Studie: Jugendliche sind kaum aufgeklärt

Gerade beim Thema Verhütung haben Jungen und Mädchen extreme Wissenslücken.

München. Die Pubertät ist für Jugendliche die Zeit des Umbruchs: Sie spüren erstmals ihre Sexualität und sind zum ersten Mal verliebt.

Doch was sie fühlen und was sie wirklich über Verhütung und Liebe wissen, bleibt dem Rest der Welt meist verborgen. Diese Fragen will jetzt die "Dr.-Sommer-Studie 2009 - Liebe, Körper", beantworten, die gestern vorgestellt wurde.

"Gerade in Sachen Verhütung gibt es noch viele Irrtümer und Wissenslücken", sagt Marthe Kniep. Sie ist die Leiterin des Beratungsteams "Dr. Sommer" der Jugendzeitschrift "Bravo".

So glauben beispielsweise 26 Prozent der Befragten, dass die "Pille danach" ein normales Verhütungsmittel ist, und 63 Prozent sind sich sicher, dass man immer bei ungeschütztem Sex schwanger wird.

2006 gab es diese repräsentative Befragung von Jugendlichen erstmals. Damals gaben 14 Prozent der Befragten an, schon einmal Sex ohne Verhütung gehabt zu haben.

In der Studie 2009 verdoppelte sich der Anteil auf 28 Prozent. Nicht bestätigt habe sich das Klischee, dass Jugendliche immer früher Sex haben: "Die Mehrheit erlebt ihr erstes Mal nach wie vor mit 16, 17 Jahren", sagt Kniep.

Dagegen verlieben sich die Jugendlichen immer früher und haben auch eher einen festen Partner. So waren 53 Prozent der 11-jährigen Mädchen schon einmal verliebt (2006: 25 Prozent) ebenso wie 32 Prozent der Jungen ( 2006: 5 Prozent). Die erste Partnerschaft haben sie im Alter zwischen 13 und 15 Jahren (2006: 14 und 16 Jahren)

Erschrocken sind die Experten darüber, dass immer mehr Mädchen unzufrieden mit ihrem Aussehen sind: "Die Körperzufriedenheit hat abgenommen in den vergangenen drei Jahren, das bereitet uns Bauchschmerzen."

27 Prozent der befragten Mädchen möchten gerne schlanker sein, 2006 äußerten nur 18 Prozent diesen Wunsch. Dabei ergab eine Auswertung von Größe und Gewicht der Befragten, dass 78 Prozent normalgewichtig sind.

Ein Drittel der Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren gab außerdem an, beim Essen ein negatives Gefühl und ein schlechtes Gewissen zu haben.

Kniep will jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen den Ergebnissen und TV-Casting-Shows herstellen, in denen Jugendlichen makellose Idealkörper vorgeführt werden. Sie kritisierte aber, dass nach wie vor ein extrem schlankes Schönheitsideal propagiert werde.

Kniep rät, das Selbstbewusstsein pubertierender Mädchen zu stärken: "Man sollte öfter mal Komplimente machen und keine leichtfertigen Kommentare zur Figur abgeben." Gerade in der Pubertät sei die Gefahr groß, an Essstörungen zu erkranken.

Von einer oft zitierten "Generation Porno" kann laut den Studienverfassern jedoch nicht die Rede sein: ein Prozent der Mädchen und acht Prozent der Jungen schauen regelmäßig Pornografie.

35 Prozent der Jungen geben zu, "hin und wieder" zu konsumieren. Dennoch: 57 Prozent aller befragten Mädchen und 67 Prozent der Jungen hatten schon Kontakt mit pornografischen Bildern oder Filmen.

Der Konsum nimmt aber bei den 13-Jährigen deutlich zu: 35 Prozent der 11- bis 12-Jährigen im Vergleich zu 74 Prozent der 13- bis 17-Jährigen.

38 Prozent der Jugendlichen surfen aktiv entsprechende Seiten im Internet an, 18 Prozent haben pornografische Bilder auf dem Handy gesehen. Die Hälfte der Jugendlichen schaut mit Freunden, 33 Prozent gucken allein.

Alarmierend sind laut den Verfassern die Zahlen zum Alkoholkonsum: 7 Prozent der 11- und 12-Jährigen und jeder zweite 14-Jährige war schon mal betrunken.

Einen totalen "Filmriss" hatten bereits 36 Prozent der Teenager zwischen 14 und 17 Jahren. Alkohol werde meistens auf Partys und mit Freunden getrunken. Ein Drittel aller Befragten, die überhaupt schon mal Alkohol getrunken hatten, gab an, ihn auch zu Hause im Kreis der Familie getrunken zu haben.

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