Was hilft bei Multipler Sklerose?

Die Diagnose ist ein Schock. Aber es gibt Therapien, die die Krankheit verzögern.

Düsseldorf. Ein Kribbeln im Arm, kurze Sehstörungen, Gleichgewichtsprobleme. In den meisten Fällen sind das harmlose Aussetzer, die viele in Stress-Situationen schon einmal erlebt haben. In anderen Fällen ist es für die Betroffenen ein entscheidender Einschnitt: Diagnose MS, Multiple Sklerose. Rund 100000 Menschen deutschlandweit sind betroffen und noch immer gibt es massive Vorurteile gegen die Krankheit. Die Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft (DMSG) bemüht sich, mit den gängigsten Vorurteilen aufzuräumen: MS ist nicht ansteckend, nicht tödlich, nicht erblich, kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Auch führt MS nicht zwangsläufig zu einem Leben im Rollstuhl.

Multiple Sklerose ist eine physische Erkrankung des Nervensystems, die ganz unterschiedlich verlaufen kann. Meist beginnt sie im frühen Erwachsenenalter. Bei MS entstehen Entzündungsherde im Bereich von Gehirn und Rückenmark. Genauer gesagt, auf der Schutzschicht der Nervenbahnen. Im Bereich der zerstörten Schicht können Impulse nicht richtig weitergeleitet werden, es kommt zu Störungen wie Kribbelgefühlen, Sehstörungen und häufigem Stolpern. Je nachdem, welcher Bereich des Nervensystems geschädigt wurde, sind andere Beeinträchtigungen möglich.

Im Anfangsstadium treten die Symptome in Schüben auf, die Störungen verschwinden nach einigen Stunden oder Tagen wieder. Im weiteren Krankheitsverlauf kommen neue Probleme hinzu. Berichtet wird häufig von Inkontinenz, Lähmungserscheinungen, Gleichgewichtsproblemen und Müdigkeit.

Gerade im späteren Verlauf bilden sich die Beeinträchtigungen auch nicht mehr vollständig zurück, so dass es über die Jahre zu einer Häufung und Verschlechterung der Beschwerden kommt. Geschwindigkeit und Schwere sind dabei von Patient zu Patient unterschiedlich. Manche können nach 20 Jahren noch selbstständig laufen, andere sitzen nach kurzer Zeit im Rollstuhl. Diese Vielgestaltigkeit macht es schwer, MS auf Anhieb zu erkennen. Die Kernspintomografie ist eine Möglichkeit. Hundertprozentige Sicherheit bringt aber nur eine Untersuchung des Nervenwassers.

Bis heute gibt es keine Heilungsmöglichkeiten für MS. Es ist mittlerweile aber gelungen, den Verlauf der Krankheit zu verzögern. Die Therapien sind dabei so vielseitig wie die Krankheit selbst.

Akute Schübe werden häufig mit Cortison behandelt. Als Langzeittherapie haben sich Medikamente durchgesetzt, die in regelmäßigen Abständen subkutan - also unter die Haut, nicht ins Blut - injiziert werden. Dafür muss der Erkrankte nicht zum Arzt, sondern kann sich die Spritzen zuhause selbst setzen. Diese Medikamente, wie beispielsweise Betaferon, Avonex oder Copaxone, beeinflussen das Immunsystem dahingehend, dass eine Verlangsamung der Krankheit eintritt. Eine Wirkungsgarantie gibt es aber nicht - dafür ist die MS zu vielgestaltig.

MS befällt Frauen häufiger als Männer, und das oft in einem Alter, in dem die meisten kleine Kinder haben. Verheimlichen ist sinnlos, denn gerade Kinder sind sehr sensibel. Aber: Wie erklärt man seinem Kind MS? Das Buch "Benjamin - meine Mama ist besonderS" bietet Hilfe. In ihrem Buch erzählt die selbst an MS erkrankte Autorin Stefanie Lazai einfühlsam, wie Benjamin lernt, was MS ist. Das Buch kostet 12,90 Euro. Je ein Euro geht an die DMSG.

Krankengymnastik Die Krankengymnastik soll den motorischen und den Sensibilitätsstörungen, die durch MS entstehen, entgegenwirken. Die Therapie muss individuell zwischen dem Betroffenen, dem Therapeuten und dem behandelnden Neurologen entwickelt werden. Die Therapie umfasst mehrere Bereiche, darunter vor allem Gleichgewichtsschulung und Erhaltung der Bewegung.

Akupunktur Aktuell wird die Akupunktur zur Behandlung von MS-Symptomen kritisch gesehen. Begründung: die MS ist eine zu unspezifische Erkrankung. Dem gegenüber stehen Berichte von MS-Patienten, die mit der Anwendung von Akupunktur sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Bis jetzt gibt es allerdings keine klinischen Studien zur Behandlung von MS durch Akupunktur.

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