Hotels als Spielzeug der Stars

Schauspieler und Regisseure investieren, ohne Werbung für ihre Unterkünfte zu machen.

Düsseldorf. Als Hotelier hat man nicht nur Freude - vor allem dann nicht, wenn man auf dem Grundstück 200 Bäume ohne die nötige Genehmigung gefällt hat, die Nachbarn toben und ein Bußgeldbescheid über 50 000 Dollar droht - umgerechnet 191 Euro pro Baum: So erging es kürzlich Richard Gere, der in der Ortschaft Pound Ridge im US-Bundesstaat New York als Betreiber eines neuen Bed&Breakfast unter die Gastwirte gegangen war.

In dem 4900-Einwohner-Ort hatte der "Pretty Woman"-Kinoheld ein ziemlich heruntergekommenes hölzernes Farmhaus erstanden, es umfassend renoviert und als schickes "Bedford Post Inn" mit zwei Restaurants und acht Zimmern eröffnet.

Die erste Woche jobbte er selbst an der Rezeption - und kann sich seitdem an der guten Buchungslage erfreuen. Denn abgesehen von dem angeblichen Baum-Frevel bewegt Gere sich absolut im Trend: Immer mehr Hollywood-Stars scheinen durch die eigene jobbedingte Reiserei auf den Geschmack gekommen zu sein und gehen unter die Hoteliers.

Bei ihren Edel-Herbergen vermeiden sie alles, worüber sie sich selbst anderswo während unzähliger Hotelnächte geärgert haben. Klassische Kosten-Nutzen-Rechnungen gibt es nicht, Geld spielt meistens keine Rolle. Denn im Mittelpunkt aller Überlegungen steht kein Business-Plan, sondern die Umsetzung eines Traums.

Egal, wie personalintensiv und saisonanfällig das Geschäft auch sein mag - obendrein oft an Orten, wo niemand anders auf Anhieb investieren würde. Für die Gäste ist allein schon die vage Chance, einen Hollywood-Prominenten beim Check-in oder zum unverhofften Smalltalk in der Hotel-Bar treffen zu können, ein Buchungsgrund. Davon profitiert zum Beispiel Robert de Niros "The Greenwich Hotel" im New Yorker Stadtteil Tribeca.

Fürs Werbefoto posierte der weltbekannte Wirt tatsächlich hinterm Empfangstresen und hantierte mit Zimmerschlüsseln. In Wirklichkeit ist er zwar gelegentlich selber im Haus, gilt aber als eher unsichtbar. Das handhabt Robert Redfords in seinem "Sundance Resort" in den Bergen von Utah gut eine Autostunde von Salt Lake City ganz anders. Der "Jenseits von Afrika"-Star ist gerne und oft auf seiner Hotel-Ranch, gibt sich dort nahbar, plaudert mit den Gästen und sieht das Anwesen als liebgewonnenes Hobby.

Trotzdem wirft das Hotel mit seinen 95 Quartieren offenbar keinen Gewinn ab - im Gegenteil: "Sundance trägt sich nicht selbst, und ich muss es subventionieren", bekannte Redford vor längerer Zeit in einem Interview. Marketing betreibt er dennoch nicht - der berühmte Name muss genügen: "Ich glaube an Mundpropaganda."

Darüber kann sich auch Clint Eastwood nicht beklagen. Mit seiner "Mission Ranch" im kalifornischen Carmel zählt er zu den Pionieren der Filmhelden im Hotelgeschäft. Die Ranch kaufte er Mitte der 80er Jahre während seiner Zeit als Bürgermeister von Carmel, um Immobilienspekulanten auszubremsen und baute sie zum Hotel mit sehr zivilen Preisen um. Die Übernachtung kostet ab 91 Euro.

Gere nimmt mehr als das Dreifache als Einstandspreis. Auch Regisseur Francis Ford Coppola zählte zu den ersten Kinoschaffenden, die mit Hotel-Ambitionen von sich Reden machten. Seiner "Blancaneaux Lodge" ausgerechnet im Regenwald von Belize, eröffnet 1993, folgten inzwischen das "Turtle Inn" am Karibikstrand des mittelamerikanischen Kleinstaats und zuletzt das "La Lancha" nahe der Maya-Ruinenstätte Tikal im Nachbarland Guatemala.

Und tatsächlich stehen die Chancen nicht schlecht, Filmleute zu treffen - weil sie gerne bei befreundeten Kollegen absteigen: Fast so als wohnten sie bei ihnen zuhause, fast so als wäre man unter sich. Ob bei Serienheld Jason Priestley, dem das "Terrace Beach Resort" auf Vancouver Island gehört, oder im "House of Jasmines" in den Ausläufern der argentinischen Anden, das sich Oscar-Preisträger Robert Duvall gemeinsam mit seiner Frau Luciana Pedraza zwischenzeitlich zugelegt hatte.

Weitere Hollywood-Größen standen immer wieder in den Startlöchern - so auch George Clooney, von dem es hieß, er beteilige sich an dem 4400-Zimmer-Hotelkomplex "Las Ramblas" in Las Vegas. Inzwischen scheint das Projekt durch die Weltwirtschaftskrise zumindest fürs erste vom Tisch gefegt.

Einen etwas anderen Weg geht unterdessen Vorzeige-Pirat Johnny Depp ("Fluch der Karibik"). Sein Hotel kann immer dort eingesetzt werden, wo die Nachfrage gerade stimmt, denn es schwimmt: Er verchartert seine 47 Meter lange Yacht "Vajoliroja" mit Platz für zehn Passagiere und acht Besatzungsmitglieder - zum Wochenpreis von ab 84 000 Euro.

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