Außergewöhnlich intakt Blutholz und Stein: Die Welterbe-Stadt Campeche in Mexiko

Campeche (dpa/tmn) - Damit Campeche erwacht, muss die Sonne untergehen. Wenn die schwüle Hitze nachlässt und eine Brise vom Karibischen Meer durch die Gassen streicht, kommen die Campechanos aus ihren Häusern.

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Foto: dpa

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Auf der zentralen Plaza spielt eine Gitarrengruppe vor der Kulisse der angestrahlten Kathedrale und Arkaden. Junge Paare kuscheln, Kinder spielen Ball. Und sorgfältig frisierte Herrschaften in Hemd und Kleid lauschen auf Klappstühlen.

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Das Erstaunliche ist: Kaum Touristen sind zu sehen. Und das hier in der Welterbe-Altstadt, in diesem außergewöhnlich intakten Ensemble aus pastellbunten Kolonialhäusern, Stadtmauern und Festungen. Bei den jüngsten Erdbeben sind diese laut den Tourismusvertretungen glimpflich davongekommen - größere Schäden gab es nicht.

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„Viele internationale Touristen kommen nur auf der Durchreise hierher“, sagt Wilberth Alejandro Salas Pech. „Sie erwarten nicht viel.“ Bisher sei Campeche weit weniger berühmt als das drei Autostunden nördlich gelegene Mérida. Pech ist Lokalpatriot: Der 32-Jährige trägt den Namen einer alten Maya-Dynastie. Bevor die Spanier die Stadt eroberten, hieß sie Ah Kin Pech.

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„Die Konquistadoren zerstörten die Häuser der Maya und bauten ihre Stadt über den Trümmern“, erklärt Pech morgens auf der Plaza. Dunkle Steine zeigen den Grundriss der ersten Kapelle, die Francisco de Montejo 1540 bauen ließ und San Francisco de Campeche gegründet hat. Zur Hauptstadt Yucatáns aber erhoben die Spanier Mérida im Landesinneren, wegen der vielen Piratenangriffe. Denn in Campeche luden die Spanier Silber und Jade der Maya in ihre Galeonen. Und eine lokale Spezialität: das Holz des Blutholzbaums. „Aus ihm gewann man wertvollen Farbstoff“, erklärt Pech. „Man nannte es schwarzes Gold.“

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Nach einem schweren Angriff im Jahr 1685 zogen die Spanier eine gewaltige Mauer um die Stadt: zweieinhalb Meter dick, acht Meter hoch, zweieinhalb Kilometer lang. Acht Bastionen verstärkten das Sechseck. Und auf den Hügeln wachten zwei Festungen. Wer heute durch die Gassen spaziert, trifft immer wieder auf beeindruckende Reste dieses Verteidigungssystems. Zwar rissen die Campechanos Ende des 19. Jahrhunderts den Großteil ihrer Lebensversicherung ab, eine Tram war nun wichtiger. Aber 40 Prozent der Mauer blieben erhalten.

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In der Puerta de Tierra droht bis heute eine riesige Bronzekanone, in die Baluarte San Francisco quetscht sich ein kleines Piratenmuseum. Und der Weg zur Fuerte de San Miguel lohnt sich schon wegen des Ausblicks von der Brüstung - von den Obsidianklingen, den Jademasken und dem mit Perlenketten geschmückten Skelett eines Mayakönigs im archäologischen Museum ganz zu schweigen. Die größte Überraschung aber verbirgt sich in der Baluarte de Santiago: der botanische Garten Campeches, ein kühles Refugium inmitten von Hitze und Autolärm.

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Nach der Mexikanischen Revolution 1910 schloss der Hafen, Campeche wurde bedeutungslos und verarmte. Für die Touristen von heute ein Glücksfall. Weil kein Geld für Neubauten da war, blieben mehr als 1000 historische Häuser erhalten. Die Mauern dieser „Casonas“ sind in allen Pastellfarben gestrichen.

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Auf dem Brunnen im Innenhof des Centro Cultural ist die Zahl 1999 eingemeißelt: das Jahr, in dem die Unesco Campeche zum Weltkulturerbe ernannte. Zuvor verfielen viele alte Häuser - dann änderte sich alles. „In den vergangenen 20 Jahren investierte die Regierung viel Geld von Pemex in die Renovierung“, sagt Pech. Pemex ist der staatliche Ölkonzern Mexikos. Der Tourismus war lange nur ein kleines Nebengeschäft. Aber der Preissturz auf dem Ölmarkt hat den Bundesstaat hart getroffen. Nun ist klar: Mehr Gäste sollen her. Einstweilen aber ist davon wenig zu spüren.

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