Flamingos und Mangroven: Saloum-Delta im Senegal

Ndangane (dpa/tmn) - Das Saloum-Delta im Senegal ist Vogelparadies, Mangroven-Labyrinth und Heimat der Muschelfischer. Das einzigartige Ökosystem lässt sich nur über seine zahlreichen Wasserwege erkunden - am besten auf einem traditionellen westafrikanischen Fischerboot.

Tropisch warme Luft liegt über dem Wasser. Wie Milchglas sieht der Himmel aus. Alpha Ousman Dieng steuert seine Piroge durch die Lagune und schaut in die Ferne. Der 25-jährige Krabbenfischer kennt sich gut aus im Flussdelta von Sine und Saloum an der Westküste des Senegals. „Ich finde immer den Weg“, sagt er. Tief hinein in das Delta kommt man nur mit einem Boot.

Wer nicht mit einem Fischer raus fährt, wird sich zwischen den Inseln verirren. Der Nationalpark Delta du Saloum ist etwa so groß wie das Bundesland Hamburg. Das ganze Feuchtgebiet, in dem der Sine und der Saloum zusammenfließen, umfasst mehr als die doppelte Fläche. Seit 2011 ist es Weltnaturerbe der Unesco.

Die Floßfahrt startet in Ndangane im Norden des Deltas. Alpha trägt Jeans und Sonnenbrille. Sein Bruder Sekou, 11 Jahre alt, setzt sich hinten im Boot ans Steuer. Keine halbe Stunde vergeht, und er stoppt die Piroge an einer Sandbank, auf der etwa drei Dutzend Flamingos flanieren. Ein Pelikan steckt seinen Kopf ins Wasser, ein Reiher fliegt auf. Dahinter fällt vor grauen, schweren Wolken ein Regenbogen auf die Mangroven.

Ornithologen bekommen im Saloum-Delta leuchtende Augen: Die Region ist Heimat verschiedenster Wasservögel, und im Winter kommen Zugvögel aus Europa hinzu. Um die verschiedenen Arten leichter zuordnen zu können, gehört ein Fernglas mit ins Boot - und für Fotos ein Teleobjektiv.

Sekou steuert die Insel Mar Lodj an, gegenüber von Ndangane. Heute ist Gottesdienst, wie jeden Sonntag. Frauen mit goldenen Ohrringen in bunten Gewändern fächeln sich Luft zu. Der Chor stimmt ein Halleluja an, danach folgt die Predigt. Auf Mar Lodj leben überwiegend Christen, der Senegal ist aber eigentlich ein islamisches Land. „Die Religionen respektieren sich“, erklärt Alpha.

Über dem Ozean braut sich ein Sturm zusammen. Die Piroge gleitet durch die Mangroven. Die Salzpflanzen wachsen nur an den Küsten der Meere. „Halt deine Hand ins Wasser“, fordert Alpha. Die Finger schmecken salzig. In den Büschen liegt ein Kaiman im Wasser. Die Mangrovenwälder sind nicht nur ein wichtiges Ökosystem für zahlreiche Tierarten, sie versorgen auch den Menschen: Alpha und Sekou brechen unter der Wasseroberfläche einen Ast vom Gebüsch - Muscheln kleben daran.

Die sind später für zwei Schweizer: Barbara Kaufmann und Bruno Albrecht, beide 58, sind vor vier Jahren in den Senegal ausgewandert. In Ndangane begrüßen sie heute Gäste aus der ganzen Welt in ihrer Pension. „Die meisten Touristen kommen zwischen Oktober und April, in der Trockenzeit, wenn es keine Moskitos gibt“, erzählt Barbara.

Rast auf einer Sandbank: Alpha und Sekou grillen drei Doraden. Nach dem Essen geht es zurück nach Ndanghane. „Nachts ist die beste Zeit zum Fischen“, erklärt Alpha. „Dann treiben die Krabben an die Oberfläche.“ Heute wird er aber nicht mehr rausfahren. Am frühen Abend zucken Blitze in der Ferne.

Barbara und Bruno haben Licht angemacht auf der Terrasse ihrer Lodge. Alphas Muscheln landen im Eisfach. Der Abend ist still, bis auf das Gewitter über dem Meer. „Wenn du draußen bist an der Grenze zum Ozean, und ein Sturm aufzieht, dann wird es plötzlich ganz leise“, erzählt Bruno. „Mehr als leise, es gibt gar keine Geräusche mehr, wie in einem Vakuum.“ Noch gibt es keine Gäste. In zwei oder drei Wochen, wenn das Wetter sich beruhigt hat, kommen die ersten Touristen.

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