Rezeption, unterwegs ist, wandelt auf der „Route 66“. Zumindest, wenn man den Schildern trauen darf. Natürlich begleitet von Musik: „Is this the way to Amarillo“?

Eine Dame im langen Flatterkleid tanzt barfuß durchs Restaurant, während sie ihren Teller an den verschiedenen Stationen des Buffets füllt. „Dancing Queen“ soll nicht der einzige ABBA-Hit des Abends bleiben. Ein Mann mittleren Alters hat sich gleich zwei Teller am Wok beladen lassen, vermutlich weil Tina Turner und Rod Stewart gerade „it takes two, baby“ singen. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass man tagsüber schlanke, gebräunte Damen zu „Sexbomb“ aus den Lautsprechern am weißen Sandstrand vor türkisfarbenem Meer entlang schlendern sieht.

Um die Zeitreise perfekt zu machen, stehen uralte, ausgemusterte und pastellfarbene VW-Busse herum. Zum Beispiel auf dem zentralen Platz vor der Rezeption, ein anderer zwischen hohen Palmen vor der Strandbar. Er wird täglich zur Saft- und Cocktailbar umfunktioniert. Dafür klappt die rechte Seite als Theke herunter und das Dach wird aufgestellt. Darum herum Liegen, Pavillons mit weißen Segeltüchern als Sonnendach und Loungemöbel. „Sweet Caroline“ — und jeder am Strand wippt im Takt mit. Das „leisure-happy-together“-Konzept geht auf. Schlecht gelaunte Urlauber sind auf den Malediven sowieso eher selten, aber auf Finolhu scheint die Stimmung noch besser zu sein.

Wer Ruhe braucht, findet sie natürlich in seinem eigenen Bungalow, aber auch auf der 1,2 Kilometer langen Sandbank, die wie ein Strich ins Meer ragt. An ihrem Ende steht ein Restaurant, der Weg dorthin ist grell und heiß. Abgestorbene Korallen und einzelne Muscheln werden angespült, unterwegs gibt es einzelne Bänke. Zum Ausruhen und um den Ausblick auf den Indischen Ozean zu genießen, der in und um diese Lagune alle Register des Farbspektrums Blau und Türkis zieht. Gegenüber auf etwa derselben Länge liegen an einem langen Steg, dem „Finolhu Drive“, die Wasservillen. Wie Perlen an einer Schnur reihen sie sich außerhalb der Insel aneinander. Wer dort eine Unterkunft hat, ist lange unterwegs zur „Mission Control“. Es gibt jedoch an einer zentralen Stelle des Steges eine Haltstelle, die regelmäßig von Clubcarts angesteuert wird.

Einziger Ort, der so gar nicht retro ist: das Fitness-Center. Neuestes Equipment finden Sportler im UFC Gym, ebenso Trainingsmöglichkeiten, die es in sich haben. Geneviève Soszynski ist verantwortlich und Personal Trainerin. Auf Wunsch mischt sie ihre Gäste so richtig auf. Mit TRX-Bändern, scheinbar einfachen Stabilisations- und Kraftübungen, an deren Ende man sich wünscht, in die Villa getragen zu werden.

Doch Schluss ist noch lange nicht: „Boxhandschuhe anziehen“, ruft sie und drückt auf die Stoppuhr. „Nur noch acht Sekunden Pause.“ Dann geht es Schlag auf Schlag und Tritt auf Tritt im Eiltempo zwischen Sandsack und großen Schlagpolstern hin und her. „Wir richten uns an aktive Urlauber, die mehr wollen, als nur am Strand zu liegen“, sagt Geneviève. Deshalb gibt es zahlreiche Einzel- und Gruppenkurse zu Mixed Martial Arts, Gewichtsreduktion und Powertraining. Sie haben zwar keine Namen aus den 70ern, sind aber ähnlich klangvoll und vor allem treffend: „Fight Fit“, „Kickboxing“, „Boxing“ oder „Daily Ultimate Training“. Am besten nur dann morgens einen solchen Kurs besuchen, wenn man den Rest des Tages bewegungslos auf der Liege verbringen will.

Die Autorin reiste mit Unterstützung der Resorts Finolhu und Amilla Fushi.

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