„Wir finden Wege“ Mit Behinderung auf Kreuzfahrt gehen

Hamburg/Miami (dpa/tmn) - Nur einmal den Koffer auspacken und trotzdem viele Orte sehen: Das Plus von Kreuzfahrten wissen auch immer mehr Menschen mit Behinderung zu schätzen.

„Wir finden Wege“: Mit Behinderung auf Kreuzfahrt gehen
Foto: dpa

„Dieser Markt wächst sehr stark“, sagt Karl Bock, Geschäftsführer von Runa Reisen. Der Veranstalter hat sich auf Reisen für Menschen mit Behinderung spezialisiert. Und so machen die Reedereien mehr entsprechende Angebote. Das muss man wissen:

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Welche Schiffe sind besonders geeignet für Menschen mit Behinderung?

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„Amerikanische Reedereien sind in Sachen Barrierefreiheit besonders weit“, sagt Canan Brocks, die sich bei Runa Reisen vor allem um den Bereich Kreuzfahrt kümmert. „Da gibt es zum Beispiel absenkbare Roulettetische oder Lifte an den Pools.“ Doch auch bei anderen Reedereien tut sich viel, auch wegen EU-Vorgaben. Generell sind neuere und größere Schiffe behindertengerechter, weil es mehr Platz gibt. Runa Reisen bietet vor allem Reisen von Aida, Tui Cruises, Norwegian Cruise Line (NCL), Hurtigruten, Royal Caribbean und Cunard an.

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Was ist in Sachen Kabinenauswahl zu beachten?

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Auf größeren Schiffen gibt es meist deutlich mehr behindertengerechte Kabinen - die „Norwegian Getaway“ zum Beispiel hat 42. Weniger sind es auf kleinen Schiffen, 2 zum Beispiel auf der „Europa 2“ von Hapag-Lloyd Cruises.

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In der Regel gibt es die speziellen Kabinen auch in unterschiedlichen Kategorien: von der Innen- über die Außen- bis hin zur Balkonkabine oder Suite. „Der größte Unterschied zu einer normalen Kabine ist der Platz“, sagt Lucille Seno, die sich als sogenannte Access Managerin auf der „Norwegian Getaway“ um Passagiere mit Behinderung kümmert. Daneben gibt es jedoch zahlreiche Details, die für Menschen mit Behinderung wichtig sind: tiefere oder verstellbare Betten, Rampen zwischen Kabine und Balkon sowie behindertengerechte Bäder.

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Wie sieht es in den öffentlichen Bereichen aus?

„Es gibt keine Barrieren an Bord, keine Bereiche, die nicht zugänglich wären“, sagt Frank Neumann, Hotel Manager auf der „Europa 2“. Behindertengerechte WCs sind ohnehin längst Standard auf den meisten Kreuzfahrtschiffen. Das gleiche gilt für Blindenschrift an den Griffen in den Gängen oder an den Kabinen.

Was sollten Menschen mit Behinderung bei der Planung beachten?

Einen Tipp geben alle Experten: Frühzeitige Information ist ganz wichtig - auf jeden Fall vorher bei Reederei oder Reisebüro über die Gegebenheiten an Bord informieren. Und dann auch eine Mitteilung an die Reederei, damit diese sich vorbereiten kann.

Was ist im Notfall zu beachten, zum Beispiel bei Seenot?

Bei Hapag-Lloyd Cruises steht für den Ernstfall, also zum Beispiel für eine etwaige Evakuierung des Schiffs, ein Handicap-Support-Team bereit. Einige Crew-Mitglieder sind zum Beispiel dafür eingeteilt, Gäste mit Gehbehinderung zu unterstützen, wenn die Fahrstühle nicht mehr in Betrieb sind. Bei Norwegian Cruise Line gibt es ein ähnliches Team, das bei einem Notfall auch alle behindertengerechten Kabinen absucht. Diese sind zudem mit speziellen Alarmsystemen ausgestattet: Vibrationsalarm im Bett, Warnleuchten und natürlich Tonsignale.

Was ist bei Ausflügen zu beachten?

„Da hakt es noch an einigen Stellen“, sagt Bock. Viele Reedereien setzen bei ihren Ausflügen Standardbusse ein, die für Rollstuhlfahrer nur schwer benutzbar sind. Und auch an vielen Sehenswürdigkeiten gibt es Hindernisse. NCL liefert Hinweise, welche Ausflüge für Rollstuhlfahrer geeignet sind und welche nicht.

Mitunter kann es bei Ausflügen auch etwas komplizierter sein, überhaupt an Land zu kommen. „Je nach Wasserstand ist die Gangway unter Umständen sehr steil“, sagt Neumann. In diesem Fall helfen Besatzungsmitglieder. Schwierig wird es jedoch beim Tendern, sprich wenn das Schiff nicht am Kai festmacht, sondern die Passagiere mit kleinen Booten an Land gebracht werden. „Bei extrem starkem Wellengang könnte es sein, dass wir jemanden nicht ins Tenderboot bringen können“, sagt Seno. Das sei bislang aber noch nie vorgekommen. „Wir finden grundsätzlich immer Wege.“

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