Großangriff der Wespen

Im Sommer nervt das lästige Insekt am Essenstisch. In diesem Jahr schwirrt es früher als sonst durch die Lüfte.

Düsseldorf. In Biergärten, Straßencafés oder auf Grillpartys schaut in diesem Hochsommer des öfteren ein ungebetener Gast vorbei, der lästiger nicht sein könnte. Er ist gerade mal fünfzehn Millimeter kurz und trägt einen hübschen, schwarz-gelb geringelten Hinterleib. Eigentlich wäre er ganz erträglich, wenn er nicht zu aggressivem Verhalten neigen würde: Denn fühlt er sich bedroht, sticht er unweigerlich zu. Und das tut dann ziemlich weh.

Wespen schwirren in diesem Sommer in großer Population durch die Lüfte. Dieter Uschmann, der ein Unternehmen für Schädlingsbekämpfung betreibt, berichtet: "Wir haben alle Hände voll zu tun." Hunderte Wespennester hat der Kammerjäger mit seinen Mitarbeitern im Düsseldorfer Raum beseitigen müssen. Für ihn steht fest: "Es sind viel mehr Wespen unterwegs als in den vergangenen Jahren."

Im Rheinland ist bereits von einer "Wespenplage" die Rede. Angelockt fühlen sich die Insekten von Ess- und Trinkbarem. Besonders zielstrebig steuern sie ihre Lieblingsspeisen an, nämlich Süßigkeiten und Fleisch. Bei all dem kommen sie dem Menschen in die Quere. Margret Rieger, Expertin der NRW-Landwirtschaftskammer, will allerdings nicht gleich von einer "Plage" sprechen.

"Es entspringt einer subjektiven Wahrnehmung, dass 2009 insgesamt mehr Wespen unterwegs sind als sonst. Wissenschaftlich nachweisen lässt sich das nicht", erklärt sie. Was aber ganz sicher zutrifft, ist die von vielen Menschen gemachte Beobachtung, dass die Wespen früher als sonst aus ihren Nestern ausgeschwärmt sind.

Normalerweise treibe das Wespen-Aufkommen in den Lüften im August auf seinen Höhepunkt zu, sagt Rieger. In diesem Jahr aber fliege der unbeliebte Zeitgenosse bereits im Juli im Großaufgebot umher. Die Ursache ist das milde Frühjahr. "Wegen der warmen Temperaturen im April haben die Wespen früher ihren Winterschlaf beendet", erklärt Rieger.

Die Folge: Die Königinnen haben eher als sonst mit dem Nestbau begonnen. Dadurch erreichen die Staaten schneller ihre maximale Größe. Tritt dieser Fall ein, müssen keine Larven mehr gefüttert werden. "Von diesem Moment an sind die Arbeiterinnen arbeitslos geworden. Sie vagabundieren umher und suchen die Nähe des Menschen", doziert Rieger.

Die auffällig große Wespen-Population im Juli sei letztlich eine "Folge des Klimawandels", analysiert die Expertin. Schließlich ist der Grund allen Übels, der warme Winter, ein typisches Symptom der Erderwärmung.

Wenn es am Essenstisch oder sonstwo zu einer Begegnung mit Wespen kommt, dann lautet - darin sind sich alle Zoologen einig - die wichtigste Verhaltensregel: Ruhe bewahren und hektische Handbewegungen vermeiden. Alles andere interpretiert die Wespe als Angriff - und sticht zu. Ein Akt der Selbstverteidigung.

Wenn es doch zum Stich kommt, schwillt die Haut an der Stichwunde an und rötet sich. Das schmerzt, ist aber nicht ernsthaft gesundheitsgefährdend. Um die Pein zu lindern und den Heilungsprozess zu beschleunigen, rät Bernhard Homey, Leiter der Hautklinik an der Düsseldorfer Uniklinik , die Stichstelle abzukühlen.

Gefährlich wird es erst dann, wenn Allergiker von Wespen gestochen werden. Sie müssen anschließend sofort mit dem Wirkstoff Antihistaminikum oder - in schlimmeren Fällen - mit Cortison behandelt werden.

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