Laute Handygespräche: Alle sind genervt — aber kaum einer beschwert sich

Die Verkehrsgesellschaften registrieren nur wenige Meldungen wegen zu lauten Telefonierens.

Düsseldorf. Wer in Bus, Bahn oder Zug nicht vom lauten Handygespräch seines Sitznachbarn belästigt werden will, der hat nicht viele Möglichkeiten. Aussteigen ist wohl keine Option. Umsetzen vielleicht. Im ICE können Fahrgäste immerhin in einer Ruhezone Platz nehmen.

Sie befinden sich entweder in Abteilen oder in kompletten Wagen. Nicht nur Telefonate sind tabu. „Alle lärmenden Tätigkeiten sind unerwünscht“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn.

Ein derartiges Konzept gibt es bei der Rheinbahn in Düsseldorf nicht. „Wir setzen auf eine gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Sprecherin Heike Schuster. Schließlich könne man auch schlecht Gespräche von zwei Fahrgästen miteinander verbieten.

Warme Speisen und Alkohol sind bereits seit einiger Zeit nicht mehr in Bussen und Bahnen erlaubt. Eine Ausweitung des Verbots aufs Telefonieren sei nicht geplant.

Auch weil es nur wenige Beschwerden im Kundencenter gibt: Von Juni 2012 bis Juni 2013 haben sich dort lediglich zwei Fahrgäste über zu laute Handygespräche beklagt. „Das heißt natürlich nicht, dass es nur zwei gestört hat“, sagt Schuster. Damit man aber etwas an den Regelungen ändert, müssten deutlich mehr offizielle Einwände vorgebracht werden. Bei der Deutschen Bahn gebe es ebenfalls kaum Beschwerden über unhöfliche Mitreisende, sagt ein Bahnsprecher.

Die Fahrgäste hielten sich in der Regel an die Aufschrift „Psst“ auf den Hinweisschildern in den entsprechenden Bereichen. Wenn doch ein Viel-Telefonierer ins Abteil mit Ruhezone steigt, könne auch das Zugpersonal eingreifen. Uneinsichtige Handynutzer werden im Extremfall des Abteils verwiesen.

Reisende, die auf eine Fahrt ohne private Gesprächsfetzen eines Handynutzers Wert legen, könnten sich leicht auf die Pelle rücken. Lediglich rund ein Drittel der Sitzplätze im ICE befinden sich in Ruhebereichen. Mobiltelefon-Liebhabern steht der Rest zur Verfügung.

Doch auch dort sollte nicht ohne Scham und Rücksicht telefoniert werden, sagt Hans-Michael Klein von der Knigge Akademie in Essen. „Um andere Fahrgäste nicht zu stören, kann man zumindest im Zug aufstehen und beispielsweise im Bereich vor den Türen telefonieren.“

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