Von wegen Saure-Gurken-Zeit: Immer mehr Wanderer im Winter

Koblenz (dpa) - Wälder, Weinreben, Flusstäler - das bietet das Wanderland Rheinland-Pfalz. Auch im Winter kommen immer mehr Besucher und erkunden es auf Schusters Rappen. Der Ausbau des Wegenetzes trägt Früchte.

Von wegen Saure-Gurken-Zeit: Immer mehr Wanderer im Winter
Foto: dpa

Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung, sagt ein Sprichwort. Das scheinen auch immer mehr Wanderer in Rheinland-Pfalz zu beherzigen. Sie sind längst nicht mehr nur in den wärmeren Monaten unterwegs, sondern auch während der kühleren Jahreszeiten. Das freut die Tourismusbranche - vom Mittelrhein über die Eifel und den Hunsrück bis zur Pfalz. In früheren „Saure-Gurken-Monaten“ wie Januar oder Februar werde heutzutage viel mehr gewandert, sagt Karin Hünerfauth-Brixius, Projektmanagerin Wandern bei Rheinland-Pfalz Tourismus in Koblenz.

Den Trend bestätigt ein Blick in den Wander-Veranstaltungskalender von Rheinland-Pfalz Tourismus: In diesen Wochen steigen zum Beispiel Winterwanderungen in Bad Dürkheim und auf dem Westwall-Wanderweg oder eine Glühweinwanderung in Arzfeld. „Das gab es früher nicht“, sagt Hünerfauth-Brixius. „Es sind heute mehr Leute ganzjährig unterwegs.“ Immer weniger Betriebe machten im Januar und Februar dicht.

Schon seit längerem präsentiert sich Rheinland in Prospekten und auf Tourismus-Messen offensiv als Wanderland - nicht ohne Grund. Nach jahrelangem Ausbau ziehen sich Fernwanderwege und kleinere Schleifen durch das ganze Land. Angefangen hat die Erweiterung des Netzes vor zehn Jahren mit der Eröffnung des Rheinsteigs. Seitdem hat sich jede Menge getan, wovon Hotels und Pensionen profitieren.

Im Hotel und Restaurant Schmausemühle im Baybachtal im Hunsrück wird darüber nachgedacht, künftig an Karneval aufzumachen. Die Anfragen in der Nebensaison nähmen zu, sagt Natascha Sander. „Wir liegen abgelegen, das ist für die, die vor Karneval fliehen, ganz praktisch.“ Sander und ihre Kollegen spüren, dass das Wanderland Rheinland-Pfalz vielen ein Begriff ist. „Es wird stark beworben, das merkt man“, sagt sie. Gäste aus anderen Teilen Deutschlands fragten gezielt nach Wegen wie der Traumschleife Baybachklamm an der Schmausemühle. Der Anteil der Wanderer an den Gästen sei deutlich gestiegen, sagt Sander.

Zwischen 2005 - dem Start des Rheinsteigs - und 2014 hat das Land Rheinland-Pfalz laut Wirtschaftsministerium 3,9 Millionen Euro in das Wegenetz gesteckt - für Ausbau, Beschilderung, Markierung und der Ausstattung mit Bänken, Schutzhütten und ähnlichem. Weitere eineinhalb Millionen Euro kamen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Grob müsse für einen Prädikatsweg mit Kosten von rund 1000 Euro pro Kilometer gerechnet werden, sagt Hünerfauth-Brixius. Das schließe Raumplanung, Marketing, Internetseite und Entwicklung eines Logos ein. Attraktiv machten einen Weg eine abwechslungsreiche Landschaft, eine nachvollziehbare Markierung und Möglichkeiten zur Einkehr. Außerdem müsse er erreichbar sein. „Der Wanderer ist anspruchsvoll.“

Wie viele Wanderer nach Rheinland-Pfalz kommen, sei schwer zu sagen, da sich Fernwanderer mit Tagesauflüglern mischten, die nur Wegabschnitte nutzten. Auf dem Rheinsteig dürften es pro Jahr pro Kilometer etwa 1000 sein - 300 000 insgesamt.

Nach dem Ausbau der Infrastruktur im Land tragen alle Wege ein Prädikat - entweder als Premiumweg des Deutschen Wanderinstituts oder als Qualitätsweg des Deutschen Wanderverbands. Mehr als 6000 Kilometer Prädikatswanderwege ziehen sich durch alle Regionen des Landes. Zuletzt wurde 2014 der 365 Kilometer lange Moselsteig zwischen Perl und Koblenz eröffnet. Weitere bekannte Wege sind der Eifelsteig, der Rheinburgenweg und der Westerwald-Steig.

„Immer mehr Wanderer schauen auch auf Zertifizierungen von Wegen“, weiß Natascha Sander aus der Schmausemühle. Ihr Haus liegt bald auch am Saar-Hunsrück-Steig, der in diesem Jahr um rund 190 Kilometer erweitert wird. „Damit ist die Fernwanderwege-Erschließung in Rheinland-Pfalz abgeschlossen“, sagt Hünerfauth-Brixius.

Die Erschließung erntet Lob. Wanderpromi Manuel Andrack lief zuletzt eine Reihe von Wegen im Land ab und berichtete in seinem Blog. Das Fazit des einstigen TV-Plauderkumpanen von Harald Schmidt: „Die schiere Quantität der Superwege ist erdrückend.“

Ähnlich klingt das beim Deutschen Wanderverband. „In Rheinland-Pfalz hat sich enorm viel getan“, sagt Vize-Geschäftsführer Erik Neumeyer. Die Wege seien gezielt auf die Wünsche der Gäste ausgerichtet worden. „Man hat sich sehr konsequent dem Aspekt Qualität gewidmet.“ Anderswo tue sich aber auch einiges. Die große Herausforderung sei nun, das Niveau zu halten, sagt Neumeyer. „Ausruhen kann man sich nicht.“

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