Besser als ihr Ruf: Die Restaurantszene von Belfast

Belfast (dpa/tmn) - Jahrelang litt Belfast unter den Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken. Restaurants waren Mangelware. Doch seit dem Friedensabkommen ändert sich das. Vor allem regionale Produkte landen auf den Tellern.

Kaputte Fensterscheiben, verfallene Häuser - das Cathedral Quarter in Belfast war vor 20 Jahren kein besonders einladender Ort. Doch Nick Price schreckte das nicht ab. Der Koch eröffnete genau hier sein Restaurant. Damit war er lange Zeit allein. Mittlerweile aber boomt die Gastronomie nicht nur in diesem Viertel. In ganz Belfast haben innerhalb weniger Jahre unzählige Köche Lokale eröffnet und der nordirischen Hauptstadt zu einer lebendigen Restaurant-Szene verholfen.

Jahrzehntelang litten die Belfaster unter Kämpfen zwischen Katholiken und Protestanten. Schießereien, Bombendrohungen und Anschläge gehörten zum Alltag. Abends Essen gehen? Die Menschen hatten andere Sorgen. Kein Wunder, dass es damals kaum Restaurants gab. Doch 1998 wurde der Nordirland-Konflikt beigelegt, das Leben in der Hauptstadt normalisierte sich.

„Das hier war damals Niemandsland“, erinnert sich Nick Price an das Cathedral Quarter im Jahr 1989. So konnte er sein „Nick's Warehouse“ ziemlich unbehelligt aufbauen. Ein rustikales Restaurant in einem roten Backsteingebäude, wo im 19. Jahrhundert Whiskey gelagert wurde. „In Nordirland haben wir keine historisch gewachsene Essenskultur“, sagt der 59-Jährige mit den strubbeligen Haaren und dem glucksenden, ansteckenden Lachen. „Dafür haben wir hervorragende Produkte wie Fleisch, Fisch und Gemüse.“

Deswegen verwendet er auch vor allem regionale Produkte. Wie im Salat, wo der cremige Ziegenkäse mit bissfester Roter Beete, hauchdünnen Teigscheiben, Fenchelsamen, frischen Tomaten und kräftig nach Basilikum schmeckendem Pesto kombiniert wird.

Nick zog weitere Kochtalente in die Stadt. Wie Andy Rea. Der wuchs in Belfast auf, in einer rauen Gegend. Mit 18 bekam er die Chance, eine Ausbildung auf einer kleinen US-Insel vor Cape Cod zu machen. „Das war ein Kulturschock, mir kam das Leben dort wie eine Utopie vor - ich konnte im Auto den Schlüssel stecken lassen.“

Dennoch kam er in den 90er Jahren zurück in seine Heimatstadt und eröffnete vor rund sieben Jahren die „Mourne Seafood Bar“. Sie ist auf frischen Fisch und Muscheln spezialisiert, die vor Belfasts Küste gefangen werden. „Viele Köche haben während der Unruhen im Ausland gearbeitet und dann ihre Erfahrungen mit zurückgebracht“, sagt der 40-Jährige. Daher gibt es heute in der Stadt europäisch und asiatisch inspirierte Küche, Haute cuisine und Bodenständiges. Das elegante „Deanes“ hatte jahrelang einen Michelin-Stern.

Einige vereinen diese Mischung sogar in einer Küche. Niall McKenna beispielsweise, ebenfalls gebürtiger Belfaster, bietet in seinem schlicht weiß gehaltenen „James Street South“ gehobene französische Küche mit Bio-Produkten aus der Region an. Das ist wie so oft in Belfast deutlich preiswerter als vergleichbare Restaurants in Berlin, München oder Hamburg. Doch das genügt dem 41-Jährigen nicht. Nebenan hat er ein Grillrestaurant eröffnet und darüber vor kurzem eine Kochschule. „Vor 15 Jahren war fast nichts in Belfast, aber seitdem haben wir enorm viel geschafft“, sagt er stolz und ist sich sicher: „Das ist erst der Anfang, da ist noch viel mehr drin!“

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