Rom: Rossellinis Mausoleum und Leones Grab

Abseits des Großstadtlärms: Roms Friedhöfe sind grüne Oasen der Ruhe und es gibt zahlreiche Promigräber zu entdecken.

Düsseldorf. Rom ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Fast immer tummeln sich Touristen in der quirligen Stadt. Nur die Friedhöfe haben sich als Oasen der Ruhe erhalten. Ob der winzige Campo Santo Teutonico nahe dem Petersdom, der riesige Cimitero Verano oder der Protestantische Friedhof mit seinen Prominenten-Gräbern - die letzten Ruhestätten in der Ewigen Stadt lohnen einen Abstecher.

"Bis zur nächsten Wache und dann links", weist der Schweizergardist den Weg zum Campo Santo. Zu Roms deutschem Friedhof gelangt niemand zufällig. Er liegt hinter den hohen Mauern des Vatikanstaats, ist kurioserweise aber exterritoriales Gebiet.

Während die Massen in den Petersdom strömen, betritt der Ruhe suchende Tourist auf der Rückseite des größten Gotteshauses Europas den winzigen Friedhof. In dieser Lage ist Platz Mangelware. Und so drängen sich die Gräber dicht an dicht. Dazwischen wächst üppiges Grün aus Palmen und Zypressen.

Der Gang vorbei an den Grabsteinen ist auch eine Reise durch die Geschichte der Deutschen in Rom. Im 15. Jahrhundert übernahm die "Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes" den uralten Fremdenfriedhof. Noch heute ist diese Gruppe deutscher, in Rom ansässiger Katholiken Eigentümerin des Gottesackers, inklusive des Begräbnisrechts. Per Schiff wurde damals sogar Erde aus dem Heiligen Land herangeschafft. Daher der Name Campo Santo, heiliges Feld.

Heute besuchen vor allem Deutsche die versteckten Gräber von Kirchenmännern, Ordensfrauen, Adelsdamen und Bürgerlichen: allesamt deutsch und in Rom verstorben. Wie etwa Joseph Spithoever aus Westfalen, der 1846 die erste deutsche Buchhandlung in Rom gegründet hatte.

Gerade im 19. Jahrhundert zog es viele Künstler und Bildungsreisende aus Deutschland nach Rom. Manche blieben für immer. Die Grabstelen an der Friedhofsmauer erinnern an die Archäologen, Historiker und Landschafsmaler, die beruflich in Rom zu tun hatten.

Doch war und ist der Campo Santo immer auch ein Friedhof für deutsche Pilger, wie Franz Prause aus Hamburg, der während seiner Pilgerreise 1925 "durch einen plötzlichen Tod in ein besseres Jenseits abberufen" wurde. So formulierte es seine Witwe auf dem Grabstein. Und auch heute noch haben gläubige Katholiken beim Tod in Rom Anspruch auf diesen begehrten Begräbnisplatz - vorausgesetzt, man befand sich auf Pilgerfahrt.

Für Nicht-Katholiken war es unmöglich, auf einem katholischen Friedhof in geweihter Erde beigesetzt zu werden. So wurde in Rom der Protestantische Friedhof gegründet. Als 1738 ein Student aus Oxford als erster dort bestattet wurde, lag das Testaccio-Viertel noch weit draußen auf dem Land, gleich bei der Cestius-Pyramide. An der einzigen antiken Pyramide Europas donnert heutzutage der Autoverkehr vorbei. Hinter ihr liegt die Begräbnisstätte.

Der älteste Teil des Privatfriedhofs ist eine Wiese mit einzelnen Grabsteinen. Zwei Säulenstümpfe aus Marmor erinnern an die Söhne von Wilhelm von Humboldt. Sie wurden 1803 und 1807 zu Grabe getragen, nachts bei Fackellicht. Bestattungen von Protestanten waren bei Tageslicht verboten.

Im neueren Teil des Cimitero Acattolico, des Nicht-Katholischen Friedhofs, liegen die Grabstätten dicht beieinander. Zwischen Kreuzen, Gräbern, Orangen- und Olivenbäumen flanieren die Besucher vorbei an Grabinschriften in deutscher, englischer, lateinischer und selbst arabischer Sprache.

Immer wieder lassen sich Touristen beobachten, die ein bestimmtes Grab suchen. Zwei asiatische Studentinnen wurden gerade fündig und stehen nun andächtig vor dem Grab von John Keats. Wie Percey Shelly, der ein Stück weiter ruht, war der englische Dichter begeistert nach Rom gezogen.

Die beiden wurden berühmt durch ihre Verse, ihr kurzes Leben und ihren tragischen Tod. Viele Autoren haben über den Protestantischen Friedhof geschrieben. Auch Goethe hat ihn 1787 besucht und in seinen "Römischen Elegien" besungen, ohne zu ahnen, dass 33Jahre später sein Sohn August dort begraben werden würde.

Die Römer selbst lassen sich vornehmlich auf Roms riesigem Hauptfriedhof, dem Cimitero del Verano, beerdigen. Doch kaum ein Tourist betritt das monumentale Totenreich im Viertel Tiburtino. Auf dem "Verano" wohnen viele Toten in Häusern. "Alla Memoria" - zum Gedächtnis - steht auf einem Mausoleum.

Aus seinem beschädigten Dach wachsen Bäume heraus. Roms Charme des Vergänglichen wirkt in seiner Totenstadt am intensivsten. Wie ein Motiv ziehen sich die Skulpturen von Trauernden durch den Friedhof: weinende Frauen auf dem Grab sitzend, Kinder oder Engel, die ins Jenseits führen.

Ein Besuch des weitläufigen Friedhofs fühlt sich wie ein Tag im Grünen an. Lange, von Zypressen gesäumte Wege führen zu den Gräbern aus dem 19. und 20. Jahrhundert, zu dem des italienischen Freiheitskämpfer Garibaldi zum Beispiel, vor allem aber zu den Großen des italienischen Kinos: Die Regisseure Luchino Visconti, Vittorio De Sica und Sergio Leone sind hier begraben.

Roberto Rossellinis Familie hat ein eigenes Mausoleum. Das Grab von Marcello Mastroianni ist dagegen fast schlicht: Es besteht aus einer einfachen, roten Platte auf dem Boden.

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