Reise Geheimtipp an der Ostsee

Hohwacht und Lütjenburg in Schleswig-Holstein bieten Erholung ohne viel Touristentrubel.

Leise fegt der Wind durch die Baumkronen und vermischt sich mit dem Rauschen der Brandung viele Meter weiter unten. Einen Hauch Salzgeruch trägt er mit sich. Und den Geruch von nassem Sand, Algen und Tang. Nur ab und zu blitzt das Blaugrün der Ostsee zwischen den Bäumen durch, die an der Steilküste von Hohwacht wachsen. Hohwacht, das grüne Bad an der Ostsee, war früher ein Fischerdorf und ist es bis heute ein bisschen geblieben, auch wenn der Ort vor allem vom Tourismus lebt.

Timmendorfer Strand zieht die Hamburger Elite an, Grömitz die Familien. Und Hohwacht? Beide gleichermaßen. Den Strand teilt sich die unterschiedliche Klientel in trauter Eintracht. Denn sie suchen alle dasselbe: Ruhe und Erholung. In Hohwacht gibt es keine belebte Promenade, kein Freibad mit Rutschen, keine Läden mit Markenkleidung.

Stattdessen einen Weg hinter den Dünen und den Pfad auf der bewaldeten Steilküste, der zur Aussichtsplattform „Kiek ut“ und nach Alt-Hohwacht führt. Wer Erholung sucht, findet sie dort — wo kein Haus höher ist, als die Bäume. Kleine Häuser mit Reetdächern und klangvollen Namen wie Möwennest, Sindbad oder Luv und Lee.

Am Fuß der Steilküste schmiegen sich Badehütten in die Landschaft, alle mit Blick auf die Hohwachter Bucht. 50 sind es, in bunten Pastellfarben angestrichen. Sie sind historisch und in Deutschland inzwischen einmalig. Viele dieser Hütten sind noch heute im Familienbesitz.

Eine Seebrücke, wie sie fast alle bekannten Bäder an der Ostsee haben, sucht man vergeblich. Der kleine, 60 Meter lange Badesteg in Alt-Hohwacht kann kaum mithalten, lohnt aber trotzdem einen Besuch, denn er bietet einen wunderbaren Blick auf den benachbarten Sehlendorfer Strand. Stattdessen haben die Hohwachter auch in Sachen Seesteg Individualität bewiesen und im Jahr 2004 die Flunder gebaut: Eine Plattform, die in die Ostsee hineinragt.

Die Stahlkonstruktion ist an einem Pylon aufgehängt, der bis in zehn Meter Tiefe reicht und zum Wahrzeichen des Ortes geworden ist. Ihren Namen erhielt die Plattform, weil ihre Form an einen Plattfisch erinnert. Die Flunder ist zum Mittelpunkt Hohwachts geworden. Ob Open-Air-Yoga, Bernstein-Workshop für Kinder oder Strandfest — alles findet rund um die Flunder statt.

Nur der Hohwachter Schlemmermarkt hat seine Heimat auf der Festwiese in Alt-Hohwacht gefunden. Alle 14 Tage bauen die Gastronomen und Hoteliers im Sommer dort ihre Zelte auf, um Touristen und Einheimische mit kulinarischen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Besonders beliebt: Backfisch mit hausgemachter Remouladensoße.

Familien mit Kindern, die doch ein wenig mehr Action suchen, machen Ausflüge zum Esel- und Landspielhof Nessendorf, Kutschfahrt inklusive. Vorausgesetzt, der Esel hat Lust dazu. Oder sie fahren zur Turmhügelburg. In der Rekonstruktion einer mittelalterlichen Burganlage, finden Feste und Workshops statt, bei denen Kinder die Wikingerzeit aufleben lassen können.

Die Turmhügelburg gehört zu Lütjenburg, rund zehn Kilometer von Hohwacht gelegen. Der mehr als 800 Jahre alte Luftkurort lockt mit seinem historischen Marktplatz, dem barocken Rathaus und der St.-Michaelis-Kirche. Lütjenburg ist das landeinwärts gelegene Pendant zu Hohwacht: Ein Geheimtipp ohne Touristenströme wie in Plön oder Bad Malente.

Im Färberhaus, dem ältesten Wohnhaus der Stadt aus dem Jahr 1576, ist heute das Standesamt. Dort schließen Paare in historischer Kulisse den Bund fürs Leben. Und wer glaubt, im Norden Deutschlands sei alles flach, wird in Lütjenburg überrascht: Auf dem Vogelberg steht der Bismarckturm mit seiner Aussichtsplattform in Höhe von 60 Metern über dem Meeresspiegel. Sein Eingang liegt im Hotel-Restaurant Ostseeblick, in das der Turm integriert wurde. Von oben haben Besucher einen traumhaften Ausblick. Bei gutem Wetter bis zu den dänischen Inseln. Und bis nach Hohwacht, wo der Seewind leise durch die Wipfel der Bäume an der Steilküste streift.

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