London mit dem Doppeldecker

An jeder Sehenswürdigkeit der britischen Metropole hält ein Linienbus. Nur der Palast der Queen hat keine Haltestelle.

Düsseldorf. Der Sightseeing-Bus ist bequem - aber teuer. Man braucht ihn nicht. In London gibt es 700 Buslinien und dazu 14 ober- und unterirdische Bahnen. Damit ist jeder Punkt in der Stadt gut erreichbar.

Entsprechend leicht fällt es, die Sehenswürdigkeiten per Linienbus anzusteuern. Wer sich die Kennzahlen einiger weniger Linien merkt, sieht für wenig Geld besonders viel von Großbritanniens Metropole.

Für eine selbst gestrickte Stadterkundung ist der Preis ab 7,50 Euro für alle Busse und Linien in der City einfach unschlagbar. Für die Rundfahrt per Besichtigungsbus ist das Vierfache fällig, und die An- und Abfahrt per U-Bahn ist darin - anders als bei dem Ticket von "Transport for London" - nicht enthalten.

Der beste Ausgangspunkt für das selbstorganisierte Sightseeing ist Marble Arch. Das ist dann schon die erste Position auf der Liste "muss man sehen". Das 200 Jahre alte Marmortor war einst für Buckingham Palace vorgesehen, gefiel dort aber nicht, und wurde an die Nordwest-Ecke des Hyde Parks verbannt.

Dies ist End- und Anfangsstation für Bus 159, dem für Stadterkundigungen wichtigsten Doppeldeckerbus. Hier fährt man um oder nach 9.30 Uhr ab, denn ab jetzt gelten die günstigeren Off-Peak-Angebote. Sie sollen verhindern, dass die Touristen nicht noch zusätzlich die Verkehrsmittel verstopfen, wenn ganz London zur Arbeit fährt.

Wer hier einsteigt, kann leicht die Plätze oben und ganz vorn im Doppeldeckerbus erobern, von hier aus ist es ein besonderes Vergnügen, Oxford Street, Oxford Circus, Regent Street und Piccadilly Circus von oben herab zu erleben. Wer hier schon aussteigt, wird nicht mehr viel weiter kommen. Berühmte Warenhäuser säumen zusammen mit den Filialen bekannter Markenanbieter die Fahrstrecke.

Bald geht es durch das Regierungsviertel und über die Themse. Hier wird nun sichtbar, warum für diese Strecke Vormittagstermine empfohlen werden. Jetzt steht die Sonne günstig für die Houses of Parliament samt dem Uhr-Turm Big Ben - alle Fotos gelingen. Am Nachmittag müsste gegen die Sonne fotografiert werden.

Schon der Bilder wegen fährt man mit dem Bus noch über die Themse, um am Haltepunkt Westminster Bridge/City Hall auszusteigen. Zu Fuß geht es dann über die Westminster Bridge zurück zum Parlamentsgebäude. Das gehört einfach zu einem London-Besuch!

Auf der Straße Westminster muss man sich entscheiden. Der 159 mit der Richtungsangabe Streatham fährt am Kriegsmuseum (Imperial War Museum) vorbei bis nach Streatham, einem der ärmeren Stadtteile Londons - der Gegenbus mit dem Fahrziel Marble Arch erreicht nach drei Minuten den Trafalgar Square.

London-Genießer aber gehen hier lieber zu Fuß. Dann kann man sich Zeit lassen, um durchs Eisengitter in die Downing Street, Amtssitz des britischen Premiers, hinein zu sehen oder die Horse Guards zu bewundern.

Am Trafalgar Square, ein paar Schritte weiter, sollte man ganz nahe an die Nelson Column gehen, die an Horatio Nelson erinnert, der 1805 die napoleonische Flotte vernichtend schlug und dadurch die britische Vorherrschaft zur See begründete. Für die in Bronze gegossenen Schlachtenbilder am Säulensockel wurden Kanonen von Nelsons Schiffen eingeschmolzen.

Noch ein Spaziergang: Am Admirality Arch in der Südwest-Ecke des Squares beginnt The Mall - die Prachtallee, an deren Ende von hier aus schon der Buckingham Palace zu sehen ist. Für Linienbusse ist The Mall gesperrt, und eine U-Bahnstation direkt am Schloss gibt es auch nicht. Aber nach zwei Minuten Fußweg durch den Green Park hat man die Wahl zwischen der U-Bahn oder der Buslinie 9, die danach gleich wieder am Trafalgar Square hält.

Auf der Ostseite des Platzes fährt alle acht Minuten der 15er Bus ab. Das ist mindestens die zweitwichtigste Linie, um London kennen zu lernen. Die Fahrroute führt an "The Monument" vorbei - die 61 Meter hohe Säule, die an 1666 erinnert, als London brannte, dann wird die Station St. Paul’s Cathedral angezeigt, und nach 15 Minuten Fahrzeit ist der Tower of London erreicht.

"Das einzige Königsschloss, in dem die Könige zusammen mit ihren Todfeinden lebten", erklärt eine Reiseführerin am Tower und kündigt an, mit ihrer Gruppe gleich die königlichen Gemächer und die Verliese für die zum Tode Verurteilten darunter zu besuchen.

An der Ostseite des Towers fahren die Busse Nr. 78 und 42 ab und überqueren die Themse auf der Tower-Bridge. Das ist für Viele der Höhepunkt der Rundreise durch London im Linienbus. Für sie ist diese Hebebrücke von 1894 das alte Wahrzeichen Londons.

Auch Nummer RV 1 fährt über die Tower Bridge und dann am Südufer der Themse entlang zu The Eye. Dieses 135 Meter hohe Riesenrad ist das neue Wahrzeichen der Metropole.

An der Westminster Bridge fährt der 139 in Richtung West Hampstead ab - ein Muss für alle Beatles Fans. Sie fahren bis Abbey Road. Hier hält der Bus gegenüber dem Studio, in dem etliche Beatles-Aufnahmen entstanden. Das Cover-Foto zum Album wurde am Fußgängerübergang fotografiert. Dadurch wurde dieser Zebrastreifen zum Wallfahrtsort für die Beatles-Gemeinde aus der ganzen Welt.

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