Sauvignon-Blanc aus Myanmar

Ein Winzer von der Mosel leitet ein Weingut im Land der goldenen Buddhas und Pagoden.

Myanmar. In langen Reihen ziehen sich die Pflanzen den ansteigenden Hang hinauf. Dornfelder, Shiraz, Sauvignon-Blanc oder Semillon Blanc — Reben, soweit das Auge reicht. Darüber ein blauer Himmel, getupft mit weißen Wölkchen. Die weit gereisten Besucher staunen etwas ungläubig über die üppig wachsenden Weinstöcke, die sie in den Tropen nicht erwartet hätten: In Myanmar, dem früheren Burma oder Birma, gedeihen die Reben in der Nähe des Inle-Sees im Hochland in 1200 Metern Höhe prächtig.

Sauvignon-Blanc aus Myanmar
Foto: dpa

„Die Shiraz-Traube ist bei den Rotweinen unsere wichtigste Sorte, auch der Dornfelder und der Tempranillo gedeihen hier sehr gut“, erläutert Hans-Eduard Leiendecker, Betriebsleiter auf dem Aythyaya Vineyard. „Bei den Weißweinen liefern die Sorten Sauvigon-Blanc und Semillon blanc die besten Ergebnisse. Es war ein harter Weg, bis wir die richtigen Sorten und Anbaumethoden gefunden haben. Jahrelang sind uns die Trauben verschimmelt oder gar nicht erst gewachsen.“

16 Jahre hatte der studierte Önologe und Weinbauer in Bernkastel an der Mosel ein renommiertes Weingut geführt. Er verspürte Lust auf Veränderung und bewarb sich auf eine Stelle, die Gründer Bert Morsbach für das erste Weingut in Myanmar ausgeschrieben hatte. „Inzwischen produzieren wir mit unseren 100 Mitarbeitern jährlich 200 000 Flaschen“, sagt Leiendecker stolz. „Der Wein wird gern bei Hochzeiten, Geburtstagen und Firmenjubiläen getrunken. Die Nachfrage ist groß.“

Sauvignon-Blanc aus Myanmar
Foto: dpa/Christiane Oelrich

So wie dort erwartet die Besucher in Myanmar manche Überraschung. Es ist eine mystische Atmosphäre, die jeden fasziniert. Mönche ziehen morgens und abends in ihren roten Roben und mit Bettelschalen in den Händen durch die Straßen. Pagoden, jahrhundertealte Ruinenstädte und vergoldete Buddhastatuen versetzen Reisende immer wieder in Staunen. Myanmar ist zwar eines der ärmsten Länder der Welt — doch für die goldene Pracht in den Tempeln gibt die Bevölkerung alles her.

Überall ist der Geist des Buddhismus’ zu spüren, die Religion wird im Alltag tatsächlich gelebt. Myanmar ist ein ursprüngliches, stilles Land, das sich noch ein Stück des alten Asiens erhalten hat. In der früheren Hauptstadt Yangon steht auch das wichtigste Heiligtum des Landes: die Shwedagon-Pagode, die Seele Myanmars. Tausende Pilger und Touristen strömen an wichtigen buddhistischen Feiertagen zu der riesigen Pagode. Dichte Schwaden von Weihrauch steigen dann in den blauen Himmel. Bis tief in die Nacht spielen Musiker auf Trommeln und Sitars, Kerzen und tausende Butterlampen tauchen den Tempel in ein feierliches Licht.

Die Shwedagon-Pagode ist ein beeindruckendes Monument aus Marmor, Stein und Gold. Die Oberfläche des zentralen achteckigen Quaders ist mit massivem Gold verkleidet. „Der Turm der Hauptstupa ist der Wahnsinn“, sagt Naing Win Aung (38) begeistert. Er ist mit seiner Frau aus einem Dorf im Norden dorthin gereist. „Unsere Könige haben als Zeichen ihrer Religiosität in den vergangenen Jahrhunderten viel Gold und Edelsteine für die Pagode gespendet. Tausende Diamanten, Saphire und Topase schmücken die Stupa. An der Spitze ist ein riesiger Diamant mit 76 Karat.“

Weiter geht die Reise zum Inle-See, gut 700 Kilometer nördlich. Mit Getöse und einer mächtigen Bugwelle durchpflügt das schmale Boot das Wasser. Fasziniert beobachten die Besucher Fischer, wie sie ihre Boote mit einer einzigartigen Technik fortbewegen. Stehend klemmen sie einen Fuß hinter ein Paddel, lassen es durchs Wasser gleiten und drücken mit dem Oberschenkel dagegen, um zu einer anderen Stelle zu fahren. So haben sie beide Hände frei für Fischreusen und Netze. Wenig später sind die schwimmenden Gärten erreicht. Auf den tief im Wasser liegenden Erdsoden gedeihen riesige Mengen Tomaten und Gurken.

In der ehemaligen Königsstadt Mandalay fahren Besucher mit einer Fahrrad-Rikscha zur Mahamudi-Pagode, dem bedeutendsten Heiligtum der Stadt. Die 3,80 Meter große Buddha-Statue im Inneren der Pagode ist über und über mit Blattgold beklebt. Mehrere hundert Kilo sollen es sein, manche Schätzungen gehen von sogar von mehreren Tonnen Gold aus. Die Arme sollen bis zu 25 Zentimeter dick mit Gold verziert sein, auf der Brust wird die Goldschicht auf 35 Zentimeter geschätzt. Das Edelmetall kommt aus kleinen Manufakturen in der Stadt. Mit großen Hämmern und wuchtigen Schlägen klopfen Männer in stundenlanger Arbeit kleine Stücke zu dünnen Blättchen, die an Pilger und Touristen verkauft werden.

Es ist noch stockdunkel, als früh morgens lautes Pferdegetrappel erschallt: Touristen sind in aller Frühe mit Kutschen unterwegs, um in Bagan den Sonnenaufgang über den Pagoden zu erleben. Auf einer Fläche von 40 Quadratkilometern haben Könige und reiche Burmesen im Laufe der Jahrhunderte mehr als 2200 Pagoden errichten lassen.

In der Morgendämmerung breitet sich ein riesiges Tempelfeld mit Pagoden der unterschiedlichsten Stilrichtungen aus. Die Sonne scheint die jahrhundertealten Tempel zum Leben zu erwecken.

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