Studie: Frauen flirten zaghaft, Männer offensiv

Ihm sieht man sein Interesse an. Doch ihre Signale bemerkt kaum jemand.

Düsseldorf. Schon Immanuel Kant sagte: "Der Mann ist leicht zu erforschen, die Frau verrät ihr Geheimnis nicht." Nun ist der Königsberger Philosoph sicherlich nicht gerade als Frauenexperte in die Geschichte eingegangen. Doch in einem Punkt hatte er Recht: Eine aktuelle Studie zeigt nämlich, dass man einer Frau zumindest kaum ansieht, ob sie flirtet.

Ein Forscherteam der amerikanischen Indiana University spielte 54 jungen Männern und Frauen die Filmaufnahmen eines Speed-Datings vor. Auf solch einer Veranstaltung bekommt man als Single gleich mehrfach Gelegenheit, einen anderen Single kennen zu lernen - doch jeder hat dafür nur sieben bis acht Minuten, danach muss der Mann weiter zum nächsten Tisch, zum nächsten Date.

Der besondere Haken an dem Speed-Dating der Studie war: Es wurde in Berlin aufgenommen, und zwar von einem Team der Humboldt-Universität. Die 54 zuschauenden Probanden jedoch waren allesamt Amerikaner, die kein Deutsch verstanden. Sie mussten sich also beim Betrachten des Videos auf nichtverbale Zeichen wie Mimik, Gestik, Kopfhaltung und Tonlagen der Stimme konzentrieren - und dann eine Aussage darüber treffen, inwieweit sie das Verhalten der einzelnen Dater als konkreten Flirt interpretierten.

Es zeigte sich, dass die Beobachter gerade mal zehn Sekunden brauchten, um sich eine Meinung zum Flirtverhalten der Fast-Date-Konsumenten zu bilden. Ganz schön schnell. Aber oft auch ganz schön daneben. Beim Einschätzen der weiblichen Singles lag man nämlich in der Hälfte aller Fälle daneben. Fünf von denen konnten ihre Interessen sogar so gut vertuschen, dass sie von 80 Prozent der Zuschauer falsch eingeschätzt wurden.

Demgegenüber wurden die Flirtsignale der männlichen Dater relativ zuverlässig erkannt - hier lag die Fehlerquote gerade mal bei 40 Prozent. Das Interessante: Die weiblichen Speed-Dater wurden von den männlichen und weiblichen Beobachtern gleichermaßen falsch eingeschätzt. Frauen merken also genauso wenig wie Männer, ob eine Frau flirtet. Die hohe Fehlerquote beim Einschätzen weiblicher Flirtsignale liegt also nicht daran, dass der Mann - wieder mal - nicht genau hingeguckt hat, sondern daran, dass Frauen ihr Flirtverhalten tatsächlich gut tarnen können.

Bleibt die Frage, warum sie so exzellente Tarnkünsterlinnen sind. Die Forscher vermuten evolutionäre Hintergründe. "Frauen mussten schon immer wählerischer in der Partnerwahl sein", so die Forscher. "Deshalb sind sie geschickter darin, ihre wahren Absichten zu verbergen".

Denn eine falsche Partnerwahl hatte für sie lange Zeit dramatische Folgen: Wurde eine Frau von ihrem Partner verlassen, stand sie mit ihren Kindern ohne Versorgung da. Also behält sie ihre Sympathien und Gefühle erst einmal für sich - das verschafft ihr die Zeit, ihr Gegenüber sorgfältig zu prüfen. Das weibliche Undercover-Flirten ist also tief verwurzelt in Natur und Evolution. Es wird sich demnach in absehbarer Zeit auch nichts daran ändern.

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