Ohne Skihelm geht auf der Piste fast nichts mehr

München (dpa/tmn) - Der Unfall von Michael Schumacher hat einige wachgerüttelt: Die Zahl der Skihelm-Träger hat sich erhöht. Dank neuer Modelle sind Gewicht, Belüftung und Passform kein Gegenargument mehr.

Ohne Skihelm geht auf der Piste fast nichts mehr
Foto: dpa

Ein Skihelm kann Leben retten - das wissen Skifahrer nicht erst seit den Unfällen von Dieter Althaus und Michael Schumacher. Entsprechend weit verbreitet ist der Kopfschutz inzwischen auf den Skipisten. „Ohne Helm ist man mittlerweile fast ein Außenseiter auf der Piste“, sagte Alexander Selch, Geschäftsführer von Uvex, auf der Sportartikelmesse Ispo (26. bis 29. Januar) in München.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut Andreas König vom Deutschen Skiverband (DSV) gibt es keine andere Sportart mit einer so hohen freiwilligen Helmtragequote. „Zu Beginn der Saison waren 75 bis 80 Prozent der Skifahrer mit Helm unterwegs, nach Schumacher sind es geschätzt 85 Prozent.“ Selbst der notorische Helmverweigerer sei nach dem Unfall des ehemaligen Formel-1-Fahrers wach geworden.

Der schlimme Skiunfall macht sich auch bei den Herstellern im Absatz bemerkbar. „Wir haben einen leichten Anstieg der Nachfrage, aber keinen Boom“, so Selch. „Durch das mediale Ereignis geht die Nachfrage natürlich etwas nach oben“, sagt Boris Grbavac von Alpina. Genaue Verkaufszahlen gebe es zwar noch nicht, „aber das Thema ist endgültig angekommen“.

Außerdem: Alles, was früher gegen einen Skihelm gesprochen hat, ist heute eigentlich kein Argument mehr. Die Hersteller haben massiv an Gewicht, Belüftung und Passform gearbeitet. Den neuesten Helm von K2 zum Beispiel spürt man kaum mehr. Gerade einmal 320 Gramm bringt das Modell Route auf die Waage - nach Angaben des Herstellers so wenig wie kein anderer. Völkl hat ein neues Material erfunden. Ein spezieller Schaum ist in den Helmen verbaut. Er soll so gute Dämpfungseigenschaften haben wie kein anderer auf dem Markt.

In Sachen Belüftung setzt Alpina auf einen Schornsteineffekt. Beim Fahren wird vorne Luft angesaugt und durch kleine Kanäle über den Kopf nach hinten befördert - das soll Schwitzen verhindern. Autocustom Fit heißt eine neue Technologie von Salomon. Früher wurde nach dem Aufsetzen des Helms Luft in Kammern gepumpt, damit er richtig sitzt. Heute ist die Luft schon von Anfang an in den Kammern. Beim Aufsetzen entweicht sie an den Stellen, an denen es für eine gute Passform nötig ist.

Natürlich kann auch ein Helm nie hundertprozentigen Schutz bieten - darin sind sich die Experten einig. Doch die Statistik zeigt ganz klar die positiven Auswirkungen der steigenden Helmträgerzahlen. Lag der Anteil der Kopfverletzungen vor dem Unfall von Dieter Althaus bei rund 11 Prozent, ist er im vergangenen Winter laut der Auswertungsstelle für Skiunfälle auf 7,2 Prozent gesunken.

Wäre dann nicht ein Helmpflicht folgerichtig? „Nein, wir brauchen keine Helmpflicht“, sagt König. „Wir sind natürlich klar für einen Helm beim Skifahren - aber aus Überzeugung statt Verpflichtung.“ Bei den Herstellern lautet das fast wortgleich. „Wir sind ganz klar gegen eine Helmpflicht“, sagt Selch. „Wir wollen die Leute überzeugen und ihnen nichts vorschreiben.“

Untrennbar zum Helm gehört die Skibrille. Waren diese bis vor wenigen Jahren noch möglichst klein, geht die Entwicklung nun genau ins Gegenteil. Möglichst groß sind die Gläser, gerne sphärisch, das Blickfeld wird deutlich erweitert. 220 Grad verspricht Alpina mit seinen neuen Modellen. „Dadurch wird natürlich die Sicherheit deutlich erhöht“, sagt PR-Manager Boris Grbavac.

„Sehen ist ein wichtiges Thema“, sagt auch DSV-Mann Andreas König. Viele Unfälle gingen auf falsche Sinneswahrnehmungen zurück. „Die Skibrille kann zwar nicht den Nebel weg und perfekte Sicht zaubern, aber es reicht mitunter schon, wenn dank spezieller Gläser manche Kontur sichtbar gemacht wird.“ Dem pflichtet Alexander Selch bei. „Die Brille wurde beim Thema Sicherheit lange Zeit vernachlässigt“, sagt der Geschäftsführer von Uvex. Schon bei einer Geschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde könne sich das Auge nicht mehr selbst vor dem Fahrtwind schützen.

Voll im Trend liegen derzeit auch Visierhelme. „Die Leute schreien danach“, hat König beobachtet. Bei Uvex sind die ersten Modelle im vergangenen Jahr so gut gelaufen, dass jetzt weitere Modelle ins Programm genommen wurden. „Speziell für Brillenträger ist das perfekt“, erklärt Selch. Denn die Sehhilfe kann einfach unter dem Visier getragen werden. „Total gefragt“ sind die Visierhelme auch bei Alpina, erklärt Grbavac. Der Vorteil ist seiner Ansicht nach: „Ich habe nur noch ein Produkt und brauche keine Extrabrille mehr.“

Früher machte mitunter bei Visierhelmen die Zugluft von unten Probleme. Das ist inzwischen gelöst: Die neuen Modelle sind rund um Nase und Wangen wie eine normale Skibrille abgeschlossen.

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