RFID: Was soll der Chip an der Jeans?

Datenspeicher sollen sichern, dass das Angebot ständig komplett ist. Firmen: Bedenken sind unbegründet.

Düsseldorf. „Protest gegen Schnüffel-Etiketten“, „Mit Schnüffelchips verwanzte Kleidung“ — für solche Schlagzeilen sorgte kürzlich die Modefirma Gerry Weber wegen RFID-Chips an ihrer Ware. Das Kürzel steht für Radio Frequency Identification: Auf dem am Kleidungsstück befestigten Chip sind die Produktdaten gespeichert. Per Lesegerät kann aus mehreren Metern Entfernung erkannt werden, um was es sich handelt, etwa: Welche Farbe und Größe hat die Jacke, an der sich der Chip befindet?

Als Datenschützer vor einem Gerry-Weber-Geschäft per Lesegerät Passanten scannten und so auch Produktnummern ihrer Kleidungsstücke sichtbar machten, lag der Verdacht auf andere Einsatzmöglichkeiten nahe: Wird da das Einkaufsverhalten gespeichert? Gar ein Bewegungsprofil des Kunden erstellt?

Die schlechte Presse für den Wettbewerber konnte das Bekleidungsunternehmen C&A jedoch nicht davon abhalten, jetzt selbst mit einem solchen Projekt an den Markt zu gehen. Testweise in zunächst fünf Filialen, so auch in Mönchengladbach, werden Chips in Teilen der Jeansbereiche und der Damen- und Kinderwäsche eingesetzt.

Einen Lerneffekt scheinen dabei die Datenschützer-Proteste schon bewirkt zu haben. Unternehmenssprecher Thorsten Rolfes betont, dass der Kunde auf jedem Produkt deutlich sichtbar erkennt, dass dort auf einem Schild von der Größe etwa einer Visitenkarte ein solcher Chip angebracht ist. Der Chip ist also nicht in die Kleidung eingenäht. „Wir informieren unsere Kunden offen in den Filialen“, sagt Rolfes. „Auch darüber, dass sie das RFID-Etikett leicht entfernen können.“

C&A gehe es nicht um individuelles Einkaufsverhalten der Kunden, schon gar nicht um das Erstellen von Bewegungsprofilen, was ja auch gar nicht mehr möglich sei, wenn das Etikett entfernt werde.

Aber warum dann das Ganze? „Unser Ziel ist, die Bevorratung und das Angebot zu optimieren“, sagt Rolfes. Die permanente Bestandsaufnahme, welches Produkt in welcher Farbe und Größe nachgeordert werden muss, lasse sich leicht durchführen, indem man mit dem Lesegerät an dem Warenbestand vorbeigeht. Es müsse nicht jedes einzelne Teil in die Hand genommen werden.

Auch Gerry Weber nimmt die Bedenken von Datenschützern ernst. Nach Auskunft des Unternehmens wird demnächst an der Kasse ein „Kill-Befehl“ ausgelöst: nach dem Bezahlvorgang wird der Chip zerstört. Und: „Es ist technisch sichergestellt, dass sich die RFID-Informationen in unseren Systemen explizit nicht einzelnen Verkaufstransaktionen oder Kunden zuordnen lassen.“

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