Blutiger Überfall: Die Sicherheitslage in Äthiopien

Berlin (dpa/tmn) - Das Auswärtige Amt weist seit langem auf ein erhöhtes Sicherheitsrisiko in der Region in Äthiopien an der Grenze zu Eritrea hin. Dort kam es zu einem Überfall, bei dem mehrere Touristen getötet wurden.

Reisende müssen nun folgendes wissen:

Angesichts des Überfalls auf eine Reisegruppe im Norden Äthiopiens hat das Auswärtige Amt (AA) seinen Sicherheitshinweis für die betroffene Region verschärft. Es rät auf seiner Internetseite „bis auf weiteres von Reisen in die Danakil Wüste und die nördliche Afar Region dringend ab“.

Die großen deutschen Studienreiseanbieter sind nicht in der Anschlagsregion von Äthiopien unterwegs. Das sagte ein Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Zwar bieten mehrere Veranstalter Touren in das afrikanische Land an, sie meiden laut einer Umfrage des dpa-Themendienstes jedoch größtenteils das Grenzgebiet zu Eritrea. Die Zahl der deutschen Touristen in Äthiopien ist laut DRV ohnehin sehr klein. Nach Schätzungen von Experten besuchen jährlich rund 20 000 Deutsche Äthiopien, die meisten davon sind jedoch Geschäftsleute.

Bislang mussten die meisten Veranstalter keine Reisen absagen. Eine Ausnahme ist der Dresdner Reiseveranstalter Diamir, der bis auf weiteres keine Touren mehr in die Region anbieten will. Offenkundig hatten deutsche Teilnehmer der überfallenen Gruppe bei Diamir gebucht. Eine Bestätigung dafür war am Mittwoch zunächst nicht zu erhalten. Das Unternehmen teilte auf seiner Internetseite mit, dass es den Zwischenfall außerordentlich bedauere, Betroffene und deren Angehörige würden betreut.

„Reisen in die Grenzregion würden für uns aus Sicherheitsgründen nicht infrage kommen“, betont Ury Steinweg, Geschäftsführer von Gebeco. „Das ist allerdings weit abseits der üblichen touristischen Wege.“ Im Katalog des Veranstalters ist das afrikanische Land überhaupt erst seit fünf Jahren wieder. „Davor war es lange Zeit für Touristen wegen des Bürgerkriegs praktisch nicht zugänglich“, sagte Steinweg. Nun sei zu befürchten, dass Äthiopien in der Wahrnehmung bei vielen wieder als unsicher gelte.

Eine Studiosus-Gruppe ist nach Angaben von Sicherheitsmanager Edwin Doldi zurzeit im äthiopischen Hochland unterwegs, rund mehrere Hundert Kilometer von dem Anschlagsort entfernt. Man stehe in intensivem Kontakt mit dem Reiseleiter. Alle Urlauber seien jedoch wohlauf. „Reisen in das Grenzgebiet zu Eritrea bieten wir grundsätzlich nicht an“, so Doldi. Man verfolge die Situation, rechne jedoch nicht mit Reiseabsagen. Insgesamt stehen in den kommenden Wochen drei Touren bei Studiosus sowie bei Marco Polo an - die Marke gehört ebenfalls zum Unternehmen.

Auch Ikarus-Reisen ist aktuell mit einer Gruppe in Äthiopien. Ikarus reist dabei von Addis Abeba nach Aksum und Lalibela. Reisen in das Grenzgebiet zu Eritrea habe man vor zwei Jahren aus dem Programm genommen, so Ralf Huber, stellvertretender Ikarus-Geschäftsführer. Nomad-Reisen hatte bislang - letztmals im Herbst 2011 - nach Angaben eines Sprechers auch Touren in die Danakil-Senke im Programm. Ein sehr kleines Segment ist Äthiopien nach Angaben einer Sprecherin für Meier's Weltreisen. Rund eine Reise pro Monat stehe im Katalog. Die Krisenregion werde dabei aber ausgeklammert.

Der Veranstalter Biblische Reisen will auch weiter Reisen zu den kulturhistorisch bedeutsamen Attraktionen im Norden Äthiopiens anbieten. „Wir sind zwar auf den klassischen Routen unterwegs, die in den Norden führen, aber nicht in dieser Gegend, in der die Touristen überfallen wurden“, sagte Georg Röwekamp, der Geschäftsführer des Veranstalters. „Die Befürchtung, dass es nun Buchungsrückgänge gibt, muss man dennoch haben.“

Der Norden Äthiopiens ist kultur- und religionshistorisch interessant: Zu den Hauptsehenswürdigkeiten dort zählen etwa die Felsenkirchen von Lalibela, einem Wallfahrtsort, der in der Tradition des Landes als „Neu-Jerusalem“ gilt. Die ungewöhnliche Kirchenanlage gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. „Der Überlieferung nach wird außerdem die Bundeslade in Aksum aufbewahrt“, erläuterte Röwekamp. In der Bundeslade wurden nach dem Alten Testament die Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt.

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