Puppenhaus mit Solarzellen

Auf der Nürnberger Messe zeigen rund 2700 Aussteller die neuesten Spieltrends.

Nürnberg. Ob Puppenhäuser aus nachwachsendem Bambus, Autos mit Brennstoffzellen oder Wissensspiele zu Bio-Lebensmitteln: Der Ökotrend erfasst die Spielwarenbranche. Zwischen Herstellern von Plastikpuppen und ferngesteuerten Robotern finden sich vermehrt Firmen, denen die ökologische Herstellung ihrer Produkte am Herzen liegt.

"Es geht uns um die Zukunft der Kinder. Spielzeug soll nicht für die Umwelt schädlich sein", sagt Felicitas Högger von Slowtoys auf der Neuheitenschau der Nürnberger Spielwarenmesse. Das kleine Schweizer Unternehmen baut deshalb sein "Kartonhuus" aus recycelter Pappe, klebt diese mit Weizenstärke zusammen und bedruckt es mit Sojatinte.

Umweltfreundlichkeit war auch für die Firma Hape das Hauptkriterium bei der Materialwahl. "Bambus hat einen unglaublichen Nachhaltigkeitsfaktor, er ist ein Riesenkraut - eigentlich ist er Unkraut", erklärt Thomas Günther. In Asien wachse der vielseitige Rohstoff innerhalb weniger Jahre in schwindelerregende Höhen. Aus dem Gehölz stellt Hape für jüngere Kinder Autos und Hubschrauber her. Zudem zieht ein Puppenhaus, lackiert mit Honigwachs, die Blicke auf sich: Solarzellen auf dem Dach betreiben kleine LED-Leuchten.

Auch Brennstoffzellen finden dieses Jahr den Weg in die Kinderzimmer: Kosmos bringt ein Experimentierset auf den Markt, mit dem Schüler ein Auto per Brennstoffzelle antreiben und den Energiespender Elektrolyse erforschen können. Wissen zu Biokost und gesunder Ernährung fragt hingegen Show-Koch Stefan Marquard im Brettspiel "Küchenlatein" ab.

Mehr als eine Million Produkte werden die knapp 2700 Aussteller aus 60 Ländern ab Donnerstag auf der Spielwarenmesse präsentieren. Sie sind trotz Wirtschaftskrise verhalten optimistisch. "Wir sind eine sehr krisensichere Branche", berichtet Messechef Ernst Kick.

Im vergangenen Jahr war der Umsatz in Deutschland um knapp ein Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen. Die Zukunftsmärkte sieht die Industrie aber trotz stabiler Verkaufszahlen nicht in Europa, sondern in Staaten wie Indien, China und Brasilien.

Mattel feiert auf der Messe lieber die Schönheit: Zum 50.Geburtstag des Klassikers Barbie buhlten Models um Aufmerksamkeit, die nach Vorlage der Modepuppe gestylt waren.

Trotz Spielekonsole und Lan-Partys sterben Brettspiele nicht aus. Im Gegenteil: So nutzt Hasbro etwa bei Cluedo die neuen Technologien, indem aus den Detektiven von einst Geheimagenten werden, die in den Metropolen dieser Welt ermitteln - und immer wieder Hinweise direkt aufs Handy bekommen. Auch Monopoly entwickelte Hasbro weiter: Statt Häuser und Hotels auf Straßen zu bauen, muss inzwischen das ganze Spielfeld mit Gebäuden und Fabriken bestückt werden.

Nicht nur Monopoly, auch andere Klassiker erscheinen 2009 in neuem Gewand. So kommt mit dem feinmotorisch anspruchsvollen Rubick’s 360 ein Nachfolger des Zauberwürfels auf den Markt, bei dem sechs Kügelchen im Innersten von drei ineinander steckenden, durchsichtigen Plastikbällen durch Löcher in jeweils eine Kuhle in der Außenwand befördert werden müssen.

Und Mikado verwandelt sich in Klickado: Die Stäbchen werden nicht mehr aus einem Haufen herausgezogen, sondern dreidimensional rund um ein in der Luft hängendes, magnetisches Zentrum gebaut.

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