Endlich vereint: Arosa und Lenzerheide verbinden ihre Skigebiete

Arosa/Lenzerheide (dpa/tmn) - Lenzerheide und Arosa gehören schon lange zu den bekanntesten Wintersportorten der Schweiz. Mit ihrem Zusammenschluss haben sie sich jetzt in die Top-Liga der Alpen-Skigebiete katapultiert.

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Nach der wohl längsten Verlobungsphase aller Zeiten haben Arosa und Lenzerheide endlich zusammengefunden. Schon vor 40 Jahren bandelten die beiden Schweizer Ferienorte an, um ihre Skigebiete miteinander zu verbinden. Die Hochzeit aber platzte immer wieder. Mal hatten Umweltschützer etwas gegen die Beziehung, mal die Bürger in einem der Täler, zwischenzeitlich verloren die Verlobten das Interesse aneinander, weil sie in den Boom-Jahren des Tourismus ihr Singleleben genossen.

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Als dem Glück eigentlich nichts mehr im Weg stand, verzögerten im vergangenen Sommer kurzfristig doch noch schlechtes Wetter und instabile Gesteinsschichten unter den Fundamenten die Hochzeitsfeier. Seit Mitte Januar ist die Urdenbahn nun in Betrieb, die die beiden mittelgroßen Skigebiete zum größten im Kanton Graubünden zusammenschließt und Arosa/Lenzerheide damit in die Top Ten der Schweizer Skigebiete katapultiert. „Die Schweiz hat ein neues Traumpaar“, jubeln die Marketingstrategen der Orte und plakatierten Fotos eines händchenhaltenden Paares: Die „Lenzer Heidi“ und den „Gigi von Arosa“.

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Ob dieser Werbegag gelungen ist, darüber gehen die Meinungen in beiden Täler genauso auseinander, wie die Antworten auf eine andere Frage: War das mit Gigi und Heidi eine Liebesheirat oder eine Zweckehe? Obwohl beide Täler nur wenige Kilometer auseinanderliegen, unterscheiden sie sich enorm. Sollte es stimmen, dass sich grundverschiedene Partner prima ergänzen, ist es wohl eine Traumehe.

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Das auf 1800 Metern sehr schneesicher gelegene Arosa bringt viele größere Top-Hotels ein, ganz vorne das Grand Hotel Tschuggen. Lenzerheide dagegen trumpft mit Chalets und Ferienwohnungen auf, etwa dem feinen Chalet-Hotel Guarda Val und dem neuen, im modernen Alpin-Stil eingerichteten Valbella Inn. Sportlich lockt Arosa besonders die jungen Wilden, die sich in den riesigen Halfpipe- und Parkarealen austoben, während auf Lenzerheides Seite Genießer ihr Schwünge machen und das jährliche Ski-Weltcuprennen den sportlichen Anspruch untermauert.

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Beide bieten viel für Freerider, die abseits der präparierten Pisten unterwegs sind. Das 2865 Meter hohe Rothorn und das Weißhorn sind in der Freerider-Szene weit über die Schweiz hinaus bekannt. „Besonders schön ist unsere Freeride-Skisafari“, sagt Ski- und Snowboardlehrer Remo Thaler von der Lenzerheider Skischule Nova.

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Weil die Freerider keine Pisten brauchen, ist er auch nicht traurig, dass die Verbindung der beiden Gebiete wegen des Widerstands von Umweltschützern am Ende durch eine Seilbahn über das Urdental erfolgte. Alternativ hätte man beide Seiten durch neue Pisten und zwei Sessellifte verbinden können. Das hätte aber Rückzugsgebiete für Tiere gefährdet, so das Argument der Umweltschützer. Am Ende einigte man sich auf die beiden 150 Personen fassenden Gondeln, die wie die berühmte Peak-to-Peak-Gondel im kanadischen Ski-Ort Whistler von Gipfel zu Gipfel fahren.

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Allein die Verbindungsbahn schlug mit 20 Millionen Schweizer Franken (etwa 16,2 Millionen Euro) zu Buche, weitere 20 Millionen steckte Lenzerheide in zwei neue Sechser-Selllifte zur besseren Anbindung. Die Investitionen scheinen sich bezahlt zu machen. Tatsächlich übernachteten in Lenzerheide zum Saisonbeginn 11 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr. Arosa meldete im Dezember ein Plus von 4,4 Prozent. „Und das ist nur der positive Effekt für die Nächtigungszahlen“, wirft Lenzerheides Tourismusdirektor Bruno Fläcklin ein.

Gerade Lenzerheide lebt aber auch von den Tagesgästen. Der Ballungsraum Zürich ist nur knapp zwei Autostunden entfernt. „Wir rechnen wegen der neuen Verbindung mit rund 100 000 zusätzlichen Skigästen pro Winter“, erklärte der Geschäftsführer der Lenzerheide Bergbahnen AG Thomas Hunziker der Lokalpresse.

Überrennen werden die Ski-Touristen Arosa und Lenzerheide wohl dennoch nicht. „Unsere Gäste kommen zu 85 Prozent aus der Schweiz. Und diese Gäste haben hier Wohnungen, in denen sie vor allem in den Ferienzeiten oder an den Wochenenden sind“, erklärt Fläcklin beim Mittagessen auf der neuen Scharmoin-Hütte, von der auch Schlittenbahnen hinunter ins Heidsee-Tal führen.

Und um im Bild zu bleiben: Es kündigt sich bereits Nachwuchs an. Ein weiterer, strategisch wichtiger Lift ist geplant. Lenzerheide will seine beiden Ski-Berge mit Pisten und Liften in beide Richtungen anbinden, so dass Skifahrer auf Lenzerheider Seite alle Pisten auf Snowboard und Ski erreichen können, ohne ein Zwischenstück wie bislang mit dem Skibus überbrücken zu müssen.

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