Durchsichtige Kunst - Bei den Glasbläsern im schwedischen Glasriket

Kosta (dpa/tmn) - Seit 1742 laufen die Schmelzöfen im schwedischen Glasreich ununterbrochen. Heute öffnen 13 Glashütten ihre Pforten für Besucher. Die dürfen auch mal selbst Hand anlegen - oder einfach nur staunen.

„You'll never walk alone“ steht an einem der Öfen. Was hier in der Glashytta im Dorf Kosta soviel bedeuten mag wie „Du bist nicht alleine bei der Arbeit, wir schaffen es gemeinsam.“ Da ist der Glasmeister, der schwungvoll die rotglühende, sirupartige Masse aus dem Ofen holt und mit dem Blasrohr in nur wenigen Augenblicken dem über 1200 Grad heißen Glasklumpen die gewünschte Form gibt. Da sind seine Helfer, die mit der Zange geschickt die Überstände abkneifen.

Die Teams arbeiten gegen die Uhr. 70 bis 80 mundgeblasene Gläser schafft eine Mannschaft pro Stunde. Die Handarbeit der Männer und Frauen in Kosta steht im harten Wettbewerb mit der industriell gefertigten und preiswerteren Massenware aus osteuropäischen Ländern und aus Asien.

Dennoch sind in den Glashütten zwischen Växjö und Kalmar im südschwedischen Småland - dem Glasriket (Glasreich) - Gäste willkommen: Die Glasmeister und ihre Helfer lassen sich bei der schweißtreibenden Arbeit über die Schulter schauen.

Die Glashytta in Kosta ist die älteste Hütte. Seit 1742 sind die Schmelzöfen hier nie erkaltet. An die 20 Glashütten existieren heute noch in Småland, über 100 sollen es in der Vergangenheit gewesen sein. 13 Glashütten halten ihre Tore für Besucher geöffnet. In den Tourismusbüros der Region gibt es für 95 Schwedische Kronen (etwa 11 Euro) den Glasriket Pass, der neben dem vergünstigtem Eintritt in die Hütten auch Rabatt bietet, wenn man einmal selbst versuchsweise Glasbläser werden möchte.

Nur wenige Kilometer von Kosta entfernt rumpelt das Auto über sandige Dorfstraßen durch den Flecken Transjö, in dem gerade mal 35 Menschen leben. Transjö Hytta, die Hütte der Glasmeister Sven-Åke Carlsson, Jan-Erik Ritzman und ihrer beiden Assistenten ist so etwas wie der Gegenentwurf von Kosta, wo mittlerweile ein großes Outlet-Center um Käufer wirbt. In den grünen Wiesen sind tiefblaue Glasschalen zu entdecken, über dem träge dahintreibenden Flüsschen Lyckebyå schweben kunstvolle Glasobjekte. „Kein Werk ist wie das andere“, erläutert Glasmeister Carlsson den Besuchern, die das Quartett tagsüber bei der Arbeit beobachten.

„Wir glauben fest an die Zukunft der kleinen Glashütten abseits der Massenproduktion“, sagt der Norweger Lars Skulberg, der im Schwarzwald aufwuchs und seit fünf Jahren in der Transjö Hytta arbeitet. Für die kostbaren Einzelstücke greifen Liebhaber gerne tief in die Tasche. Bis zu 65 000 Schwedische Kronen, etwa 7800 Euro, können kunstvolle, überdimensionale Glaskunstwerke von Transjö Hytta kosten.

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