Hintertux: Eiskaltes gegen richtig Heißes

Abkühlung am Gletscher in 2500 Metern Höhe.

Düsseldorf. Eisblau schimmert die Gletscherspalte. Glatt wie geschliffener Marmor türmen sich ihre glasigen Wände auf, verschwinden nach oben im Halbdunkel. Aber hier unten auf dem Gletscherboden ist es erstaunlich hell: Eiszapfen funkeln, Eisgebilde leuchten geheimnisvoll. Es ist ein verzauberter Weg, der da über Metalltreppen und -leitern durch den Gletscherbauch führt und die zeitgeistige Illumination in bunten Farben gar nicht bräuchte.

Von der Hintertuxer Bergbahn etwas unpassend als "Natureispalast" vermarktet, fasziniert doch vor allem der Blick ins Innere eines Gletschers. Oben auf der verschneiten Oberfläche kurven derweil die Unentwegten: Snowboarder und Skifahrer, die es auch im Sommer nicht lassen können. Aber der Großteil der Gäste am Gletscher hat heute nichts mit Carving im Sinn, sondern er sucht nur eins: Abkühlung.

Als der Wetterbericht Sahara-Temperaturen um 35 Grad ankündigte, packten wir unsere Sachen und fuhren los: hoch in die Berge. Hundert Höhenmeter machen ein Grad Temperaturunterschied aus, sagt eine Faustregel. Und tatsächlich, als das arme Auto die 1000 Meter von der Talsohle des Zillertals hinauf zum Hoteldorf Hintertux auf 1500 Meter geschafft hat, ist auch das Thermometer um acht Grad gesunken.

Die Hotels im Talschluss haben sich längst auf solche Wünsche eingestellt. Wo früher karge Sportlerherbergen Bergsteigern und Ski-Enthusiasten wenig mehr boten als Bett und Verpflegung, da herrscht heute Wohlbefinden. Frieda Klausner und ihr Mann Martin zum Beispiel haben gerade ihr Traditionshotel umgebaut zum "neuen Klausnerhof" - mit grüner Dachterrasse, Schwimmbad und Whirlpool unter freiem Himmel.

Statt Skiwasser und Bergsteiger-Tee bestellen sich die Gäste auf der Veranda mit Blick aufs Dorfkircherl Latte Macchiato und Aperol Sprizz. Danach schlafen sie gut bei offenem Fenster in der frischen Bergluft. Es hat schon etwas ganz Eigenes, morgens aufzuwachen und von draußen glitzert der Gletscher ins Hotelzimmer. Im Ort ist praktisch jedes verfügbare Zimmer exakt darauf ausgerichtet. Klar, dass es nach dem Frühstück nur eins gibt: hinauf ins Eis. Wir schnüren die Wanderschuhe und würdigen den kostenlosen Dorfbus keines Blicks.

Viel schöner ist doch die kurze Strecke entlang des quirligen Tuxbachs zur Bergbahn. Vorbei geht’s an einem schattigen Kinderspielplatz und an Europas höchstgelegener Thermalquelle. Wer schon beim Gedanken daran ins Schwitzen kommt, der sei beruhigt: In das nostalgische Freischwimmbad mit den lustigen gelben Liegestühlen fließt das Thermalwasser frische 19 Grad kühl.

An der Talstation der Seilbahn macht die elektronische Anzeigetafel kühle Lust auf drei Etagen: Für die erste Zwischenstation auf 2100 Meter meldet sie 22 Grad, an der zweiten noch 16 und ganz oben auf 3250 Metern gerade mal zwölf Grad im Schatten.

Schatten gibt’s da zwar keinen, aber das macht nichts. Längst haben die Kinder den "Gletscherflohpark" mit Schneekarussell und Schneeschlauchrutschbahn entdeckt, während die Großen den halbstündigen Abstieg in die Gletscherspalte wagen.

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