Christkindlesmarkt: Besinnlichkeit oder „Ballermann“?

Nürnberg (dpa) - Hunderttausende stimmen sich Jahr für Jahr mit einem Bummel über den Nürnberger Christkindlesmarkt auf Weihnachten ein. Lediglich eine riesige Feuerzangenbowle sorgte lange für Streit.

So mancher fürchtete, dass Nürnberg zur „Ballermann-Stadt“ verkommt.

Mit dem feierlichen Prolog eröffnet das Christkind an diesem Freitag (26. November) den Markt. Im Wettstreit um die „Weihnachtsstadt Nr. 1“ hat Nürnberg aber neben dem Christkind noch etwas anderes zu bieten: Als Publikumsmagnet gilt seit ein paar Jahren eine riesige Feuerzangenbowle, angeblich die größte der Welt.

„Wir sind stolz auf diesen Markt, der von Innovationen wie der Feuerzangenbowle lebt“, sagt der Wirtschaftsreferent der Stadt, Roland Fleck (CSU). Auf Widerstände bei der Rathaus-Opposition stößt er mit dieser Einschätzung inzwischen kaum noch - allerdings bei einigen Schaustellern.

Vor wenigen Jahren hatte die Genehmigung des riesigen Getränkestandes abseits des Hauptmarktes für reichlich Zoff im Rathaus gesorgt. Die SPD beklagte eine zunehmende „Ess- und Trinkkommerzialisierung“, die das Image des traditionsreichen Weihnachtsmarktes beschädige und eine schädliche Konkurrenz schaffe. Wirtschaftsreferent Fleck wurde vorgeworfen, die „Volksbeglückung Feuerzangenbowle“ gegen den Willen der Stadtverwaltung durchzusetzen.

Seit 2005 brodelt der Punsch in der Adventszeit, und zwar im weltgrößten Kupferkessel, wie der Veranstalter betont. 9000 Liter fasst der Topf, über dem dreimal täglich der Zucker entzündet wird. Dann schießt eine meterhohe Flamme in den Himmel, während auf Großbildschirmen der Heinz Rühmann-Film „Die Feuerzangenbowle“ läuft - für so manchen Nürnberger der ideale Schauplatz für die Afterwork-Party mit Kollegen.

Doch inzwischen haben sich die Gemüter im Rathaus beruhigt. „Wir haben die Situation neu bewertet“, sagt etwa die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD, Katja Strohhacker. „Der Stand bedeutet keine zusätzliche Konkurrenz, weil er eine andere Zielgruppe anspricht als der traditionelle Markt.“ Die Bude mit dem heißen Weingetränk sei besonders beim jüngeren Publikum als Treffpunkt beliebt.

Der Vorsitzende des Nürnberger Verbandes der Marktkaufleute und Schausteller, Alexander Siljanovic, sieht genau darin ein Problem. „Das Angebot verleitet zum Alkoholkonsum, dabei gibt es schon genug Trinkerei“, warnt Siljanovic, der einen Stand mit orientalischen Süßwaren betreibt. Nürnberg müsse aufpassen, nicht zur „Ballermannstadt“ zu werden. Denn: „Der Christkindlesmarkt soll in der besinnlichen Zeit eigentlich Ruhe ausstrahlen.“

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