Die Initiative Kräuterwind vernetzt Produzenten aus der Region Genießen im Westerwald

Seifen mit Kräutern aus der Region und Westerwälder Ziegenkäse — das ist Genuss für alle Sinne.

Westerburg. Anna, Emma, Lillibeth und Paula meckern. Nicht, weil ihnen irgendetwas nicht passen würde — sie meckern generell. Denn Anna, Emma, Lillibeth und Paula sind Ziegen. Vier von mehr als 100 Artgenossen, mit denen sie sich den hellen, ehemaligen Gänsestall in Oberrod teilen. Erst, als es endlich Heu gibt, kehrt bei den zickigen Damen etwas Ruhe ein. Und Claudia Schäfer-Trumm, die Ziegenbäuerin, kann ihre Geschichte erzählen.

Die Initiative Kräuterwind vernetzt Produzenten aus der Region: Genießen im Westerwald
Foto: Julia Klinkusch

Denn wer glaubt, der Westerwald sei ein verschlafenes Fleckchen Erde, wird von der Ziegenwirtin eines Besseren belehrt. Dank zahlreicher regionaler Angebote hat sich das Mittelgebirge zu einem Touristenmagneten entwickelt. Manches ist immer noch ein Geheimtipp, der Ziegenhof von Schäfer-Trumm gehört dazu. Nachdem sie vor rund zehn Jahren im Urlaub eine Sendung über Ziegenkäse in der Provence gesehen hatte, ließ sie der Gedanke, selbst Käse herzustellen, nicht mehr los. Und so wurde aus der gelernten Personalchefin eines Hotels nebenberuflich eine Ziegenbäuerin.

Die Initiative Kräuterwind vernetzt Produzenten aus der Region: Genießen im Westerwald
Foto: Dominik Ketz

„Inzwischen stellen wir rund 35 Sorten regionalen Ziegenkäse her“, erklärt Schäfer-Trumm. Neben der Käserei hat sie mit ihrer Familie aus alten Bruchsteinen ein historisches Westerwälder Bauernhaus nachgebaut. Darin bewirtet sie Gäste — mit Spezialitäten aus Ziegenkäse. „Wir haben Frischkäse, Brie, Münster, Schnittkäse oder Camembert. Teilweise mit Meersalz gewürzt oder mit Kräutern wie Lavendel oder Salbei, aber auch mit Nüssen, Chili und edlen Bränden. Also Westerwälder Ziegenkäse mit französischem Einschlag.“

Mit ihrer kleinen Fromagerie gehört Claudia Schäfer-Trumm von Anfang an zu „Kräuterwind — Genussreich Westerwald“. Der Zusammenschluss von mehr als 100 Partnern wie Kräuterspezialisten, Gärten, Gastwirten, Manufakturen und Touristikunternehmen aus dem Westerwald hat sich dem regionalen und bewussten Genuss und den heimischen Wildpflanzen verschrieben.

Zu ihnen gehört auch Kirsten Weimer mit ihrer Seifenmanufaktur „Seife natürlich“ aus Dornburg-Wilsenroth. Sie kreiert besondere Seifensorten: Kräuterseife mit Honig, mit frischen Erdbeeren und Prosecco oder die „Ringelziege“ mit Ziegenmilch als spezieller Zutat. In Workshops gibt sie ihr Wissen weiter.

Auf dem Tisch stehen Fläschchen mit duftenden, Ölen: Zitronen-, Bergamotte- und Rosenduft liegen in der Luft. In Schalen stehen Orangenblüten, Minzblätter, Hafer und mehr bereit. Und das soll Seife werden? Nicht ganz. Kirsten Weimer hat sich umgezogen, trägt jetzt Schutzbrille, Schürze und Handschuhe. Die Seifensiederin sieht aus wie eine Chemielaborantin. „Seife wird aus Lauge hergestellt und beim Anrühren muss man sich schützen“, erklärt sie.

Ein Naturprodukt sind die Seifen dennoch: Sie enthalten reichlich pflegende Öle und Fette. Die Seifenmasse gießt die Siederin in eine Form, sie muss mehrere Tage aushärten. Für ihre Workshopteilnehmer hat sie ein anderes Stück vorbereitet. Daraus entstehen nun Savonettes, kleine Seifenkugeln, die nach persönlichem Geschmack mit ätherischen Ölen (für den Duft), Hafer (peelt) oder Minzblättern (erfrischend) verknetet und zu Kugeln geformt werden. Die Kräuter für ihre Seifen bezieht Kirsten Weimer aus der Region, ganz im Sinn der Initiative Kräuterwind.

Dazu gehört auch, dass die Kräuter nicht nur in Kosmetika eingesetzt werden, sondern auch in der Küche der Kräuterwind-Wirte. Einer von ihnen ist Timo Pletz, Küchenchef des Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee, das ebenfalls zum Netzwerk gehört. Seine Spezialität sind grüne Smoothies. „Die sind nicht nur in, sondern auch gesund“, sagt Pletz. „Wenn man sie richtig macht. In den perfekten Smoothie, der sich auch zum Heilfasten eignet, gehört Quellwasser.“ Das holt er um 5 Uhr früh aus der nahegelegenen Nisterquelle. Spinat, Petersilie, Mandelmilch, Äpfel und Kiwi ergänzen den Trunk. Quietschgrün ist er und duftet intensiv nach Gras und Petersilie. Der erste Schluck überrascht: Zwar schmeckt der Smoothie „grün“, aber auch süß und erfrischend fruchtig. „Petersilie hat eine solche Fülle an Vitalstoffen und Spurenelementen, dass sie fast als Nahrungsergänzungsmittel durchgehen könnte“, erzählt Pletz.

Jetzt fehlt zur Entspannung nur noch eine Massage mit Birkenöl aus dem Westerwald. Aus Birkenblättern, Mandelmilch und Lanolin. Selbst angerührt von Spa-Leiterin Annerose Wiederstein-Kexel. Der angenehme Duft der Birkenblätter hüllt die Sinne ein, das leicht warme Öl entspannt die Muskeln. Der Westerwald ist verschlafen? Nein. Der Westerwald ist Wellness für die Sinne.

Die Autorin reiste mit Unterstützung der Lindner Hotels.

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