Traumkulissen in den Dolomiten

Alpine Panoramen und Naturschutzgebiete erwarten Aktiv-Urlauber, Familien und Romantiker im Ledrotal in Trentino.

Traumkulissen in den Dolomiten
Foto: Ronny Kiaulehn/visittrentino.info

Bergspitzen, die bis in die Wolken hineinragen, wild bewachsene Täler, weitläufige Hochebenen, langgezogene Pässe. Dazu fast 300 kristallklare Seen und erstaunlich facettenreiche, teils geschützte Natur: Die norditalienische Region Trentino präsentiert sich vielseitig — und trotz ihrer geografischen Nähe zu Gardasee und Südtirol sehr spezifisch. „Man spürt deutlich die italienische Lebensart und die südeuropäische Mentalität“, beschreibt Wanderführerin Stefania Oradini das Flair, das die autonome Provinz zwischen den Dolomiten und der Gemeinde Garda auszeichnet.

Traumkulissen in den Dolomiten
Foto: visittrentino.info

Schon vor mehr als 100 Jahren touristisch erschlossen, herrscht in den 14 Gebieten bis heute auch in der Reise-Hochsaison im August eine familiäre Atmosphäre — ein Grund, aus dem vor allem Aktiv-Urlauber gern wiederkommen, sagt Oradini, die zwischen Mai und Oktober themenbezogene Halb- und Ganztags-Wanderungen im Ledrotal anbietet. Auch das sorgfältig ausgebaute Radwegenetz ist für jedes Niveau geeignet.

Einer der vielen Seen, von denen sich einige hoch oben im Gebirge befinden, ist der Ledrosee, unter Norditalienern als „kleiner Bruder des Gardasees“ bekannt. „Weil er sich hinter den Bergen versteckt“, erklärt Oradini. Versehentlich gerate selten jemand dorthin. Aber wer bewusst den „großen Bruder“ hinter sich lässt und im Valle di Ledro Station macht, dem liegt dessen große Vielfalt sprichwörtlich zu Füßen — so, wie das blaugrün schimmernde Gewässer zwischen den dicht bewaldeten Bergen ruht.

An die von Lichtreflexen funkelnde Fläche schmiegt sich das Örtchen Pieve (deutsch: „Pfarrei“). Die Pfarrkirche, Chiesa dell’Annunciazione, bildet mit ihrem zwiebelförmigen Glockenturm seit langem den religiösen Mittelpunkt des Ledrotals. Sie erinnert an den 18. Juli 1866 und die Schlacht im Rahmen der Verteidigung Tirols — drei Tage später ereignete sich die wesentlich bekanntere Schlacht in Bezzecca.

Heute zieht die Natur alle Aufmerksamkeit auf sich: Entlang des pittoresken Ledrosees mit seinem hellen Kiesstrand eröffnen sich abwechslungsreiche An- und Fernblicke, die Mountainbiker und Wanderer unter anderem auf der Strada del Ponale genießen. Die in das umliegende Felsgestein geschlagene Panoramastraße — wegen ihrer Nähe zu den Grenzen zwischen Österreich, Ungarn und Italien in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen — verbindet das ehemals abgeschiedene Ledrotal mit dem Ort Riva del Garda. Gebaut 1852 von Giacomo Cis, war sie bis 1990 die einzige Straße nach Ledro an der Seeseite.

Von Pieve, dem touristischen Zentrum des Ledrotals, führt die wegen ihrer Steigungen, Schotterabschnitte und engen Serpentinen eher für erfahrene Biker geeignete Ponalestraße nach Pur. Der Ortsteil ist vor allem für seinen malerischen Hundestrand bekannt. Den Mittelpunkt des benachbarten Molina bildet das Pfahlbauten-Museum (Museo di Palafitte), das als eines der bedeutendsten der Welt gilt. Archäologen gehen davon aus, dass das Terrain am Ostufer des Ledrosees schon um etwa 8000 vor Christus ein Jagdgebiet war. 3500 Jahre später, in der Jungsteinzeit, ließen sich Ausgrabungen zufolge die ersten Menschen dort nieder, in der Bronzezeit errichteten Siedler hölzerne Häuser auf mehr als 10 000 Pfählen. Wie sich das Leben damals abgespielt haben könnte, können Besucher im Außen- wie Innenbereich der Anlage nachvollziehen.

