Trends: Streber kommen in Mode

Zurzeit erobert der Retro-Look die Straßen. Wer etwas auf sich hält, trägt Hornbrille.

Düsseldorf. Biedere Pullunder, Kordjackets, Karottenhosen, Tweed-Anzüge aber auch knallige Shirts mit Aufdrucken und nicht zu vergessen, die überdimensionale Hornbrille — was vor einigen Jahren kaum jemand freiwillig angezogen hätte, ist heute der Trend. Hauptsache Retro. Die rückwärtsgewandten Stile unterscheiden sich aber.

Eines steht außer Frage: Der Nerd ist in. Als Nerds bezeichnet man Sonderlinge, die, die in der Schule ausgelacht wurden, Typ Computerfreak. Microsoft-Gründer Bill Gates ist sozusagen der Vorzeige-Nerd. Und er hat bewiesen, dass ein Nerd kein Trottel sein muss. Es ist eigentlich kein Wunder, dass im Zeitalter von Smartphone, Tablet-PC und dem World Wide Web nicht mehr der Schönling, sondern der Nerd angesagt ist. Er wird auch gern als Hipster oder Geek („Streber“) bezeichnet wird. Aber Bezeichnung hin oder her — gewöhnungsbedürftig bleibt die Mode.

Die aktuellen Kollektionen bestehen einerseits aus knalligen Farben im Stil der 70er-Jahre, andererseits aus Farben, die eigentlich gar keine Farben sind — beige-matschig trifft es vielleicht ganz gut. Anziehsachen in dieser Couleur passen allerdings hervorragend zu den Jutebeuteln — ganz simple Einkaufsbeutel — , die der Hipster sich lässig über die Schulter wirft, während er seine Bio-Limonade in einer beliebigen deutschen Großstadt trinkt. Vorzugsweise in Berlin.

Unterstützt wird die aktuelle Mode durch Fernsehserien, in denen Nerds die Helden sind. Während „IT Crowd“ hierzulande noch ein Geheimtipp ist, hat „Big Bang Theory“ auch bei uns viele Fans. In den USA schon lange ein Kult, zeigt jetzt auch Pro 7 die dritte Staffel der US-amerikanischen Serie im Abendprogramm.

„Big Bang Theory“ handelt von vier befreundeten Wissenschaftlern, die gemeinsam an der Uni arbeiten. Ihre Hobbys: Drachen steigen lassen, Computer-Spiele, Roboter bauen, Physik-Theorien und natürlich Comics. Nur ihre hübsche blonde Nachbarin, Aushilfskellnerin Penny, lebt in der „wirklichen“ Welt und bringt das Leben der Nerds durcheinander.

Während der Nerd-Look aber eher etwas schluderig aussieht, gibt es auch schickere Retro-Kleidung, angelehnt an die 50er und 60er Jahre. Fernsehserien wie „Mad men“ oder „Pan Am“, die in den 60ern spielen, befördern Bleistift- oder Tellerröcke, Blümchenmuster und halterlose Strümpfe wieder in die Kaufhäuser.

Warum Retro so angesagt ist? Den sogenannten Modebewussten gilt es mit ihrer Kleidung möglichst alternativ, gegen den Mainstream und individuell zu sein. Retro wirkt authentisch — so der Glaube. Denn sehr viel ausdrücken kann man mit Hornbrille und „Chucks“-Turnschuhen schon lange nicht mehr, weil jeder Zweite sie trägt. Au revoir Persönlichkeit.

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