Balderschwang: Viel Schnee, wenig Trubel

Balderschwang ist die kleinste Gemeinde Bayerns — und hat Großes zu bieten.

Düsseldorf. In diesem Allgäuer Bergdorf gibt es noch Winterferien wie in der guten alten Zeit — mit wenig Trubel und ganz viel Schnee. „Früher war unsere Lage ein Fluch, heute ist sie ein Segen“, sagt Balderschwangs Bürgermeister Werner Fritz. Das „Bayerisch Sibirien“ genannte Hochtal im Allgäu versinkt in kalten Wintern förmlich im Schnee.

Während Skiliftbetreiber andernorts grüne Wiesen mit Schneekanonen beschießen, türmt sich die weiße Pracht in der höchstgelegenen Gemeinde Deutschlands oft meterhoch. Einst machte dies das Leben für die Balderschwanger im Winter zur Tortur. Heute ist die Schneesicherheit der größte Trumpf des kleinen Wintersportorts.

Auf 1044 Metern liegt das Örtchen an der österreichischen Grenze zum Bregenzer Wald in der Bergeinsamkeit. Verglichen mit den großen Wintersportzentren im Nachbarland ist das nicht hoch.

Dennoch hat Bayerns kleinste Gemeinde oft mehr Schnee als so manches Gletscherskigebiet. Balderschwang ist eben ein Schneeloch, sagen Skifans. Wenn der Westwind die Wolken vom Bodensee in das auf drei Seiten von Bergen eingeschlossene Tal drückt, rieseln die Schneeflocken.

Oft sind der spitze Turm der Sankt Anton-Kirche, die Handvoll Hotels und alten Bauernhäuser schon im Spätherbst weiß gepudert. Sehr zur Freude der Langläufer, die auf der 40 Kilometer langen „Grenzlandloipe“ durch das sanft gewellte Hochtal bis nach Österreich gleiten können, mit dem die Balderschwanger einst einen florierenden Schmuggelhandel trieben.

Die alpinen Skifahrer finden auf dem 1500 Meter hohen Hausberg Hochschelpen und dem bei Tourengehern beliebten Riedberger Horn immerhin 30 Kilometer Pisten. Die meisten sind sanft bis mittelschwer und damit perfekt für Familien und Genuss-Skifahrer, die am liebsten in „Brunos Käsehütte“, der urigsten Gastwirtschaft im Skigebiet, einkehren.

Auf der anderen Seite des Hochschelpen locken die Nordhänge der Schwarzenberg-Abfahrt Könner mit perfektem Pulverschnee. Auch Balderschwangs Rennpiste „Alte Standard“ hat es in sich. Dass es in dem rund 20 Kilometer westlich von Oberstdorf liegenden Skigebiet Balderschwang neben zwei Sesselliften nur Schlepplifte gibt, mag altertümlich wirken.

Es hat aber den Vorteil, dass man selbst bei starkem Wind hier problemlos Skifahren kann und nicht friert. Balderschwang ist ohnehin nichts für Extremskifahrer. „Unsere Gäste nutzen deshalb auch selten den Hörnerskipass oder gar den Dreitäler-Pass, mit dem man bis zu 315 Pistenkilometer in der Region befahren kann“, erzählt Bürgermeister Fritz.

Wer nach Balderschwang fährt, geht auch mal Schneeschuhwandern, zum Rodeln oder Pferdeschlittenfahren und abends lieber zum Entspannen und Schlemmen in eins der neuen Wellnesshotels als in einen lauten Après-Ski-Schuppen. Balderschwang ist so, wie Wintersport früher einmal war: urig, naturverbunden, ein bisschen verträumt.

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