Im Trend: Durchblick mit Rand

Nach Metallgestellen oder randlosen Modellen sind jetzt besonders auffällige Brillen gefragt.

Düsseldorf. Lange Zeit war sie verpönt. Dann wurde sie am liebsten dezent und beinahe unsichtbar getragen. Heute gilt sie als Trendaccessoire: die Brille. Wie kürzlich Außenminister Guido Westerwelle demonstrierte, als er mit neuer, schwarzer Hornbrille vor seine Parteikollegen trat. Damit verabschiedete er sich vom jahrelangem unauffälligen Randlos-Modell und setzt jetzt auf markig-markant.

Die sogenannte Streber-Brille („Nerd“) hat Kollege Frank-Walter Steinmeier (SPD) schon länger für sich entdeckt. Er kennt sich aus in Sachen Polit-Brillenmode und hat schon häufig gewechselt. Anfänglich zwar wenig stilbewusst mit winziger ovaler Nickelbrille, die einer Hommage an Harry Potter gleichkam. Später dann aber mit randloser Brille und seit kurzem eben auch mit der großen Schwarzen.

Die hatte vor fünf Jahrzehnten schon Nana Mouskouri für sich entdeckt — nur in runderer Form, die momentan bei Frauen wieder sehr beliebt ist. „Wie in der Mode ist es auch beim Brillentrend so: Alles kommt wieder“, erklärt Jürgen Meyer vom Zentralverband der Augenoptiker.

Den Retro-Brillen-Look leben Stars und Promis schon länger aus. Hollywood-Pirat Johnny Depp kauft man den coolen Exzentriker mit der runden Panto-Brille sofort ab. Jugendschwarm Justin Bieber mag die Gläser (aus Fensterglas?) sogar noch größer und macht aus der Sehhilfe der Intellektuellen von einst damit vollends ein Modeaccessoire.

Keine Frage: Die schwarzen Kunststoffgestelle sind in. Was aber nicht heißen soll, dass es die Klassiker mit schmalen Metallrahmen oder gar randlos nicht mehr geben wird. „Die wird noch viel gekauft. Ich glaube, der Trend geht zur Wechselbrille“, so Optiker Meyer.

Diesen Überblick hat wohl auch Ronald Pofalla (CDU) behalten: Er wechselte ganz entgegen dem Verhalten der Kollegen kürzlich wieder von Nerd-Brille auf ein Modell ohne Rahmen. Umweltminister Norbert Röttgen nahm dies offenbar zum Anlass seinerseits Anfang des Jahres wieder auf ein kräftigeres Modell zu wechseln, um eben nicht verwechselt zu werden. Hauptsache auffallen.

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