Moorschnucken und Flamingos

Frühling ist Wander- und Radfahrzeit. Und dafür muss man gar nicht weit fahren, denn das Münsterland liegt nur eine gute Stunde entfernt und hat sogar Flamingos zu bieten.

Man weiß nie so genau, ob man in Deutschland oder Holland ist. Weit erstreckt sich der Mischwald, Wanderwege schlängeln sich hindurch. Das erste frische Grün erwacht aus dem Winterschlaf, Farne recken zwischen den Bäumen nach Licht. „Von unseren niederländischen Nachbarn trennt uns hier nichts. Hin und wieder findet man einen alten Grenzstein oder einen Holzzaun, der ein Grundstück begrenzt“, erzählt Clemens August Brüggemann, Seniorchef des Landgasthofes Haarmühle in Ahaus-Alstätte.

Seit 1930 gibt es den Gastronomiebetrieb, angefangen hatte alles mit der Landwirtschaft. Genauer gesagt: mit der alten Mühle von 1619. „Die Mühle kann heute noch in Betrieb genommen werden“, sagt Brüggemann. Doch eigentlich ist sie ein begehbares Museum. 1865 wurde das „Gut Haarmann“ errichtet, dessen einstiger riesiger Stall ist heute das Restaurant (www.haarmuehle.de).

Brüggemann ist ganz in seinem Element, als es schnurstracks zum Waldrand geht. Plötzlich erstreckt sich weite Heidelandschaft bis zum Horizont, das Witte Venn überrascht Wanderer und Radfahrer immer wieder mit wechselnden Ausblicken. Mitten im Schutzgebiet liegen kleine Seen, umgeben von Moorgebieten mit dichtem, grünem Gras. Seit 1939 steht das Witte Venn unter Naturschutz und ist mittlerweile Heimat von etwa 60 Heckrindern, einer Rückzüchtung der ausgestorbenen Auerochsen. Sie werden für die Fleischproduktion, aber auch zum Arterhalt dort gehalten.

Wer mit Brüggemann unterwegs ist, stapft unversehens durchs kniehohe Grün aus Gräsern und Sträuchern, versinkt hin und wieder knöcheltief im sumpfigen Untergrund und sieht sich plötzlich einem Rind gegenüber, das die Besucher schon längst hat kommen hören und sie kauend beobachtet. Aus einigen Metern sicherer Entfernung werden Fotos gemacht, denn zu nah heranzugehen empfiehlt sich nicht.

Das Witte Venn liegt etwas abseits der Flamingoroute, die auf 450 Kilometern Länge durch die Regionen Westmünsterland, Achterhoek und Twente führt. Die Attraktion dieser Strecke: die Flamingos. Eigentlich nicht in Deutschland und den Niederlanden heimisch, ist im Zwillbrocker Venn die nördlichste Brutkolonie der Vögel beheimatet. Man vermutet, dass die Flamingos ursprünglich aus einer privaten Haltung stammten. Immerhin fühlen sie sich seit 1980 so wohl, dass sie dort geblieben sind. Mittlerweile werden etwa 50 Tiere gezählt.

Gut ausgeschilderte Wander- und Spazierwege führen um den See, der nach einer weiteren Vogelart benannt ist: Lachmöwensee. Immer wieder gibt es hölzerne Hütten mit einem Ausguck, um die Tiere zu beobachten. Zum Teil sind Fernrohre fest installiert, die allerdings kostenpflichtig sind. Wer also einen Ausflug dorthin plant, sollte auf jeden Fall sein Fernglas mitnehmen. Denn Flamingos sind auch im Münsterland sehr scheu und ziemlich weit vom Uferbereich entfernt. Die beste Zeit für Flamingosichtungen ist von März bis Juli.

Die Biologische Station Zwillbrock e.V. bietet geführte Wanderungen in den Naturgebieten sowie Seminare für Erwachsene und Kinder an. Zudem finden Besucher eine Fülle an Informationsmaterial sowie eine interaktive Ausstellung zur Tier- und Pflanzenwelt. So werden Besucher an großen Fotoinstallationen der Heide oder des Moores animiert, Kästen zu öffnen, Knöpfe zu drücken oder Schubladen herauszuziehen, um mehr über Kreuzotter, Moorschnucken, Bäume oder Wallhecken zu erfahren. Weitere Informationen gibt es unter:

www.bszwillbrock.de

Informationen: Tourismus NRW e.V., Völklinger Straße 4, 40219 Düsseldorf, Telefon 0211/91320 500; E-Mail: [email protected]

www.nrw-tourismus.de

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