Sauna, Schnee und Regenwald - Zürich im Winter

Zürich (dpa/tmn) - In Zürich kann es im Winter schwül sein. Den Palmen und Orchideen ist das nur recht, den Riesenfledermäusen sowieso. Sie lieben die Regenwaldhalle im Zoo. Draußen ist es dagegen eiskalt.

Schade, dass der Zürichsee nicht zufriert. Schön ist er trotzdem.

Das Schild am Ende der Schleuse warnt: „Achtung! 35 Grad! 85 Prozent Luftfeuchtigkeit!“ Noch bevor die Information das Zentralhirn erreicht, öffnen sich die automatischen Schiebetüren. Im ersten Moment fühlt es sich an, als würde die warme Luft Wasserbläschen in die Lunge spülen. Sind nicht draußen eben noch Pinguine durch den Schnee gewatschelt? In der Masoala-Halle im Züricher Zoo zwischen Bambuspflanzen und Bananenstauden herrschen plötzlich T-Shirt-Temperaturen.

Rundherum kreischt, zirpt und schnattert es. Der Blick nach oben zeigt: Es ist wie in den echten Tropen. Man hört die Affen zwar brüllen, aber man sieht sie nie. Was man sieht: Auf dem Glasdach der Halle liegt Schnee. Gerade fliegen zwei Flughunde darunter hindurch. Eine der beiden Riesenfledermäuse hängt sich kopfüber an einen Ast.

Mehrere hundert Tierarten leben in der Regenwaldhalle. Vor allem kleine Tiere wie Tomatenfrösche, Tausendfüßler, Geckos und Vögel. Daneben kann man aber auch Riesenschildkröten, Flughunde oder Lemuren beobachten, die in den Baumwipfeln herumturnen. Heute zeigt das Thermometer drinnen nur 22 Grad - aber immerhin ungefähr 25 Grad mehr als draußen. Das registriert auch die mitgebrachte Kamera. Auf Gehäuse und Linse, die sich gerade an 3 Grad minus gewöhnt hatten, bildet sich ein feuchter Belag.

Aber an solchen kleinen Unannehmlichkeiten sollte man sich nicht stören. Erstens hätte man die Kamera auch unter den Brillen-Wärmeluft-Föhn am Eingang halten können und zweitens gibt es in Zürich keinen besseren Ort als die Masoala-Halle, wenn man sich in den kalten Wintermonaten sehnsüchtig den Sommer und die Tropen herbeisehnt.

Zürichs größter Pluspunkt ist aber der See. Er macht Zürich zu einem Wasserparadies. Das Tourismusamt zählt 1200 Brunnen und mehr als 40 Bäder, die „Badis“ genannt werden. Damit hat die Stadt die höchste Bäderdichte der Welt. Kein Wunder, dass die Zürcher ihre Freizeit im Sommer am liebsten am Wasser verbringen. Doch wohin soll man im Winter, wenn die See- und Flussbäder ihre Sonnenschirme und Liegestühle weggeräumt haben und die Schneeschaufeln vor die Tür stellen?

Eislaufen am See? Das ist meist nicht möglich, denn der Zürichsee friert nur alle Jubeljahre zu. Dadurch kann man aber auch im Winter zu einem Freibadvergnügen kommen: Die Badi Enge am Nordwestufer öffnet im Winter ihre „Sauna am See“. Von den Räumen mit Glasfenstern zur Seeseite eröffnet sich bei klarem Wetter über die dunkelblaue Wasseroberfläche hinweg ein unverstellter Blick auf die Alpen. Wer nach dem Saunieren Abkühlung braucht, kann auf den Holzplanken des Bades durch den Schnee stapfen und nackt einen Sprung ins eiskalte Wasser wagen.

Wellness hat in Zürich eine lange Tradition. Die Römer brachten in die von ihnen Turicum genannte Siedlung ihre Badekultur mit. In einem Durchgang zwischen Schlüsselgasse und „Hotel zum Storchen“ sind die archäologischen Reste einer Therme zu besichtigen. Auf den Ausstellungstafeln ist zu erfahren, dass es in den Badeanlagen der Römerzeit nicht gerade beschaulich zuging: In einem Brief beschwert sich der römische Philosoph Seneca über das laute Klatschen plumper Masseure und das gewaltige Geplätscher und Geschrei der Badenden.

Eine solche Geräuschkulisse muss man in den Züricher Dampfbädern nicht befürchten. Das orientalische Hamam in der Münstergasse und das Asia-Spa im Einkaufs- und Vergnügungszentrum Sihlcity versprechen Wärme, Ruhe und Erholung. Neben Wellness bietet das verschneite Zürich auch verschiedene Möglichkeiten für Wintersport: Zur Anlage des „Dolder Grand“ zum Beispiel gehört die riesige Dolder Eisbahn unter freiem Himmel. Auf 6000 Quadratmeter Kunsteis treffen sich hier Eishockeyspieler, Eiskunstläufer und schlittschuhbegeisterte Familien. Im Gebäude nebenan gibt es eine Curling-Halle.

Außerdem sind im Züricher Stadtgebiet 70 Wege und Wiesen zum Rodeln ausgeschildert. Wer sich im Winter am liebsten in beheizten Räumen aufhält, findet in Zürich ein breites Kulturangebot. In über 50 Museen und mehr als 100 Galerien sind interessante Dauerausstellungen und immer wieder hochkarätige Sonderausstellungen zu sehen. Kunstinteressierte sollten sich einen Besuch des Kunsthauses Zürich und des Museums Rietberg, das Kunst aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien zeigt, nicht entgehen lassen.

Verfrorene Wintermuffel sollten aber auf keinen Fall den Fehler machen, nur die Züricher Indoor-Angebote zu nutzen. Wer im verschneiten Zürich Spaziergänge in der Natur unternimmt, kann geradezu magische Momente erleben. Bei einer abendlichen Wanderung am unverbauten Ufer des Zürichsees fühlt man sich wie im Wintermärchenland. Nur der eigene Atem und das Knirschen der Schritte sind zu hören. Und auf einmal sehnt man sich gar nicht mehr so sehr nach kreischenden Affen in den Tropen.

Informationen:

Zürich Tourismus, Im Hauptbahnhof, CH-8021 Zürich, Telefon: +41 44 2154000, E-Mail: [email protected]

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