Weltkulturerbe Røros: Norwegens alte Bergbaustadt

Røros (dpa/tmn) - Røros ist heute eine kaum bekannte Kleinstadt im Osten Norwegens. Doch einst war es ein bedeutender Ort für den Bergbau: 333 Jahre lang wurde dort Kupfererz gefördert. Die Kirche mit ihrem 50 Meter hohen Glockenturm erinnert an die große Vergangenheit.

Düster steht der Berg neben der Stadt. Doch wer die riesige Schlackenhalde am Rand von Røros besteigt, hat die beste Rundsicht über das einst so bedeutende Bergbaustädtchen. Genau 333 Jahre lang wurde rund um die Kleinstadt in Ostnorwegen Kupfererz zu Tage gefördert und ab 1646 auch in der Schmelzhütte von Røros verarbeitet. Der Legende zufolge kamen die reichen Bodenschätze per Zufall ans Licht: Der Bauer und Jäger Hans Olsen Aasen schoss ein Rentier, das im Todeskampf ein glänzendes Stück Stein aus der Erde brach - Erz.

1644 wurde die erste Erzgrube in Røros durch den Deutschen Lorentz Lossius eröffnet. Menschen aus halb Europa strömten zur Arbeit in die abgelegene Region östlich von Trondheim. In späteren Jahren entstanden im Umkreis weitere Gruben. Schnell wuchs der einzige Bergbauort in Norwegen auf bis zu 2000 Einwohner. In Røros wurden an den Parallelstraßen Bergmannsgata und Kjerkgata die ersten Häuserzeilen errichtet, und ab 1780 entstand in vierjähriger Bauzeit auch die Røroskirche.

Es wurde ein stattliches Bauwerk: 50 Meter ragt der Glockenturm empor, bis zu 1640 Gläubige finden in dem Gotteshaus Platz. Damit ist die Kirche heute noch eine der größten Sakralbauten Norwegens. Im Inneren herrschte eine strenge Sitzordnung: Rechts nahmen die Männer in den Kirchenbänken Platz, links die Frauen. Die Ärmsten wurden auf die Galerien im Obergeschoß verwiesen, für die Leitung des Bergwerkes waren die ersten Bankreihen reserviert.

Die einstigen sozialen Unterschiede werden auch bei einem Rundgang entlang der rostroten und gelben Holzhäuser sichtbar: Das Bürgerturm bewohnte die zweigeschossigen Bauten an der Bergmannsgata. Die Arbeiter hausten in den mit Gras bewachsenen Hütten oben am Berg.

Ab 1877 entstand die Eisenbahnlinie zwischen Oslo und Trondheim zum Abtransport des Kupfers, und schon 1897 gab es in der etwa 380 Kilometer nordöstlich von Oslo gelegenen Gemeinde elektrische Straßenbeleuchtung. Røros war nach Paris und Hammerfest die dritte Stadt in Europa mit dieser Errungenschaft.

1977 endete der Bergbau im Gebiet um Røros. Schon 1979 wurde die 13 Kilometer östlich von Røros liegende Olavsgrube als Besucherbergwerk eröffnet. Dazu kam einige Jahre später das Museum in der ehemaligen Schmelzhütte. 1980 nahm die Unesco das Städtchen mit über 100 denkmalgeschützten Gebäuden in die Liste des Weltkulturerbes auf. Dieses Prädikat wurde 2010 ausgeweitet und der gesamten, ehemaligen Bergbauregion im Umkreis von 45 Kilometern verliehen.

Heute kommen jährlich rund eine Million Besucher nach Røros, im Sommer vor allem in den Monaten Juni bis August. Dann kann es auch schon mal eng werden in den sechs Hotels und auf den Campingplätzen. Rings um die kleine Stadt mit ihrer großen Vergangenheit gibt es noch einige Unterkünfte auf Bauernhöfen. Oder man fährt nach der Besichtigung der Olavsgrube gleich weiter auf der Landstrasse 31 bis zur schwedischen Grenze. In dem einsamen Flecken Vauldalen an der Zollstation leben nur fünf Menschen. Im „Fjellhotell“ wird heimische Kost serviert: Rentierbraten und wilde Bachforelle.

Informationen:

Norwegisches Fremdenverkehrsamt/Innovation Norway, Postfach 11 33 17, 20433 Hamburg, Telefon: 040/22 94 15 0, E-Mail: [email protected]

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