Ultraschall-Bürste kommt auf den Prüfstand

Das Gerät ist der neueste Hit. Ob es wirklich wirkt, ist bislang nicht bewiesen.

Düsseldorf. Verkaufs-Hit, Ultraschall-Revolution: Mit viel Getrommel wird seit kurzem für eine Zahnbürste geworben, die anders als herkömmliche Zahnbürsten nicht mechanisch durch Reibung säubert, sondern nur mit Ultraschall und - das ist der Clou - mit "Mikrobläschen". Der Ultraschall soll seine Wirkung allein über eine spezielle Zahncreme entfalten und "Millionen" von kleinen Bläschen bilden, die laut Hersteller "in kleinste Zahnzwischenräume" eindringen und dort durch "Implosion alle Verunreinigungen" entfernen.

Ob dieses System funktioniert, müsse durch Studien erst bewiesen werden, urteilt Prof. Dr. Stefan Zimmer, Fachzahnarzt für Öffentliches Gesundheitswesen und Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke. Ultraschall wird in der Zahnheilkunde seit langem eingesetzt, bei Zahnbürsten hat es sich aber bislang nicht durchgesetzt. Aktuelle elektrische Geräte arbeiten nur mit Schall, also mit weniger Schwingungen (z.B. 250 pro Sekunde).

Prof. Zimmer: "Ultraschall wird in Zahnarztpraxen zur Zahnsteinentfernung eingesetzt, dabei wird der Ultraschall über einen harten metallischen Haken übertragen. Ob das auch über weiche Borsten funktioniert, bezweifle ich." Eine elastische Bürste könne einer Bewegung mit über einer Million Schwingungen pro Sekunde vermutlich nicht folgen.

Auch ob die Zahnzwischenraumreinigung mittels Bläschen möglich ist, sei nicht bewiesen. "Dazu gibt es keine Daten." Der Hersteller Emag verweist auf Langzeitstudien u.a. an Kliniken in Maastricht, Lüttich und Tel Aviv. Erste Zwischenberichte sollen noch dieses Jahr veröffentlicht werden. Doch Stefan Zimmer bleibt auch zur angegebenen Stoffwechselanregung im Zahnfleisch skeptisch: Ultraschall könne nur während des Putzens das Zahnfleisch stimulieren und straffen, "das ist ein extrem kurzzeitiger Effekt". Auf jeden Fall, mahnt Zimmer, sollte man zur wichtigen Zahnzwischenraum-Reinigung weiterhin Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen benutzen.

Vorsicht bei dem angebotenen Produkt mit Zahnsteinentferner: Hugo Hosefelder vom Hersteller Emag AG gibt zu, dass die Anwendung des Zahnsteinentferners "sehr vorsichtig erfolgen muss, um nicht den Zahnschmelz zu beschädigen". Deshalb biete man ihn nicht als Nachkaufteil an. Die Bundeszahnärztekammer betont: Eine Zahnsteinentfernung sollte man nur beim Arzt machen lassen.

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