Sylt: Sturm, Schaum und Schampus

Von Langeweile keine Spur: Nordfrieslands schillerndste Perle hat auch in kälteren Monaten Saison.

Düsseldorf. Wer viele Jahre immer nur im Sommer auf Sylt Urlaub gemacht hat, den kann eine erstmals geplante Reise nach der Badesaison ganz schön ins Grübeln bringen. Unangenehme Fragen begleiten die Wochen bis zur Fahrt Richtung Norden: Was ist ein Insel-Urlaub ohne Sonnencreme-Geruch?

Gibt es diesmal statt kühlem Nass nur nasse Kühle? Ist das als Schickimicki-Eiland geltende Sylt ohne die tatsächlich hohe Promi-Dichte während der Hauptsaison nicht schrecklich langweilig?

Bereits am Autozug in Niebüll wird klar, dass in den kälteren Monaten nicht zwingend eine Vereinsamung drohen muss: An diversen Tagen warten die Autos wie im Sommer in langen Schlangen auf das Verladen. Darunter sind auch die sylt-typischen Karossen der höheren und höchsten Preiskategorien.

Ein ähnliches Bild der Fülle kann sich in den Restaurants auf Nordfriesland schillerndster Perle bieten. Wohl dem, der aus Gewohnheit Tische fürs Abendessen vorbestellt hat. Das sollte vor allem bei bekannten gastronomischen Institutionen beachtet werden — wie etwa dem „Landhaus Stricker“ in Tinnum, „Karsten Wulff“ in Keitum, dem „Rauchfang“ im Kampen oder dem „Alten Gasthof“ in List.

Und zur besten Brunch-Zeit fragt auch im Promi-Treff „Sansibar“ die junge Bedienung im locker-freundlichen Ton: „Habt Ihr reserviert?“ Zwar ist auch ohne vorherigen Anruf ein Tisch mit tollem Ausblick in die Rantumer Dünen zu bekommen — aber nur mit ein wenig Glück.

Denn die Nachfrage nach Currywurst, Kuchen und Schampus in der berühmten Bretterbude mit ihrem beeindruckenden Weinkeller ist auch bei „unter 20 Grad“ ungebrochen — vor allem an Sonnentagen. Und die sind nicht so selten, wie mancher meint. Dann kann die Terrasse der Sansibar zum Sehen und Gesehenwerden genutzt werden, und es herrscht reger Betrieb.

Sansibar-Chef Herbert Seckler erklärt es kurz und knapp so: „Wenn Ferien sind, ist viel los bei uns. Und wenn die Sonne scheint, ist viel los bei uns.“ Wer den Rummel im Winter sucht, muss ohnehin nicht unbedingt in die Alpen fahren: Die Zeit von Weihnachten über Neujahr bis zum Dreikönigstag, sagt Seckler, ist sogar „richtig Hochsaison“.

Doch zwischen Sommertrubel und Silvesterparty gibt es auch das auf Sylt zu erleben: menschenleere Strände, an denen der aufgewirbelte Sand, Nebelschwaden gleich, um die Beine streicht. Das tosende Meer, das natürlich entstandenen Schaum in Flocken an den Strand spuckt. Und Sturm, der ums Hotel, die gemietete Wohnung oder das Ferienhaus heult wie in alten Edgar-Wallace-Filmen. Dem Spaziergänger kann es passieren, dass ins Gesicht gepeitschte Regentropfen wie kleine Nadelstiche wirken.

„Es kann bei uns schon richtig pusten, da braucht es die passende Kleidung“, sagt Jutta Vielberg von Sylt Marketing. Dazu gehören etwa dicke Socken und Gummistiefel. „Generell sollten Menschen in den kalten Monaten nach Sylt kommen, die das raue Nordseeklima auch zu schätzen wissen“, sagt Vielberg.

Die Vertreterin der Tourist-Organisation empfiehlt, im Herbst und Winter die vielen Wellness-Angebote und die kulinarischen Genüsse auszukosten. In der Tat bereitet ein Gang ins Dampfbad nach einer erfrischenden Strandwanderung doppelt so viel Spaß.

Bei niedrigeren Temperaturen lässt es sich außerdem besonders gemütlich schmausen. Für Gourmets ist Sylt ein Paradies: Inzwischen leuchten neun Michelin-Sterne über dem kleinen Eiland. Doch auch einfachere Gerichte wie Fischbrötchen oder Rote Grütze gibt es in wunderbaren Varianten. Ein gelungener Aufenthalt auf der deutschen Lieblingsinsel der Vermögenden muss kein Vermögen kosten.

Und wem Wind und Wetter zwischen Oktober und Januar einmal zu heftig sein sollten, der flüchtet sich unters Reetdach und trinkt einen „Pharisäer“.

Schon der erste Schluck dieses mit mehr oder weniger Rum versetzten Kaffees mit Sahne wärmt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele.

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