Wie Anleger der Inflation trotzen

Wer sich umfassend informiert und die richtige Bank wählt, kann auch zu Zeiten der Teuerungsrate Profit machen.

Düsseldorf. Seit Jahresanfang liegt die Teuerungsrate über der kritischen Marke von zwei Prozent. Experten rechnen 2011 mit einer Durchschnitts-Inflation von 2,4 Prozent — höher lag sie in den vergangenen 15 Jahren nur 2008 mit 2,6 Prozent. Als Reaktion auf den Preisauftrieb hat die Europäische Zentralbank (EZB) im April den Leitzins auf 1,25 Prozent angehoben. Weitere Zinserhöhungen für 2011 stehen im Raum.

Inflation treibt nicht nur die Preise, sie entwertet auch Geldvermögen. Bei drei Prozent Inflation bleibt von 1000 Euro nach zehn Jahren nur ein Gegenwert von 744 Euro. Welche Anlagestrategie wirkt dem entgegen?

Tagesgeld: „Oberstes Ziel der Geldanlage sollte ein angemessener Inflationsausgleich sein“, sagt Georg Plötz, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern. Tagesgelder hätten aufgrund ihrer variablen Verzinsung den Vorteil, dass die Zinsen automatisch mit steigendem Marktzins wachsen. Damit sich Bankguthaben nicht entwerten, sollte das Tagesgeldkonto mindestens so hohe Zinsen abwerfen wie die aktuelle Inflationsrate. Derzeit gelingt das mit der NIBC-Direct (2,4 Prozent) oder der Bank of Scotland (2,3 Prozent).

Bedingungen: Viele Banken gewähren den angebotenen Topzins nur Neukunden oder wenn frisches Geld zur Bank fließt. Andere verzinsen erst ab einer bestimmten Mindestanlage. Tückisch sind Angebote, bei denen der Zinssatz ab bestimmten Beträgen sinkt, etwa beim Tagesgeldkonto Plus der Comdirect Bank, die ab 5000 Euro statt 1,75 nur 1,0 Prozent zahlt.

Die luxemburgische Advanzia-Bank bietet zwar unschlagbare 2,96 Prozent Zinsen für Neukunden — aber erst ab 5000 Euro Mindestanlage, zugleich ist Quellensteuer fällig, weil man für die ausländische Bank keinen Freistellungsauftrag erteilen kann. Zuviel gezahlte Steuern lassen sich nur über die Steuererklärung zurückholen.

Positiv: Einzelne Anbieter geben für variable Tagesgelder Zinsgarantien. So schreiben ING-Diba und Hanseatic Bank Neukunden 2,0 Prozent Zinsen für sechs Monate fest, Cortal Consors sichert 2,3 Prozent für ein ganzes Jahr. Die Bank of Scotland verspricht, dass ihr Tagesgeld stets mit einem Satz rentiert, der über dem Leitzins der Europäischen Zentralbank liegt.

Festgeld: Wer Spargelder längerfristig festlegt, kann höhere Zinsen erzielen. Da niemand weiß, wie hoch Inflation und Sparzinsen klettern, empfiehlt Finanzexperte Plötz eine Dreifach-Strategie: „Ein Drittel des Guthabens in Tagesgeld, das zweite Drittel in einjähriges und das dritte in vierjähriges Festgeld bzw. Sparbriefe anlegen.“ Damit könne man einerseits von weiter steigenden Zinsen profitieren und andererseits für einen Teil des Geldes schon jetzt hohe Zinsen kassieren.

So gibt es für vierjährige Festgelder inzwischen über vier Prozent Zinsen, etwa bei der ABC Bank mit 4,2 Prozent. Etwas weniger Ertrag offerieren die Grenke Bank mit 3,9 Prozent und die Bausparkasse Mainz mit 3,41 Prozent Zinsen. Bei einjährigem Festgeld findet sich mit der IKB Direkt ein Topzins-Anbieter. Die Online-Tochter der Deutschen Industriebank AG zahlt 2,8 Prozent Zinsen.

Verbraucherschützer Plötz hält Einlagen bei der einstigen Problembank nicht für riskant, da „es eine staatliche Garantie bis zu 100 000 Euro pro Kunde gibt“. Da Festgelder unkündbar sind, ist der Anlagezeitraum zu überlegen.

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