Zecken-Alarm: Wo die gefährlichen Parasiten sitzen

Durch die Bisse der Blutsauger können Krankheiten übertragen werden. Doch man kann sich davor schützen.

Zecken-Alarm: Wo die gefährlichen Parasiten sitzen
Foto: dpa

Düsseldorf. Bis zu 200 000 Menschen sollen sich jährlich nach bundesweiten Schätzungen mit Lyme-Borreliose infizieren, mehr als 400 Fälle der Hirnerkrankung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) wurden 2013 gezählt. Übertragen werden die Krankheiten durch Zecken.

Die Parasiten schätzen Waldränder, feuchtes Unterholz und schattige Wiesen. „In den Städten machen sich die Spinnentiere in Parks, Hinterhöfen und Gärten sowie auf Spielplätzen, ehemaligen Rieselfeldern und an Mauerstreifen breit“, sagt die auf Zecken spezialisierte Parasitologin Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig. Meist warteten die Spinnentiere in einer Höhe von bis zu einem Meter über dem Boden auf ihre Opfer, an denen sie sich dann in Sekundenbruchteilen festklammern.

„Vor allem Nagetiere wie Mäuse oder Ratten aber auch Vögel wie Amseln oder Rotkehlchen tragen zum Übertragungszyklus bei“, sagt Franz-Rainer Matuschka, Parasitologe von der Hochschulambulanz der Universität Potsdam. „Auf Katzen, Füchsen und Igeln treffen sich die Zecken in der Stadt zur Paarung.“

Durch Zeckenbisse können viele verschiedene Krankheitserreger übertragen werden. Am häufigsten ist die Lyme-Borreliose. Bis zu 200 000 Menschen sollen sich jedes Jahr damit infizieren, die Krankheit kann aber behandelt werden. Als gefährlicher gilt die FSME. „Bundesweit liegt die Zahl der gemeldeten FSME-Fälle meist bei 300 bis 400 pro Jahr“, sagt die Biologin Susanne Glasmacher, Pressesprechern des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Doch manchmal haben die Zecken noch mehr Erreger im Gepäck. „In den vergangenen Jahren gab es einige Fälle in Europa von durch Zecken übertragene Neoehrlichiose. Der Erreger kann zu Schlaganfall und vermutlich auch Herzinfarkt führen“, sagt Matuschka. Der Keim sei erst vor wenigen Jahren entdeckt worden.

„Wo es zwischen Flensburg und Konstanz geeignete Wirte gibt, sind auch mit Lyme-Borreliose infizierte Zecken unterwegs“, sagt Richter. Im bundesweiten Durchschnitt seien 25 bis 30 Prozent der Zecken mit Erregern der Lyme-Borreliose infiziert, FSME liege dagegen nur im Prozent- oder gar Promillebereich. „In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion weiterhin vor allem in Baden-Württemberg und Bayern, in Südhessen und im südöstlichen Thüringen“, heißt es beim RKI.

Die Experten raten, Gebiete mit Unterholz oder hohem Gras zu meiden. Wichtig ist es, Kleidung und Haut nach einem Aufenthalt im Grünen abzusuchen. Spaziergänger können sich die Hosenbeine in die Socken stecken und Abwehrmittel verwenden. Für die Behandlung der FSME gibt es keine Medikamente. Daher raten Ärzte zur Schutzimpfung. Gegen Borreliose gibt es keine vorbeugende Impfung. Nicht-infizierte Zecken sind lästig, aber harmlos.

Hilfreich ist eine spezielle Zeckenzange oder sogenannte Zeckenkarte. Die Parasiten dürfen nicht gequetscht werden, sonst gelangen die Viren und Bakterien in den Körper des Wirts. Anschließend sollte der Biss desinfiziert werden.

„Bei der Beweidung durch Wiederkäuer kann das Risiko, einer infizierten Zecke zu begegnen, um mehr als das Fünfzigfache sinken“, sagt Richter. Nutztiere wie Rinder, Schafe oder Ziegen, aber auch Wild, etwa Rehe und Hirsche, würden die Borrelien nicht aufnehmen. „Infizierte Tiere werden beim Saugen sogar von diesen Erregern befreit“, betont Matuschka.

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