Hütten-Etikette für Bergtouristen

Mittenwald (dpa/tmn) - Wenn es draußen dunkel wird, sind sie der letzte Rückzugsort in der Wildnis: Auf den Berghütten der Alpen kann es dann schon mal voll werden. Ein paar einfache Verhaltensregeln, sorgen dann für entspannte Stimmung.

Stress auf der Berghütte vermeiden, ist ganz leicht: „Auf der Hütte lebt man auf engstem Raum zusammen, da sollte man besondere Rücksicht nehmen“, sagte Hans-Peter Gallenberger aus Mittenwald. Als Gastwirt auf der 1560 Meter hoch gelegenen Brunnsteinhütte im Karwendelgebirge musste er sich schon mit einigen unliebsamen Bergtouristen herumschlagen.

„Wer früh aufsteht, sollte nicht eine halbe Stunde lang herumwurschteln und alle andere wecken“, erklärte Gallenberger. Wanderer packen ihren Rucksack am besten schon am Vorabend und brechen morgens still und leise auf. Und abends sollten Weißbier, Rotwein und Obstler nicht zum lauten Herumkrakeelen verleiten. „Es gibt immer wieder Gäste, die ich ins Bett bringen muss. Ganz selten werde ich dabei auch lauter.“ Hüttenruhe ist in den meisten Herbergen um 22.00 Uhr, seltener wird sie bis Mitternacht ausgedehnt.

Daneben gelten auf Berghütten ein paar weitere Grundregeln: Mit den Stiefeln geht man nicht in die Stube, den Abfall nimmt man wieder mit ins Tal. „Wir entsorgen keinen Müll“, erklärte der Wirt. „Da maulen manche herum, aber wir müssen nun mal alles zu Fuß ins Tal transportieren.“ Eine Seilbahn gibt es auf der Brunnsteinhütte nicht. Hunde mitzubringen, sei prinzipiell in Ordnung. „Aber ein nasser Neufundländer, der sein Fell in der Stube ausschüttelt, ist nicht gerade nett.“

Wer sich als Selbstversorger Essen mitbringt, muss kein schlechtes Gewissen haben. Nach einer schweißtreibenden Wanderung eine Brotzeit auf der Terrasse zu machen, sei von den Hütten sogar erwünscht, berichtet Gallenberger. „Wir hatten aber auch schon Gäste, die abends in der Stube heimlich selbst mitgebrachten Alkohol getrunken haben. Sowas ist schon sehr unangenehm.“

Richtig üble Erfahrungen hat Hans-Peter Gallenberger bisher allerdings nur ganz selten gemacht. „Einigen habe ich schon ganz klar gesagt: Es ist schön, dass ihr da seid, aber ihr könnt auch wieder gehen.“ Rausschmeißen dürfe er zwar niemanden, aber manche seien bei Auseinandersetzungen schon freiwillig ins Tal abgestiegen - unter wüsten Beschimpfungen, wie sich der Wirt erinnert.

„Man muss aber sagen: 99 Prozent unserer Gäste sind freundlich und nett, so wie man sich das als Hüttenwirt wünscht“, erzählt Gallenberger. „Die meisten sind ja auch froh, wenn es nach einer Bergtour Essen und Trinken gibt.“ Herrscht einmal viel Betrieb, sollten sich Wanderer gedulden, wenn der Wirt einmal nicht sofort für die Neuankömmlinge Zeit hat.

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