Partnerschaft: Das kann bei Bindungsunfähigkeit helfen

Oft sind negative Erlebnisse aus der Vergangenheit die Ursache.

Berlin. Bei manchen Menschen ist es wie verhext. Sie haben zwar zahlreiche Freunde, doch wenn es um Liebe und Partnerschaft geht, ergreifen sie nach kurzer Zeit die Flucht.

Kaum macht der andere gemeinsame Pläne - und sei es nur für das nächste Wochenende - wird ihnen das zu eng. Schnell werden sie von ihrem Umfeld als beziehungsunfähig abgestempelt - obwohl sich so mancher Betroffene nichts sehnlicher als eine Partnerschaft wünscht.

Nicht immer merkt man es einem Menschen in der Kennenlernphase an, dass er Probleme mit festen Bindungen hat. "Oft wird das erst sichtbar, wenn schon eine gewisse Nähe aufgebaut worden ist", sagt der Kommunikations-Coach Karsten Noack.

Am Anfang versuche jeder, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Allerdings gibt es Verhaltensweisen, die auf ein mögliches Bindungsproblem hinweisen. Meldet sich der Partner nur sporadisch? Sagt er kurzfristig gemeinsame Treffen ab? Weicht er aus, wenn es darum geht, auf lange Sicht etwas gemeinsam zu planen? An diesem Verhalten könne man früh erkennen, ob etwas nicht stimmt.

Wer es mit einem augenscheinlich beziehungsunfähigen Menschen zu tun hat, fragt sich schnell, ob eine gemeinsame Zukunft möglich ist. "Das kann man so pauschal nicht sagen", so Noack. Um herauszufinden, wie die Chancen stehen, sollte man über das Thema reden.

Mutige können ihre neue Eroberung darauf ansprechen, was aber oft "nach hinten losgeht", warnt Noack. Der Vorteil dieser Vorgehensweise sei, dass man schnell seine Antwort hat oder merkt, dass der andere mauert. "Dann kann man die Sache schnell abbrechen, ohne bereits viel Zeit und große Gefühle investiert zu haben." Der Nachteil: Der andere kann sich durch die Fragerei in die Enge getrieben fühlen und die Sache von sich aus beenden - obwohl er mit ein bisschen mehr Zeit wahrscheinlich aufgetaut wäre.

Denn oft wünschten sich Menschen mit einem Bindungsproblem einen Partner, sagt Gerrit Grahl. "Doch ihr Problem ist, dass sie viel zu schnell in gewohnte Verhaltensmuster zurückfallen", erklärt der Paartherapeut.

Negative Erlebnisse in der Vergangenheit könnten dafür die Ursache sein. "Ehe man versucht, eine Partnerschaft mit jemandem aufzubauen, der damit bisher immer Probleme hatte, sollte der Grund dafür geklärt werden", rät Grahl. Oft seien diese Menschen in früheren Beziehungen enttäuscht worden. Sie mussten erleben, wie sie betrogen und verlassen wurden.

Auch die Kindheit spielt ein Rolle: Das Problem mit Nähe und Distanz könne schon zu dieser Zeit angelegt worden sein.

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