Reise-Bericht Keukenhof: Blumen, Blumen, Blumen

Jetzt ist es in den Niederlanden am schönsten: Überall blühen bunte Blumen — und es gibt Wissenswertes über die Historie der Tulpe.

Reise-Bericht: Keukenhof: Blumen, Blumen, Blumen
Foto: Keukenhof

Südholland. Blumen. Duft. Weite. Farben. Ein Meer aus Rot, Violett, Pink, Gelb, Weiß, Blau und Orange, mal großflächig, als geschwungene Linien, geometrische Rahmen, mal mit Tupfern durchsetzt, akzentuiert, kunterbunt, mal knallig, mal dezent. Wohl an keinem anderen Ort auf der Welt öffnen sich im Frühjahr so viele Blüten wie im niederländischen Keukenhof (gesprochen: Kökenhof) in Lisse, Provinz Südholland. Tulpen, Hyazinthen, Narzissen leuchten um die Wette — und das sind nur die Hauptsorten der sieben Millionen Zwiebeln, die von Ende März bis Mitte Mai ihre blühende Pracht entfalten.

Wochenlang können Touristen das farbenfrohe Spektakel erleben. Über 32 Hektar Fläche erstreckt sich der selbst ernannte „schönste Frühlingspark der Welt“ in direkter Nachbarschaft zu Schloss Keukenhof, nach dem die Stiftung benannt ist. 1950 wurde sie zum Erhalt des Anwesens gegründet — und zu dem Zweck, ein „Schaufenster“ des niederländischen Zierpflanzensektors zu schaffen. Die Initiative war von zehn Blumenzüchtern und -exporteuren aus Region und Umland ausgegangen, unterstützt vom damaligen Bürgermeister der Stadt Lisse, W. J. H. Lambooy. Bereits der Eröffnung der einst 28 Hektar großen Anlage vor 66 Jahren wohnten 236 000 Besucher bei.

Inzwischen haben mehr als 50 Millionen Menschen aus mehr als 100 Ländern der Welt den weitläufigen Keukenhof durchwandert. „Blumen sind immer ein schönes Erlebnis“, sagt Direktor Bart Siemerink. An Wochenenden sei der Park besonders belebt, die meisten Touristen kämen im April. „Da sind es teils bis zu 30 000 pro Tag. Aber das verläuft sich.“

Vor allem Deutschland macht laut Siemerink einen großen Teil der Besucher-Nationalitäten aus, etwa 20 Prozent. Ebenso viele Gäste seien Holländer, doch auch für Amerikaner und Asiaten sei der Keukenhof ein zunehmend beliebtes Reiseziel. „Der Anteil am Touristiksektor ist nicht zu unterschätzen.“ Durchschnittlich 800 000 Menschen reisen jedes Jahr an, rund jeder Zehnte ist Fachbesucher.

Das ist neben der den Holländern innewohnenden Leidenschaft zur Tulpe — ein Symbol der Liebe, aber vor allem für das Land und den Start der Blumensaison — mit Sicherheit ein Grund dafür, dass der Frühlingspark mit derart viel Aufwand gepflegt wird. Ende September bringen 100 sorgfältig ausgewählte Blumenzüchter aus den Niederlanden, die sogenannten Hoflieferanten, eine Selektion ihrer hochwertigsten Zwiebeln zum Keukenhof. „Die Qualität muss überragend sein, damit sie hier zur Schau gestellt werden. Jeder Lieferant hat einen eigenen Sektor, in dem er seine Züchtungen präsentiert“, schildert Annemarie Gerards-Adriaansens, in der Stiftung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Wer sich nicht bewähre, weiche einem Neubewerber von der Warteliste.

Jede einzelne der sieben Millionen Frühlingsblumenzwiebeln erhält ihren speziellen Platz im Park. 40 Gärtner setzen sie Jahr für Jahr per Hand in drei unterschiedlich tiefen Schichten in die Erde. Die sogenannte Lasagne-Technik gewährleistet, dass die Pflanzen acht Wochen lang ununterbrochen blühen. Für die jährlich wechselnden Arrangements zeichnet Designer Martin Elling verantwortlich.

Blumenfelder begleiten den 25 Jahre alten studierten Landschaftsarchitekten seit seiner Kindheit. Bei der Gestaltung kalkuliert er mit höchster Akribie Farben, Formen, Höhe, Blütezeiten, Wetter und Standort. Sein aktuelles Werk ist ein Mosaik aus mehr als 60 000 Tulpen, Traubenhyazinthen und Krokussen, das, passend zum diesjährigen Motto „Goldenes Zeitalter“, eine 250 000 Quadratmeter große Delfter Fliese darstellt. Sie zeigt eine für das 17. Jahrhundert typische Szene aus dem Seehandel.

Neben den mannigfaltigen Blumendesigns in unterschiedlichen Themenbereichen, in denen auch Rosen, Nelken, Callas, Chrysanthemen und Orchideen wachsen, stehen im Keukenhof 2500 Bäume und hunderte Sträucher. Außerdem gibt es einen Skulpturengarten mit etwa 100 Kunstwerken, 20 Blumenshows, in denen 500 Züchter bei Fachjury wie auch Besuchern um das schönste Produkt wetteifern, sowie acht Inspirationsgärten.

„Damit wollen wir den Gästen Ideen für den eigenen Garten zuhause mit auf den Weg geben“, sagt Annemarie Gerards-Adriaansens. Auch immer mehr Familien besuchen die Anlage, Kinder amüsieren sich im Irrgarten, auf dem Spielplatz, bei der Schnitzeljagd oder im Streichelzoo. Souvenir-Shops und Restaurants befinden sich ebenfalls auf dem Gelände: Insgesamt arbeiten dort während der achtwöchigen Saison gut 1000 Personen, in den restlichen Monaten sind es 75.

Die graben spätestens zum finalen Toresschluss die Millionen von „Bollen“ wieder aus und verwerten sie als Dünger — ein weiterer Garant, die außergewöhnliche Güteklasse zu wahren, sagt Bart Siemerink, der nie den immens hohen finanziellen Wert der Tulpen thematisiert, sondern stets nur die Qualität: „Sie ist das Wichtigste für die Stiftung Keukenhof. Wir wollen den Menschen zeigen, was man Schönes im Garten machen kann.“ Die Autorin reiste mit Unterstützung des Niederländischen Büros für Tourismus & Convention.

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