Warum Hanf der Stoff der Zukunft werden kann

Dass Hanf ein Rauschmittel darstellt, ist den meisten Menschen bekannt. Dass er jedoch auch in anderen Bereichen vielseitig einsetzbar ist, gerät oft in den Hintergrund. Doch es lohnt sich, sich mit Hanf als vielseitige Nutzpflanze auseinanderzusetzen und ihn nicht auf seine berauschende Wirkung zu reduzieren. Dann wird schnell klar, das Hanfprodukte großes Potenzial bergen.

Die Hanfpflanze, auch "Cannabis sativa" genannt, ist eines der am vielseitigsten nutzbaren Gewächse der Welt. Sie bildet die Grundlage für Textilfasern, Öl, Kosmetik, Nahrungsmittel und Werkstoffe, aber auch für Arznei- und Rauschmittel. In Form des Blütenerzeugnisses Marihuana wird Cannabis aufgrund der psychoaktiven Wirkung des Inhaltstoffes Tetrahydrocannabinol (THC) zwar als Rauschmittel gebraucht. In letzter Zeit deutet sich in der politischen und medizinischen Diskussion jedoch ein zunehmender Trend zu seiner Anerkennung als Heilpflanze an. Teile der deutschen Gesellschaft formulieren schon lange ihre Kritik am Verbot von Cannabis, und im medizinischen Bereich gibt es mittlerweile die Möglichkeit zur Verschreibung cannabinoider Heilmittel. Abseits der illegalen oder medizinischen Nutzung von Hanf hat die Pflanze jedoch auch andere Qualitäten, etwa als Textil- und Dämmstoff. Ein solcher Gebrauch ist zwar legal, aber noch nicht sehr geläufig.


Als Rohstoff ist Hanf extrem vielseitig einsetzbar. Eine besondere Qualität ist hierbei die Stabilität seiner Zellulose-Fasern, die unter anderem in der Papierherstellung verarbeitet werden und hierbei eine deutlich robustere Grundlage als Holz bilden. Doch auch in der Bauindustrie hat Hanf mittlerweile einen gewachsenen Stellenwert. Aufgrund ihrer Isolationsqualität, Feuchtigkeitsregulation, Schädlingsresistenz und Haltbarkeit eignet sich die grüne Pflanze gut zur Herstellung organischer Dämmstoffe für Dächer und Fassaden. Sogar der Bau eines "Hanfhauses" als ökologisch nachhaltige Immobilie eröffnet Möglichkeiten, die Pflanze umweltfreundlich in das eigene Leben zu integrieren. Hierbei wird Hanf unter anderem zur Dämmung und zur Konstruktion von Wohnhäusern verwendet. Da Hanf ein nachwachsender Rohstoff ist, könnte diese ressourcenschonende Bauweise mit einer entsprechenden Entwicklung der Hanfindustrie zur sinnvollen Alternative konventioneller Immobilienplanung werden.


Auch bei der Fertigung von Kleidungsstücken hat Hanf enorme Vorteile: Gegenüber der klassischen Baumwolle punktet er vor allem mit besonderer Strapazierfähigkeit und Reißfestigkeit — nicht umsonst wird Hanf als Material für die Herstellung von Segeln und Seilen in der Schifffahrt verwendet. Levi Strauss fertigte sogar 1873 die erste Jeans aus Hanf an, als robuste Arbeitshose. Das weiche Material eignet sich darüber hinaus auch wegen seines hautfreundlichen Tragekomforts. Hanf übertrumpft Baumwolle als Textilstoff letztlich vor allem durch seine günstige Herstellung. Besitz und Konsum von Cannabis werden in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich streng behandelt, doch illegal ist er überall. Im Bereich der medizinischen Praxis ändert sich das allmählich: Auch wenn die Politik die Entkriminalisierung der Droge nur langsam vorantreibt, sollen Cannabisarzneimittel als schmerzlindernde und appetitfördernde Medizin für schwerkranke Patienten in Deutschland bis zum Jahr 2017 auf Kassenrezept erhältlich sein. Bislang sind Heilmittel mit Cannabiszusatz, etwa zur Behandlung Multipler Sklerose, nur in Einzelfällen oder mit Sondergenehmigung erlaubt. In jedem Fall eröffnet diese Entwicklung eine weitere Perspektive für die nachhaltig positive Nutzung dieser vielseitigen Pflanze, die viel mehr ist als ein Rauschmittel.



Bildrechte: Flickr cannabis-1131526_960_720 Michelle Grewe CC0 1.0 Öffentliche Domäne

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