Kairo: Bakschisch für das Bewachen der Schuhe

Kairo fasziniert. Aber die Metropole ist auch anstrengend, was sich schon bei einer Taxifahrt zeigt. Oder beim Museumsbesuch. Es geht allerdings auch entspannter.

Düsseldorf. Kairo ist Ägyptens Stadt der Superlative. Sie ist nicht nur die Hauptstadt, sondern mit mehr als 16 Millionen Einwohnern auch die größte Stadt der arabischen Welt. Ihre islamische Altstadt gehört zum Weltkulturerbe.

Dennoch nimmt sich der Besucher in der Regel für die wunderschöne Stadt gerade einmal zwei oder drei Tage Zeit. Als Tourist geht rasch der Überblick verloren, und Opfer von Abzockern wird man auch schnell. Dabei reicht das Beherzigen einiger einfacher Regeln, damit die „Bezwingerin“, wie Kairo auf Arabisch heißt, ihrem Namen nicht gerecht wird.

Schwarze Taxis sollten ignoriert werden — die weißen mit dem Schachbrettmuster an den Seiten haben Taxameter. Nicht, dass die findigen Fahrer diese nicht manipuliert haben könnten. Aber sie bieten zumindest eine Richtschnur.

Ein Taxi zu stoppen, ist fast nie nötig, sie halten ständig neben einem. Beim Straßenüberqueren gilt es, schnell zu sein. Ampeln sind rar. Da sind die Straßeninseln, die viele mehrspurige Straßen haben, sehr hilfreich. Am besten vertraut man sich der Touristenpolizei an, zu erkennen an der Armbinde mit der Aufschrift „Tourist Police“. Zu finden ist sie in der City in der Nähe der großen Hotels.

In der Altstadt kann man auf einen Schlag die Al-Azhar-Moschee, die Zitadelle und den Khan-al-Khalili-Basar erreichen. Und das Ägyptische Museum ist auch nur zehn Taximinuten entfernt. Beim Eintritt knöpfen sie dem Besucher die Kamera ab. Auch teuerste Geräte müssen abgegeben werden.

Das Museum selbst ist gut für ein Wochenprogramm. Wer dafür keine Zeit hat, sollte sich einen Teilbereich vornehmen. Dafür bietet sich die reiche Ausbeute aus dem Grab von Tutanchamun an, dem sagenhaften Pharao aus der 18. Dynastie.

Wieder raus aus dem rummeligen Museum — danach ist ein Besuch der nahegelegenen Al-Azhar-Moschee zu empfehlen. Das mehr als 1000 Jahre alte Gebäude besticht durch seine Schlichtheit. Der rechteckige Raum ist mit roten Teppichen ausgelegt. Die Holzdecke dämpft Geräusche. Fotografieren ist nicht verboten, aber verschleierte Frauen sollten kein Motiv sein.

Nahe der Moschee, im Al-Hussein-Altstadtviertel, windet sich der Khan-al-Khalili-Basar durch enge Gassen. Er ist der zentrale Markt von Kairo. Hier gibt es nach Branchen aufgeteilt ganze Straßenzüge — entweder mit Obst und Gemüse oder Gewürzen, Gold und Antiquitäten. Geeigneter für Touristen sind die Stoffläden. Hier gibt es wunderschöne Tücher für wenige Euro oder gleich ein ganzes Kleid.

Nach dem Basarbummel empfiehlt sich ein Pfefferminztee gegen die Hitze im „El Fishawy Café“. Es liegt inmitten der Geschäfte. Hier sitzen Einheimische und Touristen einträchtig beieinander und schmauchen Wasserpfeifen. Hier sind Tee und Tabak auch für alle Gäste gleich teuer — im Gegensatz zum Eintritt im Ägyptischen Museum, wo Touristen 60 Ägyptische Pfund zahlen, Einheimische nur vier.

Selbst entscheiden Touristen beim Thema Trinkgeld. Mit ein bis zwei Dollarnoten oder fünf bis zehn Ägyptischen Pfund pro Tip kommt man gut durch die Stadt. Dieses Bakschisch verteilt man allerdings gefühlt für jede Handreichung. Die „Gabe“ bekommt der Hotelpage für das Aufhalten der Taxitür, der Schuhhüter in der Moschee, der Gärtner für einen Weghinweis, der Kofferträger am Flughafen.

Nicht so sehr zu empfehlen ist das ägyptische Essen, zumal es ohnehin nicht so recht zu klassifizieren ist. Wer essen geht, wählt am besten Restaurants mit westlicher Küche oder geht zum Libanesen. Die großen internationalen Hotels, fast alle nahe oder direkt am Nilufer gelegen, haben eine sehr gute — aber auch teure — Küche. Wer günstiger essen will, ist bei den internationalen Fastfoodketten gut bedient. Die Garküchen der Stadt sind nicht ganz unbedenklich, da spielt oft der Magen nicht mit.

Wer nach dem Spaziergang durch die Altstadt Sehnsucht nach einer grünen Oase hat, dem seien die Gärten von Kairo ans Herz gelegt. Aber nicht alles, was auf dem Stadtplan grün eingezeichnet ist, würde ein Europäer als Garten bezeichnen.

Der El-Gezira-Garden entlang des Nils zum Beispiel ist eher eine Asphaltwüste mit Blumenkübeln. Der älteste Garten der Stadt, der Mohammed-Ali-Park in Qalyubiyya, ist ungepflegt und recht weit vom Zentrum entfernt. Der Japanische Garten in Helwan dagegen ist schon adretter, wenn auch schnell durchwandert.

Der Al-Azhar-Park in der Nähe der Alabastermoschee jedoch ist eine Oase inmitten der ansonsten sehr staubigen, beigegrauen Großstadt. Er ist wenige Jahre alt und von der Aga Khan Stiftung finanziert.

In Kairo regnet es nur wenige Male im Jahr, der Staub liegt überall. Im Al-Azhar-Park jedoch glitzert das Grün frisch besprengt. Der hoch gelegene Park bietet einen weiten Blick über die Altstadt. Und wer sich dort zur Gebetsstunde aufhält, erlebt einen weiteren Zauber der Stadt besonders ergreifend: den Chor der Muezzins. Das ist Gänsehaut pur. So hat einen Kairo am Schluss doch noch bezwungen.

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