Hilfsmittel für einen seligen Schlaf

Nicht selten haben Paare unterschiedliche Angewohnheiten. Hier helfen nur Kompromisse.

Düsseldorf. Die Liste der Schlafgewohnheiten ist lang. Gesprochen wird darüber allerdings nur selten. Dabei gäbe es etliches, was durchaus der Rede wert wäre. "Viele Paare liegen jede Nacht genervt in Deutschlands Betten nebeneinander", weiß der renommierte Schlafforscher Dr.Tillmann Müller von der Uni Münster.

Frauen können nicht einschlafen, ohne vorher ein paar Seiten gelesen zu haben. Männer brauchen unbedingt noch ein paar Töne aus dem Radiowecker, um abschalten zu können. Frauen finden keine Ruhe, weil Männer ständig mit den Beinen zucken und womöglich auch noch anfangen zu schnarchen.

Und beide gemeinsam fürchten, dass es in anderen Schlafzimmern hoch hergeht, während man selbst gerade das Heizkissen ausknipst. Dabei ist die Löffelstellung zum Einschlafen eher bei Frischverliebten angesagt. Denn mit zunehmender Dauer der Beziehung können Platzmangel und Körperbewegungen des Partners zu einem ernsten Problem werden.

Gelegentlich sorgen auch Vierbeiner dafür, dass sich links oder rechts der Bettritze wahre Dramen abspielen. Selbst die zierlichste Hauskatze kann zum raumgreifenden Monster werden, wenn sie es sich ohne Rücksicht auf Vorlieben oder Tabuzonen ihrer Besitzer auf der Bettdecke oder dem Kopfkissen bequem macht.

Dazu kommt noch, dass die nächtlichen Streifzüge der Stubentiger zu einer Quelle unerquicklicher Schlafunterbrechungen werden können. Dafür sorgen aber auch manchmal die Partner selbst, wenn es an Rücksichtnahme auf den Schlafrhythmus des anderen fehlt. "Das Schlafzimmer kann sogar zu einer Kampf-arena werden. Vor allem, wenn einer der Partner die Macht hat, den Schlaf des anderen jederzeit zu stören oder zu beenden", weiß Schlafforscher Gerhard Klösch.

Dabei ist längst nicht nur vom Schnarchen oder von unruhigen Schlafgewohnheiten die Rede. "Langes Lesen vor dem Schlafengehen oder der Wunsch nach Gesprächen mitten in der Nacht sind typische, unbewusste Machtstrategien, um dem Partner die Nachtruhe zu rauben." Spätestens dann sollte über getrennte Betten nachgedacht werden, so der Schlafforscher.

Allerdings sei das gemeinsame Schlafzimmer in vielen Ehen ein Dogma, an dem nicht gerüttelt werden darf. Und schon gar nicht durch die Ehefrau, obwohl es meist die Frauen sind, die sich ein eigenes Schlafzimmer durchaus vorstellen können. Frauen geben an, mit den Jahren egoistischer und pragmatischer zu werden, was Schlafgewohnheiten betrifft. Männern ist es hingegen eher egal, ob sie verkeilt oder zumindest Arm in Arm einschlafen.

Das gemeinsame Schlafzimmer zu verlassen, fällt gerade älteren Ehepartnern schwer. "Das Klischee ist ja, dass man in einer guten Beziehung jede Nacht nebeneinander im Bett liegt. Wer das nicht tut, der ist schon dabei, einen Seitensprung zu begehen", spricht Müller über weit verbreitete Vorurteile.

Dabei sind die Zeiten längst vorbei, als noch galt: Das Bett ist das Barometer der Ehe. "Getrennte Betten sind kein Indiz für eine gescheiterte Beziehung, sondern können ein Beweis dafür sein, dass es einem Paar gelungen ist, einen Kompromiss zu finden. Sie können ein deutliches und sichtbares Zeichen für eine lebendige und dynamische Beziehung sein", glaubt Schlafforscher Gerhard Klösch. Außerdem können getrennte Schlafzimmer die eigene Schlafqualität deutlich verbessern.

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