So lauschig wie geheimnisvoll mutet die nächste Station auf der Ponalestraße an: Die winzige Gemeindefraktion Prè, so heißt es, liegt alljährlich vom 22. November bis zum 4. Februar im Schatten des Berges Carone — in dieser Zeit dringt kein Sonnenstrahl in das Örtchen, in dem alte Schmieden und Kalköfen an die Werkzeugproduktion von einst erinnern. „Jedes Jahr am ersten Sonntag im Februar begehen die Bewohner die Festa del Sole, das Fest der Sonne, um ihre Rückkehr zu feiern“, erzählt Oradini. Im Sommer, wenn die hellen Fassaden der ursprünglichen Steinhäuser das Licht reflektieren und die Blumen auf den hölzernen Balkonen und in den Hinterhöfen bunt leuchten, scheint die lange Dunkelperiode kaum vorstellbar.

Noch romantischer zeigt sich die Strecke nach Biacesa, entlang des Baches Ponale, der das Wasser aus dem Lago di Ledro über ein steiles Gefälle in den Gardasee spült. Der zeigt sich wenig später in Form eines ersten Glitzerns in blauem Kontrast zu hoch aufragenden Bergen. Spätestens an diesem unter anderem von Pinien gesäumten Straßenabschnitt, den zur Linken hohe Felsen abschirmen, ist es Zeit, innezuhalten und die spektakuläre Sicht auf das Nordende von Italiens größtem See zu genießen.

Spektakulär — diesen Eindruck bekommen Wanderer zweifelsohne auch auf dem 1500 Meter hoch gelegenen Wanderweg durch die Alpe Malga Trat zum Monte Tomeabrù. Von letzterem erstreckt sich weit unten aus einer neuen Perspektive der Gardasee, der angesichts der zahlreichen Täler und Schluchten, Felsgipfel und Bergrücken, der Mengen an farbprächtig blühenden Pflanzen ringsherum bei Weitem nicht der einzige Blickfang ist. Schroffe, steinerne Spitzen ragen in weiße Wolken, Kälber weiden auf dem knapp 2300 Meter hohen Monte Cadria, dem größten Berg im Ledrotal. Bei klarem Wetter sieht man bis nach Venedig.

Etwa 40 Orchideenarten beherbergt das Areal, viele davon, wie das punktierte Knabenkraut, stehen unter Naturschutz. Enzian, Alpenrose und die giftige Trollblume mit ihren gelben Blüten sind weitere der gut 1200 Blumenarten im Valle di Ledro.

Ein Teil der Wanderung führt über den Sentiero della Pace — das Ledrotal bildete die Grenze zwischen Italien und Österreich. Unter anderem erinnern verwitterte Schützen- und Laufgräben sowie Gedenkstätten auf dem mehr als 520 Kilometer langen Friedensweg an die militärischen Auseinandersetzungen während des Ersten Weltkriegs zwischen italienischen und österreichisch-ungarischen Soldaten im Trentino und in den Dolomiten, letztere inzwischen Unesco-Welterbe.

Am Rifugio Nino Pernici in Bocca di Trat, der einzigen Raststätte im Umkreis, verlieren sich auch die letzten Gedanken an blutige Kämpfe aus einem vergangenen Jahrhundert, die inmitten von dicht bewachsenen Waldstücken und sich sanft wiegenden Gräsern vor allem an Sommertagen ohnehin unwirklich erscheinen.

Die Autorin reiste mit Unterstützung von Trentino Marketing.

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