Entspannt unter Ex-Kannibalen: Am Toba-See auf Sumatra

Tuk-Tuk (dpa/tmn) - Milch und Honig fließen zwar nicht auf Samosir. Aber sonst kommt die Insel im Toba-See auf Sumatra mit ihrem milden Klima, Früchten und Gemüse im ganzen Jahr einem Paradies ziemlich nah.

Wenn Ita Manurung in ihrer kleinen Küche ein paar Meter von den Tischen entfernt zu brutzeln anfängt, läuft den Gästen schnell das Wasser im Mund zusammen. Sternanis ist eines ihrer Geheimnisse, und Andaliman-Pfeffer mit Zitrusflair, und die Kerne des Lichtnussbaums. „Am besten frisch knacken, den Kern in dünne Scheiben schneiden, anbraten, und mit Zwiebeln und Knoblauch zum Gemüse geben“, sagt sie. Oder im Mörser zerreiben, und mit vielen anderen Gewürzen zu einer Sambalpaste verarbeiten, die die Geschmacksnerven bis ans äußerste kitzelt. Die Küche des Batak-Volkes auf Sumatra in Indonesien macht dem Ruf „Gewürzinsel“ alle Ehre.

Vieles, was Manurung in ihrem Restaurant kocht, wächst und lebt in unmittelbarer Nachbarschaft: ein Avocadobaum vor der offenen Terrasse, dahinter ein Mangobaum. Eine Ranke mit Passionsfrüchten an der Restaurantwand. Minze im Blumenbeet, Lichtnussbäume im nahen Wald. Und natürlich Fisch. Frisch gefangen am Morgen im Toba-See, 20 Meter vor der Haustür. Ein Schlaraffenland? Manurung lacht. „Uns geht es gut hier, ich würde nie woanders leben wollen.“

Manurung lebt mit Mann und drei Söhnen in Tuk-Tuk, auf der Insel Samosir, im Toba-See, auf Sumatra, in Indonesien. Wer auf einer Asientour einen Abstecher einplant, entdeckt ein Kleinod mit mildem Klima und entspannter Unaufgeregtheit. Statt Edelhotels kleine Pensionen, statt Bungee-Springen Kajakfahren.

Samosir verdankt seine Existenz der wahrscheinlich größten Vulkanexplosionen in der geologischen Geschichte der Welt. Der Ausbruch, der Teile Asiens unter einer bis zu neun Meter dicken Ascheschicht begrub, passierte vor schätzungsweise 75 000 Jahren. Der Toba-See mit 35 mal 100 Kilometern ist der größte und tiefste Kratersee der Welt. Samosir ist sozusagen die Vulkankuppe.

Ein paar Dutzend Dörfer liegen am Seeufer, das knapp 800 Meter hohe Plateau ist fast unbewohnt. Schon vom Boot aus sind die gediegenen Batak-Häuser mit ihren geschwungenen Dachgiebeln zu sehen. „Meine Großeltern hatten so ein Haus: unten lebten die Büffel, oben die Familie“, sagt Manurung. „Der Gestank der Tiere! Es war schrecklich, und schrecklich schön“, sagt sie.

Zu besichtigen sind solche Häuser in Ambarita, wo vor der Tür eine Art Hänsel-und-Gretel-Stall zu sehen ist. „Hier wurden die Gefangenen angefettet, bevor sie hingerichtet und verspeist wurden,“ sagt der Museumsführer. Auf dem Hof sind noch die Steinstühle zu sehen, auf dem die Stammesführer über das Schicksal von Gefangenen entschieden. Über den Kannibalismus der Batak schrieben Reisende wie Marco Polo und Sir Stamford Raffles.

Blutig ist die Küche auch heute noch, vor allem an Festtagen: Sangsang, in Blut gekochtes Schwein, gilt als Delikatesse. Und: Fast jedes Restaurant bietet „Magic Mushrooms“ - im Omelett etwa. Die Wirkung reicht je nach Gemütslage von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Dabei kann Samosir Hochgefühle eigentlich auch ohne Magie herbeizaubern.

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