Auf der Insel der Kontraste

Aruba ist alles: Partyinsel, Strandparadies, Küstenwunder und Karibik pur. Und ein kleines bisschen Disney World.

Im Vergleich zu Curaçao, der ruhigen Insel der Niederländischen Antillen, mit einem unaufgeregten Tourismus, hübschen bunten Häusern und Hotspots für Taucher und Naturfreunde ist Aruba eine regelrechte Partyinsel. Und erinnert ein bisschen an Disney World. Denn auf Aruba steppt buchstäblich der Bär. Und zwar der amerikanische. Hotel an Hotel, bekannte Ketten wie Hilton, Marriott und Hyatt sind mit hunderten Zimmern in Palm Beach im Norden der Insel vertreten. In den weitläufigen Hotelanlagen spielt permanent Musik, Lautstärke und Songauswahl entsprechen dabei der Sterne-Kategorie und Gästeklientel. Schon kleine Doppelzimmer kosten schnell 500 US-Dollar pro Nacht, wenn man sich im gehobeneren Segment auf der Insel bewegt. Dafür gibt es große Garten- und Poolbereiche und direkten Zugang zum Strand. Der ist allerdings nicht nur aus feinstem weißen Sand mit Palmen, die sich im ständig leichten Wind wiegen, sondern auch öffentlich: Liegen und Schirme kosten extra.

Auf der Insel der Kontraste
Foto: Daniela Kebel

Die Puderzuckerstrände erstrecken sich weiter nach Süden, davor ein strahlend türkisfarbenes Meer, dem man beim Schwimmen bis auf den Grund schauen kann. Korallen liegen überall im Sand, abgestorbene, weiße Kalkstein-Formationen, deren unterschiedlichste Muster auf ihre einst blühende Pracht unter Wasser schließen lassen. Pelikane ziehen mit behäbigen Flügelschlägen ihre Bahnen am Ufer entlang, um immer wieder pfeilschnell mit einer spritzenden Fontäne ins Meer zu tauchen, einen Fisch zu verschlingen und sich gemächlich wieder in die Luft zu erheben. Ein Schauspiel, das sich prima vom Liegestuhl aus beobachten lässt, während aus den Lautsprechern der Strandbar leise Musik erklingt. Ein bisschen Reggae, ein bisschen Chillout.

Am Eagle Beach, dem berühmtesten Strand der Insel, und dem Manchebo Beach geht es schon etwas gemächlicher zu, als in Palm Beach. Zumindest tagsüber, denn dann liegt ein Hitzeschleier über der Westseite Arubas, die sich abends in eine gigantische Feierzone verwandelt. Überall laden Restaurants und Hotels zu Beachpartys ein — Eintritt frei trotz Live-Band oder DJ. „Einheimische und Touristen kommen zu diesen Partys“, sagt Jasmine Maduro von der Tourism Authority. Wer will, kann jeden Abend unter dem karibischen Sternenzelt an Eagle oder Palm Beach tanzen und trinken. Doch diese Happenings erinnern so gar nicht an die alte Bacardi-Werbung, sondern eher an südamerikanische Fiestas. Denn statt Reggae-Walk kreisen hier Salsa- und Merengue-Hüften — Südamerika liegt eben näher als Jamaika.

Jasmine Maduro, Tourismusbüro

Aruba ist eine Partyinsel mit amerikanischem Flair. Souve-nirläden, Hard Rock Café, Shopping-Carrés und offene Partybusse, die scharenweise Feierwütige zu Junggesellenabschieden und Weinproben einsammeln — Aruba ist Party pur.

Doch die Insel kann auch ganz anders sein: ursprünglich und natürlich. Zumindest, was die Landschaft im Norden, im Arikok Nationalpark anbelangt. Dorthin und hindurch geht es mit Jeeps, Quads oder Pferden — so schön dieser Teil der Insel auch ist, die Touren haben ein bisschen Disney-World-Charakter. Bunte Jeeps fahren in Reihe über die sandigen Pisten, vorbei an einer traumhaft bizarren Küstenlinie aus Vulkangestein. Steinerne Brücken überspannen Felsvorsprünge, unter ihnen brechen sich tosend die meterhohen Wellen, schäumend spritzt die Gischt in den strahlend blauen Himmel. Ein fantastisches Schauspiel in einer von Höhlen zerklüfteten Gegend. Daneben Wüste aus Sand und Geröll, der ideale Lebensraum für Kakteen und Aloevera-Pflanzen.

Die Fahrer beschleunigen an Pisten, die steil emporragen, bieten den Gästen einen Hauch von Abenteuer. Immer wieder kommen Quad-Fahrer entgegen, ein Tuch gegen den Staub vor dem Mund. Allein ist man auch in der Wildnis von Aruba nicht. Statt Pelikanen segeln dort Möwen über das Meer, schreien gegen den Wind, drehen ab, gleiten weiter wie Surfer auf unsichtbaren Wellen. Kanarenfeeling mitten im Karibischen Meer. Dann wartet die Bade-Attraktion Arubas: der „Natural Pool“. Durch Felsen vom Meer getrennt, liegt das wenige Quadratmeter große steinerne Becken. Geschützt vor dem Wind, das Wasser von der Sonne leicht erwärmt. Ein ständiger Zufluss vom Ozean sorgt für Sprudeln und Prickeln wie im Whirlpool.

Rund 600 000 Touristen aus aller Welt kommen jedes Jahr, viele von ihnen mit Kreuzfahrtschiffen. „Alle großen Reedereien haben Aruba im Programm“, sagt Jasmine. Massenweise strömen die Passagiere dann in der Hauptstadt Oranjestad an Land, bummeln an den bunten Souvenirständen mit „I love Aruba“-T-Shirts, Schlüsselanhängern und Taschen vorbei, schlendern über Märkte mit Kleidung, Deko-Artikeln aus Holz oder Plastik und Schmuck, oder shoppen in den edlen Boutiquen der kleinen Stadt. Viel Geld auszugeben, ist dort ein Kinderspiel.

Jasmine kennt die besten Shops abseits der Ketten, die es überall auf der Welt gibt. Eine kleine Galerie mit Kunsthandwerk, Schmuck und Bildern, ein Schuhgeschäft mit Unikaten und ein Geschäft, das ausschließlich weiße Baumwollkleidung verkauft. Mitten durch die Stadt zuckelt die Straßenbahn, wer sich in der Hitze ein paar hundert Meter sparen will, springt für kleines Geld hinein. Doch aufgepasst: Für eine Kugel Eis zahlt man dagegen rund fünf Euro.

An den Trubel in der Hochsaison haben sich die Einheimischen längst gewöhnt, die Staus auf der Küstenstraße, in denen man stundenlang stecken bleiben kann. „Die Insel lebt zu 70 Prozent vom Tourismus“, sagt Jasmine gelassen. „Wir müssen attraktiv bleiben im Vergleich zu anderen Karibik-Inseln.“ Obwohl sich Aruba, das selbst ernannte „one happy island“, vor einem touristischen Einbruch sicher nicht zu fürchten braucht. Die Autorin reiste mit Unterstützung des Aruba Fremdenverkehrsamtes.

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