Die Mutter-Stadt macht sich schön

Kapstadt ist heiß auf die WM, aber auch Gäste ohne Fußballfieber können dort viel erleben – ganz sicher.

Kapstadt. Dass Bauarbeiter jemanden zur Verzückung bringen, ist eher selten. Für Shane sind die gelben Schutzhelme, die jeden Tag tausendfach in den Straßen Kapstadts zu sehen sind, allerdings kein lästiges Übel, sondern ein Zeichen. Dafür nämlich, dass es mit der Stadt vorangeht. Kapstadt, Mother City, die Mutter-Stadt, wie sie die Einheimischen nennen, macht sich schön für die Fußballwelt, die während der WM am Südwestzipfel des Kontinents zur Gast ist. "Schau dir doch die Bürgersteige an", sagt der Mittvierziger und zeigt auf die Arbeiter, die gerade vor dem nagelneuen Greenpoint-Stadium Pflastersteine in den Sand hämmern. "Kerzengerade, das sieht toll aus."

Man muss kein Fan gerader Linien sein, um zu sehen, dass die Stadt einen Sprung nach vorn gemacht hat. Gepinselt und gehämmert wird praktisch an jeder Ecke und die Vorfreude auf das Fußball-Spektakel ist den Kapstädtern anzumerken - mit einem kleinen Schönheitsfehler. "Wir fliegen schon als Erste raus", meint Shane. Das Vertrauen in "Bafana Bafana", wie Südafrikas Kicker von ihren Fans genannt werden, ist nicht sonderlich groß. Dafür der Wille, sich der Welt als toller Gastgeber zu präsentieren.

Dem tun auch die jüngsten Anschläge auf die Nationalmannschaft Togos vor dem Afrika-Cup in Angola keinen Abbruch. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es bei uns jemals so sicher war", sagt Shane, der mit seiner Frau Lea die gemütliche Verona Lodge im Stadtteil Three Anchor Bay betreibt. In der Tat kann man sich als Besucher in Kapstadt so sicher bewegen, wie es vor wenigen Jahren noch nicht möglich war. Selbst nach Einbruch der Dunkelheit lassen Shane und Lea ihre Gäste in die Innenstadt. Mitte der 90er Jahre hätte das kaum ein Besucher gewagt - ohne Taxi schon mal gar nicht.

Genau so wenig hätte er sich in den Vorort-Zug gewagt, der Touristen für umgerechnet 2,50 Euro auf die Peninsula, die Kap-Halbinsel, befördert. Gut eine Stunde braucht die Bahn bis zur Endstation in Simon’s Town, einem verschlafenen Städtchen zwischen der False Bay und den Bergen gelegen. Ganze Busladungen von Touristen pilgern zum Boulders Beach, um einen Blick auf die Kolonie von Brillen-Pinguinen zu werfen, die sich praktischerweise in Fotodistanz zum Strand niedergelassen haben. 3,50 Euro kostet der Eintritt. Geld, das man sich sparen kann, wenn man gut zu Fuß ist - und die 20Minuten am Golfplatz nicht scheut. Von dort gibt es einen Gratisblick auf die Wasservögel.

Ein Zwischenstopp lohnt, etwa um in Muizenberg den Surfern zuzuschauen. Besonders gut geht das von der "Knead-Bakery" aus, einer Bäckerei mitten in der Surfers Corner gelegen. Dort gibt es, was selten ist in Südafrika: handgemachtes Brot mit Zutaten aus organischem Anbau in unzähligen Variationen. Das Ganze in lockerer Atmosphäre - Sand an den Füßen und Surfboard unterm Arm sind dort kein Problem.

Zum Ausflug auf die Kap-Halbinsel gehört unbedingt ein Abstecher an das Kap der Guten Hoffnung im Cape of Good Hope Nature Reserve. Verglichen mit den großen Nationalparks im Norden geht es dort eher unspektakulär zu. Gegen Abend, wenn die meisten Besucher wieder fort sind, lassen sich aber auch dort Kudu-Antilopen, Paviane und Springböcke beobachten. Zur Wal-Saison erhaschen Glückspilze sogar von Ufer aus einen Blick auf die Meeressäuger.

Den haben Besucher auch im Two Oceans Aquarium in Kapstadt, wenngleich es dort keine Wale gibt. Der Aquazoo wurde 1995 eröffnet und liegt etwas versteckt an der Rückseite der Alfred und Victoria Waterfront, neben dem Tafelberg die Touristenattraktion in Kapstadt. Im ehemaligen Industriehafen wurden vor mehr als 20 Jahren Wohnungen, Geschäfte und reichlich Restaurants eingerichtet. Auch dort wird an jeder Ecke gepinselt - die Mutterstadt macht sich schließlich schön.

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