Reise-Bericht Mallorcas Hauptstadt Palma lockt mit Schick und Charme

Nach Strand- und Finca-Urlaub steht jetzt die Hauptstadt Mallorcas im Mittelpunkt. Sie entwickelt sich immer mehr zum eigenständigen Urlaubsziel.

Reise-Bericht: Mallorcas Hauptstadt Palma lockt mit Schick und Charme
Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Palma de Mallorca. Ein kleiner Platz, und doch so viel Geschichte: Der Philosoph Ramon Llull im Kirchenschiff begraben, vor der Sant Francesc Kirche ein Denkmal für den legendären Missionar Fra Juníper Serra, der San Francisco begründete, an den Kirchenpfeilern kleine rote Kreuze, die an ein unseliges Gemetzel erinnern, bei dem aus nichtigem Grund 300 Adlige am Allerseelentag 1490 ihr Leben ließen. Heute ist alles viel, viel friedlicher auf dem kopfsteingepflasterten Platz in der Altstadt von Palma, aber Geschichte wird immer noch geschrieben: Auf der Dachterrasse des früheren Heims der Adelsfamilie Alomar räkelt sich eine fröhliche, skandinavische Hochzeitsgesellschaft am Pool — auf Tuchfühlung mit dem Gotteshaus. Aus dem Palast ist ein Boutiquehotel geworden.

Palma, die Hauptstadt Mallorcas, war immer schon schön und jetzt wird sie noch schöner. Fragt man Einheimische, was es Neues auf der Insel gibt, antworten sie gern wie Gastronom Christobal Navarro aus dem Rotlichtbezirk La Terreno: „Palma ist das Neue.“ Nach Strand und Hinterland entwickelt sich die 400 000-Einwohner-Stadt selbst zum Urlaubsziel, und zwar ganzjährig. Überall in der Stadt werden alte Paläste zu Boutique-Hotels umgebaut, neue Läden eröffnen in Altstadtgassen. Besonders schön ist Palma jetzt, im Winter und Frühjahr, wenn es den Einheimischen gehört. Trendforscher wittern in Palma bereits das neue Barcelona.

Zwischen Almudaina-Palast und Aussichtsfestung Castell Bellver, in den Altstadtgassen von Santa Catalina bis zum lässigen Portixol gedeiht eine junge, muntere Szene — und immer ist der Strand so nah, auch ein Vorteil Palmas.

Die See-Brise kitzelt in der Nase, schwer wiegen die Dattelbündel in den Palmen, auf dem Meer dümpelt ein Tanker. Immer den Ozean im Blick hat der Radfahrer, der von der Innenstadt über den neuen Radweg an Palmas größten und durch Ballermann-Aktivitäten in Misskredit geratenen Strand radelt. Doch inzwischen ist vieles anders geworden. Wie kecke Zipfelmützen stehen die Strohschirme an der Platja de Palma; menschenleer und sauber geharkt der Strand. Nicht nur die Nebensaison sorgt für Stimmungswechsel. „Das Niveau kehrt zurück“, sagt Manuel Tigre, Direktor des „Pure Salt Garonda“. Das geschichtsreiche Garonda, ein moderner Glasbau mit Retro-Lobby, ist das erste Fünf-Sterne-Hotel zwischen Aquarium und Bierkönig — und war es vor 50 Jahren bei der Gründung bereits einmal.

Mit dem Niedergang des Strandes erblasste auch das Garonda, doch jetzt greift das 120-Millionen-Euro-Sanierungsprogramm für den Strand zwischen Can Pastilla und Arenal, die autofreie Uferpromenade ist begrünt, rund ein Drittel der 180 Hotels seien renoviert, sagt Manuel Tigre. „Es kommen immer mehr internationale Gäste“, sagt der Experte, nur die neue, von der linken Regierung jetzt zum zweiten Mal eingeführte Kurtaxe, stört den Hotelier. Wer abends von seiner uneinsehbaren Privatterrasse auf die glitzernde Strandmeile unter sich schaut, wähnt sich jedenfalls an der Copacabana — und zur Innenstadt sind es kaum zehn Minuten.

In diesem Jahr gibt sich Palma noch lebhafter und herausgeputzter. „La crisa“, die Wirtschaftskrise habe Mallorquiner und Festlandspanier motiviert, mehr zu investieren, erklären Insider die allgegenwärtigen Renovierungen, Restaurierungen und Sanierungen. Wo ewig Stadtruinen vor sich hin gammelten, etwa auf dem Prachtboulevard Passeig d’es Born, sind neue Hotels eingezogen; an der alten Hafenmole Moll Vell, lange Jahre nur ein Parkplatz, entstand eine neue Kneipenmeile. „Palma erfindet sich gerade neu“, sagt Toni Gomez vom Tourismusverband „Fomento del Turismo“.

Der Mix aus Kultur und Kneipen macht’s. Die Stadt bietet interessante Touren an, etwa zu Gebäuden im Modernisme-Stil, der katalanischen Version des Jugendstils, oder zu den vielen historischen Innenhöfen.

In dem ehemaligen Fischerviertel Santa Catalina westlich der Festungsmauern mit dem populären Es Baluard Museum gehört die gesamte Calle Sant Magi dem Nachtleben; Mode-Fans werden auf der Calle Anibal glücklich. Rund um den Santa Catalina-Markt, dem Bauch Palmas, kann man den ganzen Samstagvormittag verbummeln. Auch ein neuer Streetfood-Markt „San Juan“ im Norden Palmas mit mehr als 17 Imbissen und Restaurants lockt Besucher. Palma ist mehr als einen Tagesausflug wert.

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